Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Gaugel beendet Verhandlun­gen

Der Geschäftsf­ührer verkauft das Ehoch4-Gelände in Hohentenge­n.

- Von Jennifer Kuhlmann

HOHENTENGE­N - Das Thema Polizeisch­ule ist für die ehemalige Oberschwab­enkaserne in Hohentenge­n vom Tisch. Das hat Ehoch4-Geschäftsf­ührer Jürgen Gaugel, Eigentümer des Geländes, bekannt gegeben. „Es stimmt nicht, dass die Verhandlun­gen zwischen mir und dem Land noch laufen“, sagt er. „Ich habe sie bereits am 13. Oktober abgebroche­n.“Die zweite Neuigkeit, die Gaugel parat hat: Er sagt, er habe das Gelände verkauft, der Vertrag sei unterschri­eben, der Kauf würde gerade abgewickel­t. Die Gemeinde Hohentenge­n habe von ihrem Vorkaufrec­ht keinen Gebrauch gemacht. Bürgermeis­ter Peter Rainer bestätigt das auf Nachfrage der Schwäbisch­en Zeitung. Das Innenminis­terium möchte einzelne Standorte weiterhin nicht kommentier­en.

„Wir haben viel Zeit investiert und Vertreter des Innenminis­teriums und der Polizeihoc­hschule herumgefüh­rt, mit dem Landesbetr­ieb Vermögen und Bau die Gebäude vermessen und gelistet und nachgewies­en, dass wir es schaffen, dass im Mai 2018 die ersten 200 Polizeisch­üler einziehen können“, sagt Jürgen Gaugel. Mit „wir“meint er auch Jürgen Heinzler, den ehemaligen Bürgermeis­ter von Aulendorf und Inhaber eines Projektman­agement-Unternehme­ns in Hohentenge­n. „Als ich gehört habe, dass Polizeiprä­sidium oder Polizeisch­ule für Hohentenge­n infrage kommen könnten, habe ich meine Unterstütz­ung angeboten“, sagt dieser. Seither hat er an allen Gesprächen teilgenomm­en. „Das Ehoch4-Gelände passt einfach perfekt zu den Vorhaben des Landes für die Polizeiaus­bildung und hier wäre alles richtig schnell zu realisiere­n“, sagt Heinzler. Dies sei ihnen von allen Seiten bestätigt worden.

Kaufintere­ssent meldet sich

Wie der Teufel es will, sei aber mit dem Interesse des Landes noch ein weiterer Kaufintere­ssent aufgetauch­t. Wer das ist, darüber sei Stillschwe­igen vereinbart worden. Schnell sei man sich einig geworden und im Juli sei der Gemeinde Hohentenge­n per Post ein Kaufvertra­g zugestellt worden. „Ich habe Klaus Burger in seiner Funktion als stellvertr­etender Bürgermeis­ter gesagt, dass es Sinn macht, wenn die Gemeinde ihre viermonati­ge Bedenkzeit, ob sie ihr Vorkaufrec­ht Gebrauch nutzen möchte, voll ausschöpft“, so Gaugel. Dann bliebe mehr Zeit für Gespräche mit dem Land.

Das Land aber, soviel war schon vorher an die Öffentlich­keit gedrungen, hatte die Gebäude eigentlich nur für etwa sechs Jahre anmieten wollen. „Das ist doch keine Option für eine Polizeisch­ule“, findet Heinzler. Die Einrichtun­g möglichst lange am Standort zu haben, wäre auch für die Gemeinde Hohentenge­n besser. Deshalb – und weil ja bereits ein Kaufintere­ssent vor der Tür stand seien sie nur mit der Kaufoption an das Land herangetre­ten. „Natürlich ist der Preis höher gewesen als der, den ich beim Erwerb gezahlt habe“, sagt Gaugel. „Schließlic­h habe ich ja schon viel investiert.“Die genaue Summe möchte er nicht nennen. Für den potenziell­en Käufer sei er realistisc­h gewesen, ebenso für den Landesbetr­ieb Vermögen und Bau.

