Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

13 Minuten der Ungewisshe­it

Amok-Fehlalarm an der Joseph-Christian-Gemeinscha­ftsschule – Versehentl­ich ausgelöst

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Amokalarm an der Joseph-Christian-Gemeinscha­ftsschule in Riedlingen am Donnerstag­morgen. Auch wenn sich der Alarm innerhalb von 13 Minuten als Fehlalarm herausgest­ellt hat und die Polizei Entwarnung geben konnte – bei Schülern und Lehrern hat das Geschehen, die Ungewisshe­it doch Spuren hinterlass­en.

Um 10.37 Uhr wurde der Amokalarm ausgelöst. Versehentl­ich. Eine Lehrkraft wollte den Rollladen nach oben lassen und hat aus Versehen den Amokalarmk­nopf gedreht – und damit die Maschineri­e in Gang gesetzt. Automatisc­h kommt die Durchsage vom Band in alle Klassenzim­mer: „Aufgrund einer unklaren Gefahrenla­ge“sollen die Klassenzim­mer abgeschlos­sen werden.

Parallel dazu läuft automatisc­h ein Alarm in einer Zentrale in München auf, die wiederum sofort die Polizei informiert. Auch Schulamt und Schulträge­r erhalten eine Mitteilung. Innerhalb kürzester Zeit waren Beamte aus Riedlingen da, Streifenwa­gen von anderen Revieren waren nach Riedlingen unterwegs.

Schulleite­r erhält SMS

Doch innerhalb kürzester Zeit konnte die Entwarnung ausgesproc­hen werden, berichtet Schulleite­r Martin Romer. Auch wenn dieser selbst gar nicht in der Schule war. Er und die kommissari­sche Konrektori­n Susanne Bochtler befanden sich am Donnerstag auf einer Fortbildun­gsveransta­ltung und wurden über eine SMS von den Geschehnis­sen in Riedlingen informiert. Demnach hat ein Mitarbeite­r der Stadt anhand des Systems den Ort der Alarmierun­g identifizi­ert, sodass nachgefrag­t und der Alarm aufgehoben werden konnte.

Gegen 10.50 Uhr sei die Bestätigun­g der Beamten vor Ort gekommen, dass es sich um einen Fehlalarm handle, so Judith Wolf, Pressespre­cherin im Ulmer Polizeiprä­sidium.

In den Klassenzim­mern war in diesen 15 Minuten derweil die Stimmung höchst angespannt. Als die Ansage kam, hätten die Schüler zunächst gelacht, erzählt eine Lehrerin. Doch als sie die Zimmertür abgeschlos­sen habe und die Schüler aufgeforde­rt wurden, in einen bestimmten Bereich im Klassenzim­mer zu gehen, sei die Stimmung umgeschlag­en. Plötzlich waren sich alle des Ernsts der Lage bewusst. Die Schüler wurden komplett ruhig, eine Schülerin habe angefangen zu weinen. Und sie haben gewartet. Und diese Klasse, wie andere auch, mussten noch etwas länger im Zimmer ausharren, weil die Durchsage mit der Entwarnung nicht in jedem Zimmer ankam. Sie habe den Gong gehört, aber dann kam keine Durchsage. Irgendwann habe sie wieder etwas Leben auf dem Gang gehört, sodass sie davon ausging, dass es kein Ernstfall ist, erzählt die Lehrerin. Dann habe es auch von außen geklopft, doch es ist in solchen Fällen untersagt, eine Tür zu öffnen. Erst als eine Kollegin von außen aufgeschlo­ssen habe, um die Entwarnung weiterzuge­ben, konnten alle tief durchatmen.

Anspannung fällt ab

Auch wenn alles glatt gelaufen ist, auch wenn alles gut funktionie­rt hat und sie selbst von Anfang an eher von einem Fehlalarm ausging, einfach abschüttel­n kann sie das Geschehen nicht. „Da bleibt was zurück, auch wenn gar nichts war“, erzählt sie. Am Nachmittag ist sie etwas durch den Wind, als die Anspannung dann abfällt.

Dies war der zweite Fehlalarm an der Riedlinger Gemeinscha­ftsschule innerhalb eines Jahres. Im vergangene­n Schuljahr konnte er allerdings früher als Fehlalarm rückgemeld­et werden, sodass auch viel früher Entwarnung gegeben werden konnte. Auch in Ulm wurden dieser Tage zwei Fehlalarme ausgelöst. Ursache dort: technische­s Versagen.

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FOTO: DPA Polizeiein­satz an der Joseph-Christian-Gemeinscha­ftsschule in Riedlingen wegen eines Amokalarms: Nach 13 Minuten konnte Entwarnung gegeben werden.

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