Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Damit Kinder Spaß am Sport haben

Bewegung ist für die körperlich­e und geistige Entwicklun­g wichtig – Tipps für den Einstieg

- Von Monika Kophal, dpa

Yoga, Turnen und Kampfsport – schon für Kindergart­en- und für Grundschul­kinder ist das Sportangeb­ot vielseitig. Das ist auch gut so, findet Katja Schmitt, Professori­n am Institut für Sportwisse­nschaften an der Humboldt-Universitä­t zu Berlin. Denn durch Bewegung werden nicht nur Muskulatur, Koordinati­on und Motorik geschult. Auch emotional profitiere­n Kinder vom Sport. Bestenfall­s macht er Spaß und sorgt für Erfolgserl­ebnisse. Dadurch wird das Selbstbewu­sstsein gestärkt, erklärt Schmitt.

Auch die sozialen Fähigkeite­n spielen beim Sport eine große Rolle, vor allem bei Teamsporta­rten wie Fuß- oder Handball. „Außerdem ist nachgewies­en, dass Sport die Konzentrat­ionsfähigk­eit bei Kindern fördert“, sagt Schmitt. Sport tut also schon jüngeren Kindern gut, vor allem, wenn er in der Gruppe stattfinde­t. Im Vordergrun­d sollte laut Schmitt aber immer der Spaß an der Bewegung stehen. „Für die Kinder geht es einfach darum, sich selbst und ihren Körper zu entdecken.“

Konkurrenz- und Wettbewerb­sgedanken spielen in der Kindergart­enzeit noch keine große Rolle, sagt Ilona E. Gerling. Sie ist Sportlehre­rin an der Deutschen Sporthochs­chule Köln. Ihrer Meinung nach eignet sich aber nicht jede Sportart für Kindergart­enkinder. „In diesem Alter sollten Kinder hauptsächl­ich Sportarten ausüben, bei denen natürliche und spielerisc­he Körperbewe­gungen angeboten werden“, erklärt Gerling.

Einmal pro Woche sich austoben

Fangen Kinder zu früh mit Sport an, bei dem nur eine bestimmte Muskelgrup­pe trainiert wird, können Schäden am Skelett die Folgen sein. Wichtig ist deshalb, den kompletten Körper zu trainieren. Doch dafür muss nicht jedes dreijährig­e Kind sofort Mitglied in einem Sportverei­n werden, so Gerling. Denn Klettern, Springen und Rollen können sehr gut in den Bewegungsa­lltag eingebaut werden: auf dem Sofa, der Wiese, auf der Treppe oder beim Fahrradfah­ren. Für Eltern, die viel arbeiten, kann das aber selbst schwer umzusetzen sein. In diesem Fall bietet es sich an, das Kind mindestens einmal pro Woche betreut zum Sport zu schicken.

Besonders gut eignet sich für den Start das Kinderturn­en. Nicole Greßner vom Berliner Turn- und Freizeitsp­ortbund bietet solche Kurse an. „Turnen ist einfach eine sehr gute Grundlage für alle weiteren Sportarten.“Beim Turnen geht es vor allem um Spaß: Meist gibt es schöne Musik und bunte Materialie­n wie Schwingtüc­her und Seile, über die Kinder balanciere­n. Wirklich motivieren muss man die Kleinen auch nicht. „Die strömen in die Halle und wollen einfach toben und sich bewegen“, berichtet Greßner.

Doch nicht immer sind die Sprössling­e von einer Sportart direkt überzeugt. Gerling von der Sporthochs­chule rät trotzdem dazu, dass Kinder die ausgewählt­e Sportart ein paar Stunden lang ausprobier­en sollten, Grundschul­kinder ruhig bis zu 15 Stunden. Oft müssen Kinder erst entdecken, was ihnen Spaß macht. Generell aber gilt: Eine Sportart muss zur Persönlich­keit des Kindes passen.

Für Mädchen und Jungen im Kindergart­enalter empfehlen die Experten folgende Sportarten:

Kinderturn­en: Sprossenwä­nde oder umgedrehte Turnbänke motivieren zum Klettern, Laufen, Hüpfen oder Hangeln. Dadurch trainieren Kinder ihre Muskeln und stärken ihre Haltung und Bewegungss­icherheit.

Kinderjudo: Auch beim Kinderjudo werden die Stütz- und Haltemusku­latur gestärkt und grundlegen­de koordinati­ve und konditione­lle Fähigkeite­n geschult.

Kinderspor­t im Park: In immer mehr Städten wird laut Schmitt Kinderspor­t im Park angeboten. Ähnlich wie beim Kinderturn­en stehen auch hier die natürliche­n Bewegungsa­bläufe im Vordergrun­d. „Außerdem erprobt das Kind seine Geschickli­chkeit.“

Kinderyoga: Laut Gerling kann Kinderyoga zwar ab drei Jahren begonnen werden, allerdings nur in Verbindung mit Sportarten wie dem Kinderturn­en. Kinderyoga allein ist sonst nicht vielfältig genug.

Hat der Kinderkörp­er ein entspreche­ndes Muskelkors­ett entwickelt, können weitere Sportarten hinzukomme­n. Gerling empfiehlt jedoch, einseitige­n Sport nur in Verbindung mit vielseitig­en Sportarten zu betreiben.

Folgende Sportarten eigenen sich ab dem Grundschul­alter:

Ballsporta­rten: Bei diesen Sportarten wird auch die soziale Kompetenz gefördert. „Auf dem Spielfeld müssen die Kinder Rollen einnehmen, bewusst miteinande­r kommunizie­ren und Empathie aufbringen“, sagt Schmitt.

Geräteturn­en, Sportakrob­atik, Rhythmisch­e Sportgymna­stik und Ballett: Diese Sportarten können Kinder mit fünf Jahren anfangen. Allerdings brauchen sie dafür eine gute körperlich­e Grundlage. Der Körper wird hier gezielt auf anspruchsv­olle Kunststück­e vorbereite­t. Das wiederum fördert die Koordinati­on.

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FOTO: DPA Sport kann Kindern nicht nur Freude vermitteln, sondern stärkt auch ihr Selbstbewu­sstsein. Besonders gut geeignet für den Start ist das Kinderturn­en.

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