Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hübsch, agil und schwer einzufange­n

Die Madagaskar-Taggeckos sind ideale Tiere für Neulinge rund ums Thema Terrarium – Aufwendig ist die Haltung trotzdem

- Von Sabine Maurer

LEIPZIG (tmn) - ImTerrariu­m von Bodo Friedel in Leipzig ist fast immer etwas los. Hier leben drei Madagaskar-Taggeckos zusammen. Wie ihr Name schon sagt, sind sie tagsüber aktiv. „Sie laufen rum oder fressen“, erzählt Friedel. Schon seit 50 Jahren züchtet der Leiter der Abteilung Echsen bei der Deutschen Gesellscha­ft für Herpetolog­ie und Terrarienk­unde diese agilen Tiere. Er kann sie auch in die Hand nehmen, mahnt dabei jedoch zur Vorsicht: „Wenn das Tier entwischt, ist es nur sehr schwer wieder einzufange­n.“

Die hübschen Echsen mit ihrer leuchtend grünen Farbe und den runden Augen gelten als ideale Tiere für Einsteiger. Sie seien relativ unkomplizi­ert zu halten, heißt es von der Fördergeme­inschaft „Leben mit Heimtieren“(FLH) in Overath. Der Deutsche Tierschutz­bund in Bonn warnt jedoch vor der Bezeichnun­g „Anfängerti­er“. Denn auch bei diesen Reptilien sei die Haltung durchaus aufwendig. „Das Terrarium muss ausreichen­d groß sein und strukturie­rt werden, um den Tieren zumindest ansatzweis­e artgerecht­e Bedingunge­n zu liefern“, sagt Sprecher Marius Tünte.

Je nach Unterart – es gibt etwa 65 – können die Tiere zwischen sechs und 30 Zentimeter lang werden. Die FLH rät bei den Hochterrar­ien zu einer Grundfläch­e von mindestens 80 mal 80 Zentimeter­n und einer Höhe von 1,20 Metern. „Darin kann ein Paar leben“, sagt Stephan Schlüter von der FLH.

Da die Geckos als Baumbewohn­er gerne klettern, wird das Terrarium mit Ästen, Bambusrohr­en und Pflanzen mit großen Blättern ausgestatt­et. Der Bodenbelag ist nicht so wichtig, da diese Reptilien nicht graben. Es eignet sich Blumen- oder Walderde, im Fachhandel gibt es spezielle Erde. Boden und Scheiben müssen regelmäßig gereinigt werden.

„Außerdem brauchen sie einen Platz unter einer Wärmelampe mit UV-Licht“, sagt der Züchter Friedel über die sonnenhung­rigen Reptilien. Das Terrarium kann zum Beispiel ins Wohnzimmer gestellt werden, ein Platz direkt am Fenster ist wegen eines drohenden Wärmestaus jedoch nicht empfehlens­wert. Denn die Tiere müssen auf jeden Fall die Möglichkei­t haben, aus der Sonne in den Schatten zu gehen. Dies gilt auch, wenn die Tiere im Sommer draußen gehalten werden.

Die Blätter im Terrarium müssen jeden Tag eingesprüh­t werden, zudem brauchen die ursprüngli­ch aus dem Regenwald stammenden Reptilien einen Wassernapf. Etwa zwei bis drei Mal in der Woche werden erwachsene Tiere mit Insekten gefüttert, Jungtiere brauchen öfters Nahrung. Sehr wichtig ist außerdem die regelmäßig­e Versorgung der Tiere mit Vitamin D3 und Kalzium, erklärt die FLH.

Die Madagaskar-Taggeckos sind Leckermäul­chen, einen süßen Obstbrei zum Beispiel mit Bananen futtern sie sehr gerne. Eine echte Leckerei ist für sie auch Gummi arabicum, ein Pflanzensa­ft. Der Halter muss jedoch darauf achten, dass die Tiere bei ihrem Hang zu Süßigkeite­n nicht zu dick werden. Bei guter Pflege kann ein Madagaskar-Taggecko 20 Jahre alt werden.

Sie können alleine oder mit einem Artgenosse­n gehalten werden. Männchen untereinan­der vertragen sich allerdings überhaupt nicht. In der Natur können sie sich ausweichen, im Terrarium wird vehement gekämpft.

Gekauft werden können diese Tiere im Fachhandel oder direkt beim Züchter. Letzteres ist laut Friedel deutlich günstiger. Die Preise variieren zwischen 50 und mehreren hundert Euro pro Gecko. Manchmal werden Jungtiere im Internet schon für 20 Euro angeboten. „Man sollte kein Tier kaufen, das lethargisc­h ist oder schlecht aussieht“, erklärt Friedel. Das gleiche gilt bei einem nach unten hängenden Maul, dies kann ein Hinweis auf eine bei diesen Tieren häufig auftretend­e Rachitis (Knochenkra­nkheit) sein.

„Der Madagaskar-Taggecko hat den Vorteil gegenüber anderen Arten, dass in der Regel Nachzuchte­n aus Deutschlan­d verfügbar sind und keine Tiere aus der Natur entnommen werden müssen“, sagt Tünte vom Tierschutz­bund.

 ?? FOTO: DPA ?? Madagaskar-Taggeckos (Phelsuma madagascar­iensis grandis) sind Baumbewohn­er.
FOTO: DPA Madagaskar-Taggeckos (Phelsuma madagascar­iensis grandis) sind Baumbewohn­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany