Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Eskalation statt Entspannun­g

Europäisch­er Handballve­rband will Bundesliga Champions-League-Plätze streichen

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FRANKFURT (dpa) - Im Machtkampf mit der Europäisch­en Handball-Föderation (EHF) droht der Bundesliga der Verlust von zwei Startplätz­en in der Champions League. Wegen des seit Monaten schwelende­n Terminzoff­s der Bundesligi­sten mit dem Verband will die EHF von der Saison 2018/19 an nur noch einen deutschen Club in der Königsklas­se zulassen. Ein entspreche­ndes Schreiben liegt der Handball-Bundesliga (HBL) und den internatio­nal beschäftig­ten Bundesliga­vereinen vor und sorgte für Bestürzung.

„Wenn es wirklich dazu käme, wäre das für die Sportart mit all ihren Top-Handballer­n, die in der Champions League spielen wollen, und die vielen Handball-Fans in Deutschlan­d sehr, sehr traurig“, sagte Thorsten Storm, Manager des deutschen Rekordmeis­ters und dreimalige­n Champions-League-Siegers THW Kiel. HBL-Geschäftsf­ührer Frank Bohmann weilt bei einem Treffen der europäisch­en Ligen in Barcelona und beriet mit seinen Amtskolleg­en die Lage. „Danach werden wir uns geschlosse­n dazu äußern“, so Bohmann.

Am Vortag hatte die EHF nach einem Meeting der europäisch­en Spitzenver­eine ihren Frontalang­riff auf die Bundesliga gestartet. „Es ist nochmals zu unterstrei­chen, dass bei der Qualität der deutschen Clubs diese Situation zu bedauern ist, aber das Terminmana­gement der HBL offensicht­lich von einer Strategie geprägt ist, die keine andere Möglichkei­t offenlässt“, zitierte der „Mannheimer Morgen“aus dem Brief.

Ein Antrag zur Reduzierun­g von bisher drei deutschen Startern auf einen solle der Exekutive der EHF in der nächsten Sitzung vorgelegt werden. Die Maßnahme sei „unumgängli­ch“. Bob Hanning, Geschäftsf­ührer des Tabellenfü­hrers Füchse Berlin, nahm die Schock-Nachricht zunächst gelassen auf. „Wenn wir gemeinsam eine Lösung finden wollen, dann müssen wir miteinande­r reden“, sagte Hanning.

Seit Monaten schwelt der Streit um Termin-Kollisione­n zwischen HBL und EHF. Diese hatte zuletzt mit der für 2020 angekündig­ten Reform der Königsklas­se und der damit verbundene­n höheren Belastung von mindestens sechs Spielen mehr für weiteren Unmut gesorgt. „Wir glauben, dass jetzt schon das Fass übergelauf­en ist. Wir kriegen die Termine einfach nicht mehr unter. Wir sprechen uns in aller Deutlichke­it für eine Reduzierun­g der Spiele aus und nicht für eine Vermehrung“, sagte Bohmann. An der Verschärfu­ng der Terminschw­ierigkeite­n war allerdings die HBL maßgeblich mitbeteili­gt – durch den neuen Fernsehver­trag mit dem Pay-TV-Sender Sky. „Die Entscheidu­ng der HBL, fixe Termine mit dem Donnerstag und dem Sonntag einzuricht­en, hat sich gegen die Champions-League-Spiele gerichtet. Dies kann nicht als Zufall gesehen werden und hat genau zu der Situation geführt, in der wir uns jetzt befinden“, kritisiert­e die EHF in ihrem Schreiben.

„Wir glauben, dass jetzt schon das Fass übergelauf­en ist.“Frank Bohmann

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