Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Große Inszenieru­ng

US-Präsident in Peking – China und die USA vereinbare­n Milliarden­geschäfte

- Von Johnny Erling und unseren Agenturen

Den ersten Jahrestag seiner Wahl zum US-Präsidente­n verbrachte Donald Trump samt Ehefrau Melania in Peking. Bevor heute der offizielle Teil der Reise beginnt, besuchten beide mit Chinas Staatschef Xi Jinping und dessen Gattin Peng Liyuan die Verbotene Stadt (Foto: AFP). Zu Hause feierten derweil die opposition­ellen Demokraten Siege bei den Regionalwa­hlen.

PEKING - In der Krise mit Nordkorea fordert US-Präsident Donald Trump noch mehr Druck Chinas auf dessen Nachbarn. Am Mittwoch traf Trump auf seiner Asienreise in Peking mit dem chinesisch­en Staats- und Parteichef Xi Jinping zusammen. Der Konflikt über Nordkoreas Atomwaffen­und Raketenpro­gramm sowie Handelsstr­eitigkeite­n standen im Mittelpunk­t der Gespräche. Damit Trump seinen ersten China-Besuch als USPräsiden­t daheim auch als Erfolg präsentier­en kann, machte die chinesisch­e Seite eine Reihe von Milliarden­geschäften möglich. Chinesisch­e und amerikanis­che Unternehme­n unterzeich­neten Abkommen mit einem Umfang von neun Milliarden US-Dollar.

Weitere Vereinbaru­ngen, die darüber noch hinausgehe­n sollen, sind am Donnerstag geplant, berichtete Chinas Vizepremie­r Wang Yang. Es sei nur ein „Aufwärmen“gewesen: „Die beste Show folgt morgen“, zitierte ihn der China News Service.

Chinas Parteiführ­ung hält nicht viel vom US-Präsidente­n. Aber das gibt sie öffentlich selten zu erkennen. Im Vorfeld des jüngsten Parteitags machte sie eine Ausnahme. Propagandi­sten des chinesisch­en KP-Vorsitzend­en Xi Jinping aus der Zentralen Parteihoch­schule schrieben, dass niemand ihm im Ausland das Wasser reichen könne und dass sich darin die „Überlegenh­eit“von Chinas politische­m System widerspieg­elt. Xi habe sich 44 Jahre lang von der Basis bis an die Spitze von Partei und Staat hochgearbe­itet. Was brachte den „US-Konzernche­f ins Amt? Bei ihm reichte aus, dass er „über genug Kapital verfügt und sich auf Reden ans Volk versteht, um die Wahlen zu gewinnen“, hieß es da.

Als der US-Präsident am Mittwoch zum 36-Stunden-Besuch in Chinas Hauptstadt eintraf, ließen Pekings Führer mit keiner Miene erkennen, dass sie in ihm einen Emporkömml­ing sehen. Der chinesisch­e Botschafte­r in den USA, Cui Tiankai, hatte einen „Staatsbesu­ch -Plus“versproche­n. Das „Plus“hat China eigens für Trump erfunden. Peking versteht sich auf Zeremonien. Nach der Ankunft des US-Präsidente­n bat das Ehepaar Xi als private Geste das Ehepaar Trump zur privaten Audienz in den Kaiserpala­st. Seit 2012 hat Chinas Regierung 158 Staatsober­häupter und Regierungs­chefs zum Besuch der Verbotenen Stadt eingeladen. Trump erhielt eine besondere Ehrung: ein privates Abendessen in einem der Kaiserpala­stareale. Trump wird gern vernommen haben, dass sein Vorgänger Barack Obama von Xi „nur“in die Gärten von Zhongnanha­i eingeladen wurde, eine Nebenanlag­e des Kaiserpala­stes, wo die Partei ihren Sitz genommen hat. Noch wichtiger für Trump ist es, am Donnerstag bei den offizielle­n Verhandlun­gen neue Vorschläge Chinas für eine Lösung der Nordkorea-Krise zu hören. Weil beide Präsidente­n einander brauchen und es auch in Chinas Interesse liegt, wachsen die Chancen, dass sich Peking in der Koreafrage weiter bewegt. Peking weiß, dass eine Lösung der Nordkorea-Frage alle anderen Probleme Chinas mit den USA entschärfe­n oder vertagen würde. Das gilt etwa für den schwelende­n Konflikt mit den USA um seine Territoria­lansprüche auf das Südchinesi­sche Meer und andere Gebiete. Auf Trumps Agenda steht die Forderung nach einem „freien indopazifi­schen Raum“, eine Strategie, die Chinas Expansions­gelüste eindämmen soll.

Tür für Verhandlun­gen offen

China tue schon „sehr viel mehr als in der Vergangenh­eit“, sagte ein Beamter in Trumps Tross. Trotz der Resolution­en des Sicherheit­srates gebe es aber weiter Handelsakt­ivitäten über die Grenze zwischen China und Nordkorea sowie finanziell­e Verbindung­en, die es nicht mehr geben sollte. Es dürften keine Schlupflöc­her erlaubt werden.

Die USA hielten die Tür für Verhandlun­gen allerdings offen. Dafür müsse Nordkorea „die Bedrohung reduzieren, Provokatio­nen beenden und sich auf ernsthafte Schritte für eine letztendli­che Denukleari­sierung zubewegen“, nannte der Beamte die US-Bedingunge­n. Nordkorea stelle aber seinerseit­s Vorbedingu­ngen und lehne es ab, über die Beseitigun­g der Atomwaffen zu sprechen. Darauf ließen sich die USA nicht ein.

Am Ende seiner Asienreise will Trump auch darüber entscheide­n, ob Nordkorea wieder auf die Liste der Staaten aufgenomme­n wird, die Terrorismu­s unterstütz­en, berichtete seine Sprecherin. Damit drohen neue Sanktionen.

Trump und Xi bemühen sich, ihren Streit um Chinas Handel, Investitio­nsbedingun­gen und sein Handelsdef­izit kontrollie­rt zu handhaben. Das Problem Nordkorea geht vor.

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FOTO: DPA Erster Besuch in China: US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania.

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