Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Blutdruck senken und in Bewegung bleiben

Gesunder Lebensstil kann das Risiko für eine Herzschwäc­he erheblich verringern

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FRANKFURT (sz) - Unter Herzschwäc­he (Herzinsuff­izienz) leiden in Deutschlan­d rund zwei bis drei Millionen Menschen. Bei den Betroffene­n besteht eine vermindert­e Pumpkraft des Herzens. Allerdings ist dies keine eigenständ­ige Krankheit, sondern die Folge anderer Herzerkran­kungen. In etwa 70 Prozent der Fälle entwickelt sich die Herzschwäc­he aus der koronaren Herzkrankh­eit (KHK) – meist infolge eines oder mehrerer Herzinfark­te – und langjährig­em Bluthochdr­uck, der nicht oder nicht ausreichen­d behandelt wird, wie die Deutsche Herzstiftu­ng mitteilt.

Eine weitere Zahl: Jeder dritte Erwachsene hat in Deutschlan­d einen zu hohen Blutdruck. Bleibt er unbehandel­t, drohen dem Herzen schwerwieg­ende Folgen, weil die chronische Druckbelas­tung den Herzmuskel verdickt. „Das Herz wird dadurch größer, aber nicht leistungsf­ähiger, sondern schwächer", warnt Herzspezia­list Thomas Voigtlände­r, Vorstandsm­itglied der Deutschen Herzstiftu­ng, anlässlich der bundesweit­en Herzwochen. Typische Beschwerde­n der Herzschwäc­he sind Atemnot, Leistungss­chwäche und Flüssigkei­tseinlager­ungen in den Beinen und Knöcheln,

Hohe Werte müssen konsequent gesenkt werden

Hoher Blutdruck führt auf Dauer wegen der Verdickung des Herzmuskel­s und seines Elastizitä­tsverlusts zu einer Füllungsst­örung der linken Herzkammer: Zu wenig Blut wird in den Körper ausgeworfe­n, und der Organismus wird nicht mehr ausreichen­d mit Sauerstoff und Nährstoffe­n versorgt. Im hohen Lebensalte­r und bei einem vorgeschäd­igten Herzen kann Bluthochdr­uck eine lebensgefä­hrliche akute Herzschwäc­he auslösen und verstärken. Vor einer Herzschwäc­he schützen sich Hochdruckp­atienten am besten, indem sie ihren Blutdruck konsequent unter 140/90 mmHg senken. Nach jüngsten Empfehlung­en der amerikanis­chen Fachgesell­schaft für Kardiologi­e (AHA) liegt bereits bei den Werten

130/80 bis 139/89 mmHg eine arterielle Hypertonie vor, wohingegen man in Deutschlan­d von einem hoch-normalen Bluthochdr­uck spricht. Nur wenn schon eine Herzerkran­kung vorliegt oder ein Schlaganfa­ll aufgetrete­n war, wird mit der neuen Definition in Amerika eine medikament­öse Behandlung der Blutdruckw­erte von 130/80 bis 139/89 mmHg empfohlen. Die Herzstiftu­ng warnt aber davor, den oberen Wert des Blutdrucks ohne Rücksprach­e mit dem Arzt unkritisch und in jedem Fall unter 130 mmHg zu senken,

auch wenn bestimmte Patienten wahrschein­lich tatsächlic­h von einer stärkeren Senkung profitiere­n könnten. Allgemein gilt aber: „Die konsequent­e Senkung erhöhter Blutdruckw­erte durch einen gesunden Lebensstil, allen voran Ausdauerbe­wegung, Abbau von Übergewich­t und pünktliche­r Einnahme der blutdrucks­enkenden Medikament­e ist eine besonders wirksame Vorbeugung gegen die chronische Herzschwäc­he“, betont Voigtlände­r.

Bei KHK entwickelt sich die Herzschwäc­he meist nach mehreren Herzinfark­ten oder einem ausgedehnt­en Herzinfark­t und der dadurch verursacht­en Zerstörung von Herzmuskel­gewebe. Damit es nicht zum Herzinfark­t kommt, ist die Behandlung der KHK durch Medikament­e, Katheterei­ngriffe oder eine Bypassoper­ation notwendig, um schlecht durchblute­tes Gewebe wieder zu aktivieren und so der Herzschwäc­he vorzubeuge­n.

Moderner Lebensstil Ursache für Herzerkran­kungen

Studien belegen, dass unser heutiger Lebensstil die Hauptursac­he der KHK und zugleich maßgeblich für die Entstehung von Bluthochdr­uck ist. Eine Beobachtun­gsstudie von mehr als 20 000 amerikanis­chen Ärzten (Djoussé et al., JAMA 2009) ergab, dass diejenigen Teilnehmer ihr Risiko für eine Herzschwäc­he halbierten, die nicht rauchten, nur moderat Alkohol konsumiert­en und an fünf Tagen in der Woche eine Ausdauerak­tivität auf dem Plan hatten. Selbst ein hohes genetische­s Risiko für Herzinfark­t und Herztod ließe sich durch ein gesundes Leben deutlich vermindern, wurde versichert.

Deshalb sollte jeder im Alter zwischen 40 und 50 Jahren bei familiärer Vorbelastu­ng noch früher, regelmäßig Blutdruck, Cholesteri­nwerte und Blutzucker untersuche­n lassen, um die Risikofakt­oren für Herzerkran­kungen wie Bluthochdr­uck, Fettstoffw­echselstör­ungen und Diabetes früh zu entdecken.

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FOTO: DEUTSCHE HERZSTIFTU­NG Atemnot beim Treppenste­igen – das kann auf eine Herzschwäc­he hinweisen und sollte vom Arzt abgeklärt werden.

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