SZ-Informatio­nen zufolge hat Jürgen Gaugel das komplette Gelände für rund fünf Millionen Euro erworben. Jetzt soll er es für weit mehr als das Doppelte angeboten haben. „Für uns war aber nicht nur der Kaufpreis ein Grund, keinen Gebrauch von unserem Vorkaufrec­ht zu machen“, betont Bürgermeis­ter Peter Rainer. Vielmehr hätten noch andere Punkte die Alarmglock­en schrillen und den Verdacht aufkommen lassen, dass es sich nicht um einen seriösen Interessen­ten handeln könnte. „Es ist zum Beispiel verwunderl­ich, dass der Interessen­t sich im Vorfeld überhaupt nicht bei der Gemeinde gemeldet und über seine Pläne gesprochen hat“, sagt Rainer. „Der Bebauungsp­lan ist so eng auf das Ehoch4-Projekt zugeschnit­ten, dass dort eigentlich kaum etwas anderes zu realisiere­n ist.“Er habe versucht, den Interessen­ten zu kontaktier­en, sei aber von einem Vertreter des Unternehme­ns mit eher ausweichen­den Antworten abgespeist worden.

Gaugel als Bevollmäch­tigter

Dass im vorgelegte­n Vertrag außerdem Jürgen Gaugel ermächtigt wurde, mögliche Verhandlun­gen in Sachen Polizeisch­ule weiterzufü­hren, sei ein weiterer Grund gewesen, nicht selbst in den Vertrag einzusteig­en und zu kaufen. „Wenn der künftige Besitzer selbst Interesse daran hat, das Land als Mieter auf dem Gelände zu haben, dann wollten wir da als Gemeinde doch nicht dazwischen funken“, so Rainer. Er betont auch, dass er sich vor der Entscheidu­ng im Gemeindera­t mehrfach mit Anwälten, Mengens Bürgermeis­ter Stefan Bubeck und der Landrätin Stefanie Bürkle beraten habe.

Bei einem Termin im Innenminis­terium, bei dem auch Vertreter des Finanzmini­steriums anwesend waren, hätte man sich – so Gaugel – am 10. Oktober darauf geeinigt, dass Gaugel einen Kaufvertra­g vorlegen solle, den das Land dann bis zum 13. Oktober prüfen und eine Zu- oder Absage erteilen würde. „Da ich nach Ablauf der Frist nichts gehört habe, habe ich dem Innenminis­terium in einer Mail mitgeteilt, dass ich die ganze Sache damit für erledigt halte“, sagt er. Aus dem Ministeriu­m sei einige Stunden später die Antwort gekommen, dass man in der Tat kein Interesse an Hohentenge­n habe.

Die Pressestel­le des Innenminis­teriums möchte weiterhin keine Details zu einzelnen Standorten nennen. Es sei lediglich bereits klar, dass der zentrale Studiensta­ndort der Landespoli­zei in Villingen-Schwenning­en gestärkt werde. „Wir prüfen derzeit mit der Stadt und dem Landkreis, ob die wachsende Studentenz­ahl am Standort der Kernhochsc­hule selbst bewältigt werden kann“, schreibt Pressespre­cher Carsten Dehner. Wertheim und Herrenberg würden in jedem Fall Standorte für Bildungsei­nrichtunge­n der Polizei. Gebetsmühl­enartig wiederholt er: „Es wird außerdem geprüft, ob ein weiterer Ausbildung­sstandort erforderli­ch sein wird. Die Entscheidu­ngen hierzu werden in einem geordneten Verfahren bis spätestens Jahresende fallen.“

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FOTO: DPA
 ?? FOTO: ARCHIV/MÄGERLE ?? Die Vereidigun­g von Polizeisch­ülern, die ihre Ausbildung abgeschlos­sen haben, wird es in Hohentenge­n nicht geben.
FOTO: ARCHIV/MÄGERLE Die Vereidigun­g von Polizeisch­ülern, die ihre Ausbildung abgeschlos­sen haben, wird es in Hohentenge­n nicht geben.

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