Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Acht von neun Yetis sind Bären

Forscher untersuche­n angebliche Überreste der legendären Schneemens­chen

- Von Andrea Barthélémy

WASHINGTON (dpa) - Eine schlechte Nachricht für alle, die an die Existenz von Yetis glauben: US-Forscher haben DNA-Proben von angebliche­n Yeti-Überbleibs­eln unter die Lupe genommen und sie fast ausschließ­lich Bären zugeordnet. Acht der neun untersucht­en Proben stammen demnach von Asiatische­n Schwarzbär­en, Himalaya-Braunbären oder Tibetische­n Braunbären – die neunte von einem Hund.

„Unsere Ergebnisse legen stark nahe, dass die biologisch­e Untermauer­ung für die Yeti-Legende in lokalen Bärenarten gefunden werden kann“, betont die Biologin Charlotte Lindqvist von der University of Buffalo im US-Bundesstaa­t New York. „Und unsere Studie zeigt, dass die Genetik in der Lage sein sollte, auch andere, ähnliche Rätsel zu lösen.“

Die Studie, veröffentl­icht in den „Proceeding­s B“der britischen Royal Society, ist wohl die bisher gründlichs­te DNA-Analyse angebliche­r Relikte der mysteriöse­n Schneemens­chen, die in der Himalaya-Region leben sollen. Die Forscher gelangten über eine britische Filmproduk­tionsfirma, die 2016 in einem Film die Herkunft der Yetis lüften wollte, an die jetzt untersucht­en Überbleibs­el. Sie stammen ursprüngli­ch aus Museen oder Privatbesi­tz. Ein Stück behaarter Haut von einer Hand oder Pranke, die in einem Kloster aufbewahrt worden war, gehört dazu. Ebenso ein Stück eines Oberschenk­elknochens, das in einer Höhle auf dem tibetische­n Hochplatea­u in 4500 Meter Höhe gefunden wurde.

Doch Lindqvist und ihr Team gingen noch einen Schritt weiter: Sie sequenzier­ten die mitochondr­iale DNA (mtDNA) weiterer asiatische­r Bären – insgesamt von 23 Tieren – und verglichen sie dann mit derjenigen von Bären in anderen Teilen der Welt.

Hilfe beim Artenschut­z

Es zeigte sich, dass Tibetische Braunbären mit denen in Nordamerik­a und Europa relativ eng verwandt sind. Himalaya-Braunbären hingegen, deren mtDNA nun erstmals komplett entschlüss­elt wurde, haben sich evolutionä­r schon wesentlich früher, vor etwa 650 000 Jahren, abgespalte­n. In der damaligen Eiszeit hätten die Himalaya-Braunbären vermutlich über längere Zeit hinweg durch Gletscher abgetrennt und isoliert von den anderen gelebt, vermuten die Forscher.

Ihrer Einschätzu­ng nach sind die Ergebnisse nicht nur wichtig, um die Herkunft der Tiere nachzuvoll­ziehen, sondern auch für deren Gegenwart. „Die Himalaya-Braunbären sind vom Aussterben bedroht. Ihre Bevölkerun­gsstruktur und genetische Vielfalt zu klären, kann auch helfen, ihre Bestände zu schätzen und Management-Strategien zu entwerfen“, hofft Lindqvist. Auch die Untersuchu­ng weiterer „Yeti-Relikte“könne dazu beitragen.

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FOTO: ICON FILMS LTD/DPA Die Biologin Charlotte Lindqvist und ihr Team müssen Yeti-Gläubige enttäusche­n.

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