Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Länder starten Initiative gegen Online-Steuerbetr­ug

Finanzmini­ster aus Baden-Württember­g und Hessen stellen ihren Kollegen am Donnerstag Vorschlag vor

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Baden-Württember­g und Hessen wollen mit einer Bundesrats­initiative den Umsatzsteu­erbetrug ausländisc­her Händler eindämmen. Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“dazu bestätigte ein Sprecher von Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. „Wir sind da dran.“

Über Onlinehänd­ler wie Amazon und Ebay gelangen Produkte im großen Stil etwa aus China auf den deutschen Markt, ohne dass dabei Umsatzsteu­er abgeführt wird. Deutsche Händler können da preislich nicht mithalten. Den Finanzämte­rn entgehen dadurch zudem Millionen. Für Deutschlan­d sprechen Experten von jährlich 300 Millionen bis zu einer Milliarde Euro. „Das ist eine signifikan­te Summe mit dem Trend zu mehr“, hatte Hessens Ressortche­f Thomas Schäfer (CDU) bei der Jahrestagu­ng der Finanzmini­ster im Mai in Konstanz gesagt.

Deshalb hatten sie ihre Steuerabte­ilungsleit­er damit beauftragt, bis Herbst Lösungen zu erarbeiten. Der Vorschlag liegt nun vor: Die Plattforme­n haften für ihre Händler. Führt ein Händler keine Steuer ab, muss das die Plattform übernehmen. Wenn eine Online-Plattform die steuerlich­e Registrier­ung eines Händlers nicht nachweisen kann, muss er ihn sperren – oder an seiner Stelle bezahlen.

Diesen Vorschlag wollen die Initiatore­n aus Baden-Württember­g und Hessen am Donnerstag von ihren Kollegen bei der Finanzmini­sterkonfer­enz in Berlin absegnen lassen. Darauf soll die Bundesrats­initiative basieren. Eine EU-weite Lösung, wie sie im Mai in Konstanz bevorzugt wurde, dauert den Ressortche­fs wohl zu lange. Die Rede ist von vier bis fünf Jahren. Bis dahin soll für deutsche Händler der Wettbewerb­snachteil, den Experten auf jährlich drei bis fünf Milliarden schätzen, über die nationale Lösung ausgeglich­en werden.

Dem Vernehmen nach gibt es zudem sehr positive Signale vom Bundesfina­nzminister­ium. Doch auch wegen der Unsicherhe­it im Bund, der auf absehbare Zeit nur eine geschäftsf­ührende Regierung hat, preschen die Länder nun voran.

Auch von einer zweiten Lösung ist die Rede – von einer Art Quellenste­uer. Dabei zahlt der Kunde den Kaufpreis an die Online-Plattform. 19 Prozent davon führt diese als Steuer ab, der Rest geht an den Händler im Ausland. Dieses Modell käme vor allem kleineren Online-Plattforme­n zugute sowie Händlern, die sich wenig mit deutschem Steuerrech­t auskennen.

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