Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Mit Herz und Humor für die Heimat
Der Ostracher Adolf Kirsch engagiert sich seit vielen Jahren für die Vereine.
OSTRACH - Adolf Kirsch ist ein echtes Ostracher Urgestein. Geboren an einem Sonntagmorgen in seinem Elternhaus in der Reinhold-Frank-Straße, ist er sein ganzes Leben in Ostrach geblieben. Seit vielen Jahrzehnten engagieren sich er und seine Familie im Ort in verschiedenen Vereinen. Er ist bekannt wie ein bunter Hund – und das längst nicht nur unter Gleichaltrigen, sondern auch unter jungen Leuten. Das dürfte vor allem an seiner geselligen, humorvollen Art und an seinem ansteckenden Lachen liegen.
1948 schloss Adolf Kirsch die Volksschule ab und begann eine Lehre als Schneider. „Eigentlich wollte ich das nicht“, sagt er. Aber sein Vater und sein Großvater seien auch schon Schneider gewesen und dann habe er im Prinzip keine andere Wahl gehabt. Schließlich begann er seine Lehre bei einem Schneider, der seinerseits bei Kirschs Großvater gelernt hatte. Neun Jahre lang betrieb er seine eigene Schneiderei, bevor er zur Bundeswehr nach Pfullendorf wechselte. Dort arbeitete er als Schneider in der Bekleidungskammer.
Mit 14 in den Musikverein
In seiner Freizeit engagiert sich der 83-Jährige seit Jahrzehnten in vielen Vereinen. Angefangen hat alles, als er 14 Jahre alt war. „1948 bin ich in den Musikverein eingetreten“, sagt er. Fast 50 Jahre lang spielte er Tenorhorn, 32 Jahre war er auch Schriftführer des Musikvereins. Doch die Aufgaben gingen und gehen weit über das Spielen eines Musikinstruments hinaus. Adolf Kirsch organisierte das Eichbühlfest mit, wo er gemeinsam mit seiner Frau Gertrud 30 Jahre lang die Hähnchen zubereitete. Inzwischen hat sein Sohn Wolfgang diese Aufgabe übernommen. Übrigens haben auch seine beiden Töchter EvaMaria und Johanna schon im Musikverein mitgespielt. „Es gab eine Zeit, in der wir zu viert im Musikverein mitgespielt haben“, sagt Kirsch. Auch heute noch hilft er mit, wenn er gebraucht wird. Und was ist seine Aufgabe? „Macher“, sagt er und lacht. Zum Beispiel hilft er beim Bestuhlen für das Jahreskonzert des Musikvereins am kommenden Samstag in der Buchbühlhalle.
Doch der Musikverein ist nicht der einzige Verein, dem Adolf Kirsch verbunden ist. Seit 66 Jahren ist er Mitglied im Fußballclub – und somit derjenige, der aktuell am längsten Mitglied des FCO ist. Auch wenn er schon lange nicht mehr kickt, schaut er sich ab und zu noch Spiele seines Vereins an und ist natürlich auch beim Pfingstturnier im Buchbühlstadion dabei. Außerdem darf er als Mitglied der Bauzemeck-Zunft bei keiner Fasnet fehlen. Die fünfte Jahreszeit bedeutet für ihn mehr als nur feiern. Gemeinsam mit seiner Frau leistete er wertvolle Arbeit, indem er mit ihr mehr als 30 Jahre die Nähstube des Narrenvereins leitete. Ob Bauzemeck, Riedhexe, Hänsele oder Seerose: „In dieser Zeit haben wir einige Hundert Kostüme genäht“, erzählt er.
Viel Arbeit in der Buchbühlhalle
Als inzwischen einziges Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft der Ostracher Vereine (Arge) ist Adolf Kirsch heute noch rund um die Buchbühlhalle aktiv. Die Arge übernimmt bei Veranstaltungen die Bewirtung in der Halle. „Früher sind die Leute extra zum Essen in die Halle gekommen“, berichtet er. Früher hat er mal das Service-Personal eingeteilt, heute bestellt er noch Essen und Getränke. Manchmal kann das ganz schön viel sein: „Einmal hatten wir in einem Jahr zwölf Hochzeiten“, erinnert er sich. Aber die viele Arbeit macht ihm nichts aus. „Wir helfen mit, wo man es braucht“, sagt er und schließt seine Frau Gertrud mit ein. Denn auch sie steht oft in der Küche der Buchbühlhalle.
Und dann ist Adolf Kirsch immer viel Fahrrad gefahren. Das geht inzwischen aber nicht mehr, weil er manchmal Probleme mit dem Gleichgewicht hat. „Das fehlt mir“, sagt er. „Denn mit dem Fahrrad bin ich ganz schön weit herumgekommen.“