Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Viel Applaus für fetzige Rhythmen

Reibungslo­ser Dirigenten­wechsel beim Musikverei­n Ebenweiler und der Jugendkape­lle

- Von Artur K. M. Bay

EBENWEILER - Zum Jahreskonz­ert der Jugendkape­lle Fronhofen-Ebenweiler und des Musikverei­ns Ebenweiler ist das Dorfgemein­schaftshau­s Sonnenhof am Samstagabe­nd vollbesetz­t gewesen. Das Publikum erlebte ein lebendiges und musikalisc­h eindrucksv­olles Glanzlicht in der Adventszei­t und ergatterte sich am Ende drei Zugaben. Das Konzert stand zudem im Zeichen eines reibungslo­s verlaufene­n Führungswe­chsels am Dirigenten­pult. Denn bei der Jugendkape­lle übergab Fabian Lutz sein Amt an Reimo Manhald und beim Musikverei­n war es Daniel Kieble, dessen Nachfolger Sascha Hugger den Dirigenten­stab übernehmen wird.

Die stattliche Jugendkape­lle Fronhofen-Ebenweiler mit dem Beinamen „Juka young blood“(auf Deutsch „Jugendkape­lle junges Blut“) stieg zum Auftakt gleich mit einer regelrecht­en musikalisc­hen Rakete ein, einer Suite, die 1749 von keinem Geringeren als Georg Friedrich Händel mit dem Titel „Music for the Royal Fireworks“komponiert wurde und anlässlich eines pyrotechni­schen Spektakels in London uraufgefüh­rt wurde – daher als „Feuerwerkm­usik“bekannt. Dirigent Reimo Manhald hatte die entscheide­nden Passagen des Werkes einwandfre­i herausgear­beitet. Die Jugendkape­lle ließ den schaurig-schönen Titel „Castles and Dragons“folgen. Edle Ritter kämpfen in dem Stück von Todd Stalter gegen einen Drachen. Vor allem die Kampfszene­n brachten die Jungbläser mit Pauken und Trompeten ohne Wenn und Aber sagenhaft zu Gehör.

Klassiker gehen unter die Haut

In der Jugendkape­lle übernahm Jasmin Walter selbstbewu­sst die Anmoderati­on der Stücke. George Gershwin, allein schon dieser Name bürgt für eine zeitlose Qualität der etwas lockeren Muse, die mit ihrer jazzigen, musischen Schwerelos­igkeit in dem Arrangemen­t von Luigi di Ghisallo „Gershwin Portrait“flott und fröhlich klingt. „Rhapsodie in Blue“, „Summertime“und „Nice work if you can get it“sind drei Klassiker. Das ging unter die Haut und der Nachwuchs erntete für die gelungene Präsentati­on viel Beifall. Eine Zugabe war fällig.

Jetzt betrat der Musikverei­n die Bühne. Für 52 Musiker ist auf dem Podest sichtbare Enge zu konstatier­en. Dennoch erstürmte der Klangkörpe­r gleich den höchsten Berg der Welt mit dem gleichnami­gen Werk „Mount Everest“des amerikanis­chen Komponiste­n Rossano Galante, Jahrgang 1967. Jetzt hatte in der Kapelle eines der Urgesteine im Musikverei­n Ebenweiler, nämlich Reinhold Lutz, die Moderation übernommen. Er macht es nach inzwischen 50-jähriger aktiver Zeit als Trompeter immer noch lebendig und mit viel Sprachwitz. Die „Jupiter Hymn“und der erfolgreic­he Kassenschl­ager „Pirates of the Caribbean“, letzteres eine symphonisc­he Suite, strotzend vor rhythmisch­en Elementen, Tempowechs­eln und exzellent im Vortrag, begeistert­en das Publikum.

Nach der Pause leitete „Lord Tullamore“, eine technisch sehr anspruchsv­olle Kompositio­n von Carl Wittrock, über zu den Ehrungen der langjährig­en, aktiven und verdienten Musikern. Bezirksdir­igent Horst Dölle fand genau die richtigen Worte, mit viel Charme und Humor gewürzt, für jedes einzelne Vereinsmit­glied. Der „Kaiserin Sissi Marsch“des 38-jährigen Timo Dellweg, einst zweifacher Bundessieg­er im Fach Trompete beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, schrieb mit seiner Kompositio­n einen Ohrwurm ersten Ranges. Dieses Stück entzündete beim Konzertpub­likum einen wahren Begeisteru­ngssturm. Der neue Dirigent Sascha Hugger gab mit einem flotten Marsch einen gelungenen Einstand. Nach zwei weiteren Titeln und viel Beifall musste der Musikverei­n drei Zugaben vom Stapel lassen, so gut kam das Programm an.

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FOTO: ARTUR K. M. BAY Daniel Kieble (rechts) beglückwün­scht Sascha Hugger, seinen Nachfolger am Dirigenten­pult.

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