Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Jahreskonzert steht unter einem glücklichen Stern
Gastsolist beim Konzert des Musikvereins Altshausen – Heimatliche Klänge und Walzertakte
ALTSHAUSEN - Das Kirchenkonzert des Musikvereins Altshausen am vergangenen Sonntag in der Schlosskirche hat unter einem besonders glücklichen Stern gestanden. Zum einen hatte Dirigentin Carmen Hugger ein erlesenes, modernes Programm zusammengestellt, zum anderen wurde mit dem Euphonium-Bläser Jonathan Sproule ein Gastsolist verpflichtet, wie ihn die Musikwelt nicht alle Tage hervorbringt. Der Brite, aufgewachsen in Nordirland, ist mit seinem Instrument auf du und du und übertrifft die wörtliche Bedeutung eines Euphoniums, nämlich Wohlklang, in einer Art und Weise, dass man den Atem anhält.
Nicht gewöhnlich war die Begrüßung des Konzertpublikums durch Pfarrer Christof Mayer, der über den Gastsolisten Jonathan Sproule sagte, dass dieser beim Auftritt in der Schlosskirche auf die traditionelle Bärenfellmütze verzichtet habe.
Mit einem der größten Klassiker in der sakralen Musikwelt überhaupt, der „Toccata in d-Moll“von Johann Sebastian Bach, begann das Konzert des Musikvereins Altshausen in der Schlosskirche. Die eigentliche Überraschung des Stücks lag im Detail, denn eine „Rock-Version“mag für eingefleischte Bachliebhaber etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber die moderne Blasmusikszene geht schon längst auf dem Weg zu neuen Ufern. In der rockig-poppigen Fassung des holländischen zeitgenössischen Arrangeurs Jan van Kraeydonck klingt die Fuge anders.
Wie ruhige Meereswellen
Die „Melodie in Five“des 65-jährigen, belgischen Komponisten Jan Hadermann entführte ganz und gar in die Zauberwelt der Musik. Wie ruhige Meereswellen, gleichmäßig und immer wiederkehrend, strahlt dieses Musikwerk eine beruhigende, wohltuende Wirkung aus. Der 70-jährige Musikschaffende James Swearingen taucht immer öfter in Programmen der Blasmusik auf, mit dem Titel „In all its Glory“gelang ihm ein sehr harmonisches Werk mit allen Facetten der Tonkunst. Ein „Benedictus“von Karl Jenkins, einem erfahrenen Kompositeur, arrangiert von Luc Vertommen, schälte sich als erster Höhepunkt des Konzertgeschehens heraus. Weich wie Samtseide zum Auftakt, griff Roland Zach in seinem herausragenden Tenorhorn-Solo das Thema des Stücks auf, bis der gesamte Klangkörper ein fulminantes Tongemälde darbot.
Nach drei weiteren Werken, darunter das imposante Stück „Sa Música“von Jacob de Haan, die durch die temperamentvolle Art und Weise, wie Carmen Hugger zu dirigieren verstand, zu wahrer Größe erstrahlten, schien mit dem Auftritt des Gastsolisten Jonathan Sproule die Sonne und der Mond gleichzeitig aufzugehen. „Eire Time“intonierte er. Was dieser relativ noch junge Blasmusikkünstler aus den Reihen der „Band of the the Welsh Guards“seinem Euphonium – das ist ein sogenanntes Saxhorn aus Messing und versilbert – entlockt, ist einfach ein Faszinosum sondergleichen. Phasenweise strömten zwei Töne gleichzeitig aus seinem Instrument. Das Horn rauschte durch alle Tonlagen von null bis hundert.
Zu nie gehörter Fülle und Pracht, gewürzt mit einer Portion Vollkommenheit, stieg dann der Musikverein bei dem monumentalen Orchesterwerk des Komponisten Thiemo Krass auf. Fast lautlos und zärtlich erklang das Marienlied „Segne du Maria“in Form eines feierlich gestalteten Bläsersatzes von Siegfried Rundel. Zahlreiche Elemente aus der Welt der Musik wie heimatliche Klänge oder Walzertakte schimmerten durch und endeten zum Schluss wieder bei dem bekanntesten Marienlied. Jetzt durfte das Publikum klatschen und zwar ausgiebig.