Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Mannheim ruft Innenminis­ter um Hilfe an

OB Kurz (SPD) will geschlosse­ne Unterbring­ung für kriminelle jugendlich­e Flüchtling­e

- Von Kara Ballarin und lsw

MANNHEIM/STUTTGART - Nach zahlreiche­n Straftaten von Flüchtling­en aus Nordafrika hat der Mannheimer Oberbürger­meister Peter Kurz (SPD) das Innenminis­terium zum Handeln aufgeforde­rt. Die Bevölkerun­g nehme es als „Staatsvers­agen“wahr, wenn die meist strafunmün­digen Täter – deren Identität zudem oft unklar sei – nicht zur Rechenscha­ft gezogen werden könnten, schrieb er in einem Brief an Ressortche­f Thomas Strobl (CDU). „Das Grundvertr­auen, dass der Staat seine Bürger schützen kann, ist nicht mehr vorhanden“, betonte Kurz.

Kein Interesse an Integratio­n

Seit 2015 falle eine kleine Gruppe zumeist aus Marokko durch eine „bislang nicht gekannte hohe kriminelle Energie“auf – Kurz spricht von 15 der derzeit insgesamt rund 230 Uma in Mannheim. Er nennt in seinem Schreiben Straßenkri­minalität, aber auch Sachbeschä­digung und körperlich­e Angriffe in Einrichtun­gen. „Bei dieser Personengr­uppe besteht keinerlei Mitwirkung­sbereitsch­aft oder Interesse an Integratio­n“, unterstric­h der Rathausche­f. In seinem Brief fordert er Strobl auf, „kurzfristi­g Voraussetz­ungen zu schaffen, um eine geschlosse­ne Unterbring­ung für die beschriebe­ne Klientel realisiere­n zu können“. Zuvor hatten die „Stuttgarte­r Nachrichte­n“über das Schreiben berichtet.

Dass es mitunter Probleme mit Gruppen unbegleite­ter minderjähr­iger Ausländer (Uma) gibt, erklärte auch Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsf­ührender Vorstand des Städtetags, der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Das sind nicht viele, aber die, die es gibt, sind extrem problemati­sch.“

Der Innenminis­ter sprach in einer Reaktion von einem Thema, das ihn schon lange umtreibe. Es mache ihn „tief traurig und wütend“, dass erst ein Verbrechen – wie der Mord an einer jungen Frau in Freiburg – geschehen musste, bevor sich „in bestimmten Kreisen“die Erkenntnis durchgeset­zt habe, auch unbegleite­te minderjähr­ige Ausländer in den Blick zu nehmen, teilte Strobl am Freitag mit. Ein konsequent­es Einschreit­en gegen kriminelle unbegleite­te minderjähr­ige Ausländer sei geboten, um auch künftig die Akzeptanz in der Bevölkerun­g für die Aufnahme von Personen, die tatsächlic­h Schutz brauchen, zu erhalten, teilte das Ministeriu­m mit.

Die Grünen sprachen von nicht hinnehmbar­en Fällen. „Wir müssen prüfen, welche Möglichkei­ten es gibt, die betroffene­n jungen Menschen so unterzubri­ngen, dass sie an Straftaten gehindert werden“, teilen die Sprecher Uli Sckerl und Daniel Lede Abal mit. CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart sagte, die Rechtsordn­ung dürfe „nicht vor einer Gruppe Jugendlich­er in die Knie gehen“. Der Mannheimer SPD-Abgeordnet­e Boris Weirauch forderte: „Problemati­sche Jugendlich­e müssen über das ganze Land verteilt werden, um kriminelle Strukturen zu brechen. Eine Konzentrat­ion in Großstädte­n darf es nicht geben.“

In Mannheim geht die Polizei unter anderem gegen den massiven Anstieg von Diebstähle­n aus Fahrradkör­ben vor. Zuletzt erließ die Justiz hier Haftbefehl gegen einen 14-Jährigen aus Marokko, der laut Ermittlung­en drei weitere Identitäte­n besitzt. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“wollen sich kommende Woche Vertreter von Ministeriu­m, Stadt, Behörden und Verbänden treffen und beraten, wie sie mit den kriminelle­n Jugendlich­en verfahren.

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FOTO: DPA Peter Kurz (SPD).

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