Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Auch der Landwirt sitzt in Zukunft mehr am PC als auf dem Schlepper
Fachtagung in Friedberg: Digitalisierung und Elektronik schreiten rasant voran
FRIEDBERG (bay) - Zum elften Mal lud das Landratsamt Sigmaringen zu einer Fachtagung für Milchviehhalter ins Dorfgemeinschaftshaus ein. Der Fachbereichsleiter für Landwirtschaft, Gerhard Gommeringer, sprach von gravierenden Veränderungen, welche sich in immer kürzer werdenden Zeiträumen in der Landwirtschaft und insbesondere in der Milchviehhaltung vollziehen. Der landwirtschaftliche Berater Josef Berschauer aus Lampertsweiler gab detaillierte Einblicke in die Entwicklung der Milchviehbetriebe im Zeitraum von 1979 bis 2016.
Gab es vor fast vier Jahrzehnten noch 2960 Betriebe mit Milchviehhaltung im Kreisgebiet, so waren es 2016 nur noch 240; im selben Zeitraum ging die Anzahl der Milchkühe von 27600 auf 13600 zurück, führte Josef Berschauer aus. Drastisch dagegen ist die Milchleistung pro Kuh gestiegen. Mit einem Gesamtvolumen von 80 Millionen Liter Milch pro Jahr nimmt der Landkreis Sigmaringen einen Spitzenplatz in BadenWürttemberg ein.
„In der Landwirtschaft, sprich Milchwirtschaft, steht ein extremer Strukturwandel bevor; was jetzt auf uns zukommt, ist der Hammer“, meinte Gregor Veauthier, Chefredakteur des Fachmagazins für Milcherzeuger „Elite“, aus Münster. Landwirte müssten sich in irgendeiner Form beruflich mit der Digitalisierung auseinandersetzen und beschäftigen, so Veauthier. Das Wohlergehen der Tiere werde einen hohen Stellenwert einnehmen.
Alles wird dokumentiert
„Sitzt der Landwirt künftig mit seinem Tablet-PC auf dem Sofa? Auf dem Schlepper wird er in Bälde auf jeden Fall nicht mehr sitzen, der ist programmiert und selbstfahrend“, führte der Elite-Chefredakteur aus. Die Automatisierung in der Milchviehhaltung wird weiter zunehmen. Ein weiterer Aspekt geht in Richtung Datenerfassung in der Milchwirtschaft. „ Das wird in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein; der Verbraucher will wissen, was Sache ist. Alle Arbeitsabläufe, sowie die Tierhaltung in punkto Gesundheit, werden akribisch dokumentiert.“Dann werde nichts mehr schönzureden sein, vielmehr würden dann nur Fakten sprechen und zählen.