Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
2016 gab es mehr Komatrinker im Kreis
71 Jugendliche landen mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus – Trend wieder rückläufig
KREIS SIGMARINGEN - Die Zahl alkoholbedingter Klinikaufenthalte von Kindern und Jugendlichen ist 2016 im Landkreis Sigmaringen stark gestiegen. Das geht aus einem Bericht der DAK-Gesundheit hervor. Nach Informationen der Krankenversicherung, die sich auf das statistische Landesamt beruft, kamen im Jahr 2016 im Kreis 71 Kinder und Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. Nach aktuellen und unveröffentlichten Zahlen des statistischen Landesamtes in Baden-Württemberg sei die Zahl der Betroffenen im Kreis im Vergleich zu 2015 um 42,0 Prozent gewachsen. Zuletzt hatte es laut DAK 2009 einen starken Anstieg, mit 69 Betroffenen, gegeben. In Baden-Württemberg war die Zahl der Betroffenen von 2742 auf 2810 gestiegen. Die AOK bestätigt diesen Trend für das Jahr 2016. „Viele Jugendliche überschätzen sich und glauben Alkohol gehört zum Feiern und Spaß haben dazu“, sagt Gerhard Riede, von der DAK-Gesundheit in Albstadt. Für das laufende Jahr gibt es noch keine Zahlen.
Sebastian Schneider von der Suchtberatungsstelle der AGJ in Sigmaringen kann nicht bestätigen, dass sich die Zahlen in den Erfahrungen aus seinem Berufsalltag widerspiegeln: „Der Trend geht eher weg vom Komasaufen, hin zu gemütlichem Trinken“, so Schneider. Das würden ihm auch die Jugendlichen rückmelden, die mit die Suchtberatungsstelle in Kontakt stünden.
Die SRH-Kliniken des Landkreises Sigmaringen verfügen gemäß des Landeskrankenhausplans BadenWürttemberg über keine eigene pädiatrische Fachabteilung, weshalb Jugendliche mit Alkoholvergiftung an die nächste Kinderklinik, beispielsweise Ravensburg, weiter überwiesen werden, solange sie nicht in Lebensgefahr schweben, sagt Matthias Brand von den SRHKliniken auf Anfrage. Deshalb führe die Klinik auch keine Statistik über Jugendliche mit Alkoholvergiftung. Nach der Einschätzung der SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen hat die Zahl der in der Notfallambulanz versorgten jugendlichen Patienten mit lebensbedrohlicher Alkoholintoxikation für das laufende Jahr aber deutlich abgenommen.
„Der rauschhafte Alkoholkonsum ist in jungen Jahren besonders schädlich. In diesem Alter kann der Alkohol nur sehr langsam abgebaut werden, daher können bereits geringe Mengen zu schweren Schädigungen und Vergiftungen führen“, wird Dr. Sabine Knapstein von der AOK Baden-Württemberg in einer Mitteilung zitiert. Zudem sei die körperliche und geistige Entwicklung bei Jugendlichen noch nicht abgeschlossen. Alkohol beeinträchtige in erheblichem Maß die Fitness und den Muskelaufbau.
Zur Aufklärung setzt die DAK auch 2018 ihre Kampagne„bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“im Landkreis Sigmaringen fort. Beim bundesweiten Wettbewerb werden Schüler zwischen zwölf und 17 Jahren aufgerufen, mit Plakaten kreative Botschaften gegen das Rauschtrinken zu entwickeln. An der Kampagne nahmen seit dem Jahr 2010 mehr als 87 000 junge Künstler teil. Weitere Informationen über die Aktion gibt es im Internet unter