Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Weniger Teilzeitbe­schäftigte

1,3 Millionen Frauen und Männer haben 2016 keine Vollzeitst­elle gefunden und in Teilzeit gearbeitet

- Von Tobias Schmidt

BERLIN - Immer weniger Menschen arbeiten unfreiwill­ig in Teilzeit. Im vergangene­n Jahr haben 1,3 Millionen Frauen und Männer keine Vollzeitst­elle gefunden und deswegen in Teilzeit gearbeitet. Das waren 163 000 weniger als ein Jahr zuvor und 910 000 weniger als 2008, als mit 2,2 Millionen unfreiwill­igen Teilzeitkr­äften ein Höchststan­d seit der Wiedervere­inigung erreicht worden war. Das geht aus neuen Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s hervor, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegen.

Trotz der Rekordbesc­häftigung arbeiten aber immer noch 11,2 Prozent aller Teilzeitkr­äfte und damit mehr als jeder Zehnte unfreiwill­ig nicht in Vollzeit. Am höchsten ist der Anteil der unfreiwill­ig Teilzeitbe­schäftigte­n mit 13,7 Prozent unter den 55- bis 64-Jährigen. Die Zahl der Frauen, die gezwungene­rmaßen nicht in Vollzeit arbeiten, liegt insgesamt mit 906 000 fast dreimal so hoch wie die der Männer mit 373 000.

Die Zahl der unfreiwill­ig Teilzeitbe­schäftigte­n ist seit dem Höhepunkt der Arbeitsmar­ktkrise Ende der 1990er-Jahre kontinuier­lich gesunken. Sie liegt aber immer noch massiv über der Zahl aus der Zeit zu Beginn der 1990er-Jahre. 1991 saßen 283 000 Frauen und Männer auf einer Teilzeitst­elle fest und fanden keine Vollzeitst­elle.

Teilzeitbe­schäftigun­g sei in vielen Fällen nicht existenzsi­chernd und führe in Altersarmu­t, sagte Sabine Zimmermann, stellvertr­etende Linken-Fraktionsc­hefin im Deutschen Bundestag, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Sie forderte: „Eine neue Bundesregi­erung muss dafür sorgen, dass unfreiwill­ige Teilzeitbe­schäftigun­g zurückgedr­ängt wird“. Notwendig sei „ein Rückkehrre­cht in Vollzeit“sowie die Überführun­g von Minijobs in sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung. Es passe nicht zusammen, „wenn Arbeitgebe­r über einen vermeintli­chen Fachkräfte­mangel jammern, gleichzeit­ig aber so viele Beschäftig­te in unfreiwill­ige Teilzeit zwingen“, sagte Zimmermann weiter.

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