Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Wahrheit über Männer ab 50
Kabarettist Uli Boettcher sorgt für viele Lacher bei Kabarett- und Mundartwoche
BAD SAULGAU - „Ich trete nicht nackig auf,“, hat Uli Boettcher, Kabarettist und Kleinkunst-Preisträger aus Baienfurt, auf seinem Veranstaltungsplakat versichert, auf dem er nackt posiert. Bei der Kabarett- und Mundartwoche erzählte Boettcher die nackte Wahrheit über das Leben als Mann über fünfzig. In diesem Alter beginne das Recycling zurück zum Säugling, man bekomme einen Silberrücken und lande schließlich beim alten Eisen, im Schrott.
Boettcher freute sich, dass nicht nur Silberrücken, sondern auch die 22-jährige Anja da war. „Wenn Anja Kopfschmerzen hat, liegt es daran, dass sie am Abend vorher gesoffen hat – der Ü 50 weiß: das bleibt“. Er müsse seine Schmerzen als Freunde behandeln. Kein Rücken würde von sich aus Squash spielen. Beim Ü 50 bestimme aber der Körper, was zu tun ist, und da bleibe als einziges das Radfahren, als Vorstufe zum Rollator.
Boettchers großer Traum war in seiner Jugend eine Reise nach Kanada. Später kamen aber andere Komponenten dazwischen wie Studieren oder Heiraten. So endete er „auf dem Canapé statt in Kanada“. Boettcher sagte weiter, er habe 27 Jahre lang „einen guten Job als Abteilungsleiter gemacht“, bis er einen „Grünschnabel“vorgesetzt bekam. Er habe überlegt zu kündigen, denn es sei „nicht zu spät für einen Neuanfang.“Seine Frau stimmte ihm zu, meinte allerdings einen Neuanfang bei der Partnerwahl.
Nach der Pause kam Boettcher auf die Rolle der Mutter zu sprechen: Schon die erste Begegnung mit ihr geschehe zu einem „ungünstigen Zeitpunkt“. Um ihr zu entkommen, würden daher alle Kinder anfangen zu krabbeln. „Erwachsen werden galt für mich nicht“, so Boettcher. Für die Mutter sei man immer noch der „kleine Junge mit der Rotznase“. Selbst wenn er Bundeskanzler wäre, müsse er am Telefon seiner Mutter beteuern: „Meine Fingernägel sind sauber und die Hemden gebügelt“.
Frau verträgt Pille nicht mehr
Auch ein heikles Thema präsentierte Boettcher souverän und witzig: Seine Frau habe plötzlich Haare gehabt „an Stellen, wo man als Frau eigentlich keine hat“. „Ihre Frau verträgt die Pille nicht mehr“, habe die Frauenärztin erklärt und daher eine Vasektomie empfohlen. Uli Boettcher akzeptierte, „was immer das ist“. Erst im Internet entdeckte er später, dass es sich hierbei um einen „terroristischen Angriff auf den Unterleib des Mannes“handelt: „Man überlebt, aber die Jungs sind tot“. Während der Operation habe er von der Zerbombung Dresdens geträumt, „aber Dresden wurde auch wieder aufgebaut.“
Als Zugabe präsentierte Boettcher den Besuchern seine Kampagne „Lass stecken“: Vor drei Jahren habe er sein erstes nagelneues Auto gekauft. Kurz darauf sei ein frei laufender Einkaufwagen in seine Seitentür gerast. „Du hast früher auch besser ausgesehen“, tröstete ihn seine Frau, und die Tochter meinte dazu: „Du wolltest das Auto doch sowieso so lange fahren, bis es schrottreif ist.“Und so verteilte Boettcher an alle Besucher schwarze „Lass stecken!“Chips. „Wir brauchen mehr freilaufende Einkaufswagen“, lautete sein Fazit eines lustigen KabarettAbends.