Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Exzellenzgymnasium für Bad Saulgau
Landesregierung beschließt neue Nutzung für das frühere Aufbaugymnasium.
BAD SAULGAU - Die Entscheidung ist gefallen: Das Land wird auf dem Gelände des früheren Aufbaugymnasiums (frühere japanische Schule) ein Exzellenzgymnasium für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) in Landesträgerschaft einrichten. Am Dienstag erläuterten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Kulturministerin Susanne Eisenmann diese Grundsatzentscheidung der Landesregierung in einer Pressekonferenz. Die Freude über diese Etnscheidung in Bad Saulgau und im Kreis Sigmaringen ist groß.
„Ich bin bewegt und auch dankbar, dass es nach 25 Jahren, seitdem ich mich mit diesem Thema befasse, nun dazu kommen wird“, sagt Rudolf Lehn nach der Bekanntgabe der Entscheidung der grün-schwarzen Landesregierung. Der frühere Lehrer am Störck-Gymnasium und spätere Gründer und Leiter des Schülerforschungszentrums (Sfz) in Bad Saulgau, ist der Ideengeber dieser Art der Förderung im MINT-Bereich. Lehn ist inzwischen pensioniert, aber immer noch ehrenamtlich in Sachen MINT-Förderung aktiv.
Die Idee, ein MINT-Zentrum im früheren Aufbaugymnasiums unterzubringen, hatte er zusammen mit seinem damaligen Kollgen Alfred Epple in einem Brief an MicrosoftGründer Bill Gates in den 90er-Jahren formuliert. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Land das damalige Aufbaugymnasium in Bad Saulgau geschlossen. Doch das Land hatte andere Pläne. Das Schulgebäude im Landesbesitz wurde an die japanische ToinGakuen-Schule vermietet. Die Förderung von Schülern im MINT-Bereich konzentrierte sich fortan auf den außerschulischen Bereich. Dazu wurde in Bad Saulgau das Schülerforschungszentrum Südwürttemberg gegründet. Nach der Auflösung der japanischen Schule im Jahr 2012 kam die Diskussion neu auf.
Neuer Anlauf
Jetzt war die gezielte Förderung von hochbegabten Schülern in den MINT-Fächern in der Schule das Ziel. Einen Vorstoß der CDU im Jahr 2012 hatte die damalige Regierung aus Grünen und SPD abgelehnt. Vorangetrieben hat das Projekt dann die grün-schwarze Landesregierung mit Kulturministerin Susanne Eisenmann. Ein Rolle bei der Neuorientierung dürfte das zuletzt nicht so gute Abschneiden von Schülern aus Baden-Württemberg bei Vergleichsstudien im MINT-Bereich gespielt haben.
Denn das Problem benennt Rudolf Lehn klar. Falls Baden-Württemberg im MINT-Berich nicht ins Hintertreffen geraten möchte, müsse bei der schulischen Förderung von begabten Schülern etwas getan werden. „Unter den 100 besten Universitäten im MINT-Bereich kommen gerade mal sechs aus Deutschland, und die befinden sich alle nicht unter den besten zehn“, so Lehn. Er vergleicht die Situation mit dem Sport. „Beim Sport gibt es sehr wohl eine Förderung in der Breite. Aber jeder schaut auch gerne Spitzenfußball in der Bundesliga“. Kultusministerin Susanne Eisenmann sieht es bei der Pressekonferenz in Stuttgart genauso: „Wir dürfen leistungsstarke Schüler nicht aus dem Blick verlieren.“
Am künftigen Exzellenzgymnasium mit den Klassen 10 bis 12 wird die MINT-Kompetenz leistungsstarker Schüler besonders gefördert. Start soll im Jahr 2020 sein. Der Unterricht an der Schule wird ergänzt durch Projekte in Zusammenarbeit mit dem Sfz und mit Unis. Die Schüler werden aus ganz Baden-Württemberg nach Bad Saulgau kommen, weshalb dem Exzellenzgymnasium ein Internat angeschlossen sein wird. „Ich bin sicher, dass wir solche hochbegabten Schüler haben“, sagt Lehn. Deshalb sei es auch wichtig, dass es eine zentrale Einrichtung dieser Art im Land gebe.
Kooperation mit dem Sfz
Für das Exzellenzgymnasium werden die seit 2012 leerstehenden Gebäude des früheren Aufbaugymnasiums umgebaut und neu genutzt. Auch das in Bad Saulgau existierende Schülerforschungszentrum hat die Entscheidung der Landesregierung positiv beeinflusst. Dr. Rolf Meuther, Vorsitzender des Schülerforschungszentrums Südwürttemberg in Bad Saulgau: „Ich glaube, dass wir durch dieses Gymnasium noch mehr Schüler bekommen, die weiter nach vorne kommen wollen und bei uns weiterforschen“. Das wirke sich auch auf die Spitzenleistungen beim Sfz aus, das schon bisher mit Erfolgen bei international renommierten Wettbewerben aufhorchen ließ. Es sei auch „strukturpolitisch ein wichtiger Schritt“, betonte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Dass das Exzellenzgymnasium nicht in der Nachbarschaft einer Universtität eingerichtet wird, hängt auch mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisisierung zusammen. „Darauf haben wird sehr stark gesetzt“, betont Rudolf Lehn. Bei gemeinsamen Projekten mit Unis sei es nicht mehr unbedingt notwendig, möglichst oft vor Ort zu sein. Damit sei auch eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten möglich.
„Sehr, sehr gute Entscheidung“
„Nicht nur für Bad Saulgau und den Landkreis Sigmaringen ist die Entscheidung, das Exzellenzgymnasium hier zu verorten, eine sehr, sehr gute“, schreibt Bürgermeisterin Doris Schröter in einer Stellungnahme. Die Entscheidung sei außerdem ein „klares Bekenntnis zur Stärkung des ländlichen Raumes“und ein starkes Signal an die Wirtschaft, die bereits heute das Schülerforschungszentrum großzügig unterstütze.
Auch die Landtagsabgeordneten für den Kreis Sigmaringen begrüßten gestern in Stellungnahmen die Entscheidung der Landesregierung. Das grün-schwarze Kabinett habe eine „zukunftsweisende und nachhaltige Entscheidung für unsere Region getroffen“, schreibt Andrea BognerUnden (Die Grünen). „Mich freut es, dass wir Wort gehalten haben und eine solche Exzellenzausbildung auch im ländlichen Raum halten können“, fromuliert CDU-Kollege Klaus Burger. Beide weisen in ihren Mitteilungen darauf hin, dass diese Entscheidung durch die Anstrengung vieler zustande gekommen sei.
Ein Video zu der Entscheidung der Landesregierung finden Sie im Internet unter www.schwaebisch.de/exzellenzgymnasium