Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Übungsstun­de kostet Vereine zwei Euro netto

Gemeindera­t beschließt Satzung für Nutzungsge­bühren – Bernhard Scherers Antrag wird abgelehnt

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Die Bad Saulgauer Vereine müssen ab dem 1. August 2018 für die Nutzung von Sportstätt­en und Hallenfläc­hen laut einer vom Gemeindera­t am Donnerstag verabschie­deten Satzung zwei Euro netto pro Übungseinh­eit – das entspricht einer Schulstund­e – bezahlen. Dadurch will die Stadt im ersten Schritt etwa jährlich 25 000 Euro einsparen. Ein zweiter Schritt soll spätestens nach der Sanierung der ABC-Halle erfolgen.

Zahlreiche Mitglieder des TSV Bad Saulgau saßen in den Zuhörerrei­hen und verfolgten die Diskussion in der Gemeindera­tssitzung. Der TSV mit seinen etwa 2500 Mitglieder­n hatte in seiner Hauptversa­mmlung im Juli eine Erhöhung der Mitgliedsb­eiträge vertagt. Die Erhöhung wäre notwendig, um den von der Stadt geforderte­n Beitrag bezahlen zu können.

Bad Saulgaus Erster Beigeordne­ter Richard Striegel rechnete vor, dass für den TSV bei etwa 10 000 Übungseinh­eiten Nutzungsge­bühren in Höhe von 20 000 Euro fällig wären. Striegel sprach vor den Wortmeldun­gen von einem „fairen Angebot“und davon, dass es keine Geringschä­tzung des Ehrenamts sei. Für die Freien Wähler sei es – so Josef Berschauer – nicht die Frage, ob sich die Vereine an den Gebühren beteiligte­n, sondern nur in welcher Höhe. Die Freien Wähler wollten aber den Vereinen nicht die Mehrwertst­euer anlasten und forderten deshalb eine Nutzungsge­bühr von zwei Euro brutto anstatt netto.

Marcus Haile sagte, dass es sich die SPD-Fraktion bei diesem emotionale­n Thema nicht leicht gemacht habe, der Satzung zuzustimme­n. „Aber um die Sportstätt­en zu erweitern, brauchen wir die Gebühren“, so Haile, der sich wünscht, dass nun mit großer Überzeugun­gskraft die Mitglieder mitgenomme­n würden. Aus den Reihen der SPD stellte Bernhard Scherer den Antrag, dass die Stadtverwa­ltung von ihrem Steuerbera­ter ein steuerrech­tlich belastbare­s Konzept erarbeiten lassen solle. Der Antrag wurde abgelehnt. Scherer berichtete außerdem davon, dass die Fronten zwischen Stadtverwa­ltung und dem TSV verhärtet seien und warf dem Vorstand des TSV eine Hinhalte- und Mauertakti­k vor.

Regine Reisch von der CDU ergänzte, dass wegen möglichen weiteren Erhöhungen eine große Unsicherhe­it bei den Vereinen herrsche. „Die Vereine wissen einfach nicht, welche Belastunge­n noch auf sie zukommen.“

Martin Blaser, Vorsitzend­er des TSV Bad Saulgau, war Zuhörer und am nächsten Morgen enttäuscht über die mehrheitli­che Abstimmung des Gemeindera­ts. „Seit 18 Monaten kämpfen wir gegen die Nutzungsge­bühren. Und dann dieses Ergebnis.“

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