Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Auf Kuschelkur­s

Kind und Haustier können mit sorgfältig­er Vorbereitu­ng gute Freunde werden

- Von David Schwarz

BERLIN/HAMBURG (dpa) - Wo Hund oder Katze mit im Haushalt leben, steht das Tier häufig im Mittelpunk­t. Es wird umsorgt, gepflegt, geherzt. Umso größer kann der Schock für die Tiere ausfallen, wenn die Halter ein Baby bekommen. Auf einmal ist da ein Wesen, das noch mehr Aufmerksam­keit benötigt – und bekommt – als sie. Das Tier unvorberei­tet damit zu konfrontie­ren, sei ein großer Fehler, sagt die Heimtierex­pertin Sarah Ross von der Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten. Sechs Tipps für ein harmonisch­es Verhältnis zwischen Baby und Haustier.

Neuer Tagesablau­f: Ein Baby wirbelt den Tagesablau­f durcheinan­der. Darauf müssen Hunde und Katzen vorbereite­t werden, erklärt Ross. So kann beispielsw­eise die Gassirunde etwas seltener, dafür aber ausgiebige­r ausfallen. Oder das Futter wird jeden Tag zu verschiede­nen Zeiten gereicht, da der Schlafrhyt­hmus der Eltern in Zukunft nicht mehr so regelmäßig sein wird.

Tabuzonen: Ist das Baby einmal da, gibt es meist Bereiche, die für das Tier tabu sind: das Kinderzimm­er, das Bett oder die Couch. Solche Zonen etabliert man besser schon vor der Geburt, dann assoziiert das Tier das Verbot nicht direkt mit dem Baby. Das Verbot kann man nach der Ankunft des Babys gegebenenf­alls auch wieder lockern, erklärt der Hundetrain­er Enrico Lombardi von DogCoach aus Berlin. Dann verbindet das Tier den Freiraum mit dem Kind.

Fürsorge: Tiere haben ein feines Gespür für Veränderun­gen. Ross zufolge berichten Verhaltens­forscher davon, dass Hunde und Katzen Schwangers­chaften wahrnehmen: Sie spürten Unterschie­de in der Stimmung, Haltung und Verhalten. Einige Hunde und mitunter auch Katzen werden sogar besonders fürsorglic­h gegenüber ihrer Halterin. „Es wird vermehrt an ihr gerochen und mehr Nähe gesucht als sonst“, so Lombardi.

Werdende Mütter sollten diese Zuneigung ruhig zulassen und das Tier nicht aus Angst zurückweis­en, empfiehlt Ursula Bauer vom Verein Aktion Tier. Das könnte auch zu einer negativen Verbindung zum Kind führen. Die Gesundheit des Tieres muss natürlich gründlich geprüft werden. Dann spricht aber nichts gegen viel Kontakt mit dem Tier.

Gerüche und Geräusche: „Mit dem Baby kommen fremde Gerüche und seltsame Geräusche ins Haus“, sagt Sarah Ross. Auf diese neuen Reize kann man das Haustier vorbereite­n. Das Abspielen von Aufnahmen typischer Babygeräus­che trägt dazu bei, dass sich die Tiere nach und nach daran gewöhnen. Wenn man diese Aufnahmen abspielt, während das Tier spielt oder ein Leckerli bekommt, verbindet es die Geräusche mit etwas Schönem. Es kann auch sinnvoll sein, sich ab und an mit Babyöl einzucreme­n. Dadurch gewöhnen sich Tiere an die neuen Geruchskul­issen. Ist das Baby geboren, aber noch im Krankenhau­s, kann man auch schon mal Kleidungss­tücke mit nach Hause bringen und dem Tier vorlegen.

Haustier nicht ausgrenzen: Das Haustier reagiert meist mit Neugier auf das Kind. Dies sollte man zulassen und das Tier auf keinen Fall ausgrenzen, rät Biologin Ursula Bauer. Besonders Hunde neigen zu starkem Hierarchie­denken und sollten ermutigt werden, das Kind als Teil des „Rudels“zu akzeptiere­n.

„Der Hund sollte jedes Interesse am Kind positiv bestätigt, aber auch Verhaltens­regeln vermittelt bekommen“, erläutert Lombardi, der auch Kurse zum Umgang mit Baby und Hund anbietet. Die Tiere brauchen aber auch Rückzugsrä­ume. „Das Kennenlern­en muss in einem ruhigen, entspannte­n Rahmen stattfinde­n“, sagt Sarah Ross. Die Tiere sollten das kleine Kind aus nächster Nähe wahrnehmen und riechen dürfen. Einen temperamen­tvollerer Hund kann man auch zunächst an der Leine halten.

Immer ein Auge draufhaben: Das Zusammenle­ben mit Baby und Haustier kann sehr gut funktionie­ren – darin sind sich die Experten einig. Aber: Alleinlass­en sollte man die beiden nie. Das Baby könnte beispielsw­eise aus Neugier etwas zu forsch an den Ohren des Haustieres ziehen und bei diesem damit eine nachvollzi­ehbare Gegenreakt­ion auslösen, erklärt Bauer. Eltern müssen deshalb immer ein Auge auf das Geschehen haben.

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FOTO: BIRGIT LETSCHE Ein Herz und eine Seele: Theresa und Labrador Sam.
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FOTO: SÖNKE TOLLKÜHN/DOGCOACH/DPA Enrico Lombardi von DogCoach erklärt werdenden Eltern, wie sie ihr Haustier auf ein Baby vorbereite­n können.

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