Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Viel Applaus für fetzige Rhythmen
Reibungsloser Dirigentenwechsel beim Musikverein Ebenweiler und der Jugendkapelle
EBENWEILER - Zum Jahreskonzert der Jugendkapelle Fronhofen-Ebenweiler und des Musikvereins Ebenweiler ist das Dorfgemeinschaftshaus Sonnenhof am Samstagabend vollbesetzt gewesen. Das Publikum erlebte ein lebendiges und musikalisch eindrucksvolles Glanzlicht in der Adventszeit und ergatterte sich am Ende drei Zugaben. Das Konzert stand zudem im Zeichen eines reibungslos verlaufenen Führungswechsels am Dirigentenpult. Denn bei der Jugendkapelle übergab Fabian Lutz sein Amt an Reimo Manhald und beim Musikverein war es Daniel Kieble, dessen Nachfolger Sascha Hugger den Dirigentenstab übernehmen wird.
Die stattliche Jugendkapelle Fronhofen-Ebenweiler mit dem Beinamen „Juka young blood“(auf Deutsch „Jugendkapelle junges Blut“) stieg zum Auftakt gleich mit einer regelrechten musikalischen Rakete ein, einer Suite, die 1749 von keinem Geringeren als Georg Friedrich Händel mit dem Titel „Music for the Royal Fireworks“komponiert wurde und anlässlich eines pyrotechnischen Spektakels in London uraufgeführt wurde – daher als „Feuerwerkmusik“bekannt. Dirigent Reimo Manhald hatte die entscheidenden Passagen des Werkes einwandfrei herausgearbeitet. Die Jugendkapelle ließ den schaurig-schönen Titel „Castles and Dragons“folgen. Edle Ritter kämpfen in dem Stück von Todd Stalter gegen einen Drachen. Vor allem die Kampfszenen brachten die Jungbläser mit Pauken und Trompeten ohne Wenn und Aber sagenhaft zu Gehör.
Klassiker gehen unter die Haut
In der Jugendkapelle übernahm Jasmin Walter selbstbewusst die Anmoderation der Stücke. George Gershwin, allein schon dieser Name bürgt für eine zeitlose Qualität der etwas lockeren Muse, die mit ihrer jazzigen, musischen Schwerelosigkeit in dem Arrangement von Luigi di Ghisallo „Gershwin Portrait“flott und fröhlich klingt. „Rhapsodie in Blue“, „Summertime“und „Nice work if you can get it“sind drei Klassiker. Das ging unter die Haut und der Nachwuchs erntete für die gelungene Präsentation viel Beifall. Eine Zugabe war fällig.
Jetzt betrat der Musikverein die Bühne. Für 52 Musiker ist auf dem Podest sichtbare Enge zu konstatieren. Dennoch erstürmte der Klangkörper gleich den höchsten Berg der Welt mit dem gleichnamigen Werk „Mount Everest“des amerikanischen Komponisten Rossano Galante, Jahrgang 1967. Jetzt hatte in der Kapelle eines der Urgesteine im Musikverein Ebenweiler, nämlich Reinhold Lutz, die Moderation übernommen. Er macht es nach inzwischen 50-jähriger aktiver Zeit als Trompeter immer noch lebendig und mit viel Sprachwitz. Die „Jupiter Hymn“und der erfolgreiche Kassenschlager „Pirates of the Caribbean“, letzteres eine symphonische Suite, strotzend vor rhythmischen Elementen, Tempowechseln und exzellent im Vortrag, begeisterten das Publikum.
Nach der Pause leitete „Lord Tullamore“, eine technisch sehr anspruchsvolle Komposition von Carl Wittrock, über zu den Ehrungen der langjährigen, aktiven und verdienten Musikern. Bezirksdirigent Horst Dölle fand genau die richtigen Worte, mit viel Charme und Humor gewürzt, für jedes einzelne Vereinsmitglied. Der „Kaiserin Sissi Marsch“des 38-jährigen Timo Dellweg, einst zweifacher Bundessieger im Fach Trompete beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, schrieb mit seiner Komposition einen Ohrwurm ersten Ranges. Dieses Stück entzündete beim Konzertpublikum einen wahren Begeisterungssturm. Der neue Dirigent Sascha Hugger gab mit einem flotten Marsch einen gelungenen Einstand. Nach zwei weiteren Titeln und viel Beifall musste der Musikverein drei Zugaben vom Stapel lassen, so gut kam das Programm an.