Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Musterprofi
Als Zé Roberto den Sprung nach Europa wagte, zahlten die Menschen in Deutschland noch mit Mark, in seinem Heimatland Brasilien hieß der Nationaltrainer Mario Zagallo – und im Tor seines neuen Clubs Real Madrid stand ein gewisser Bodo Illgner. Das war 1997. Die D-Mark ist Geschichte, Zagallo ein alter Mann und Herr Illgner seit 16 Jahren Privatier in Florida.
Nur Zé kickte und kickte und kickte, zuletzt in Sao Paulo bei Palmeiras. Dauerbrenner wurde er genannt, Dauerrenner oder auch Dauerläufer. Mancher Experte rechnete damit, dass er weitermacht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, zumindest aber bis zur Rente mit 67. Jetzt das! Aufgehört hat er. Einfach so. Mit läppischen 43 Jahren. Nach 23 Jahren Profifußball. Nach 1161 Spielen. Gut ein Drittel davon absolvierte er in Deutschland – für Leverkusen, den HSV und die Bayern. Es dürfte sich nicht ein Fan finden, der etwas Schlechtes über ihn sagen würde.
Wie er so lange mithalten konnte? „Meine Kraft ist Jesus“, erklärt der gläubige Christ stets. Warum er so lange so fit war? „Ich bin als Erster da. Zwei Stunden vor Trainingsbeginn. Ich gehe in den Fitnessraum, arbeite an Armmuskeln, Bauchmuskeln.“Die Ernährung? „Ich habe immer anders gelebt. Das beginnt mit dem Frühstück. Nicht zu viel essen. Joghurt. Mittags Pasta. Abends vielleicht Cornflakes mit frischem Saft. Auf keinen Fall Alkohol, dafür aber viel Wasser und Schlaf.“Ein Musterprofi. Ohne Unterhosen-Vermarktungs-Kampagnen-Blödsinn. Ohne Privatjet. Ohne Eskapaden. Ohne Allüren. Vielleicht sollte er doch noch ein bisschen weitermachen. (jos)
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