Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Jahreskonz­ert steht unter einem glückliche­n Stern

Gastsolist beim Konzert des Musikverei­ns Altshausen – Heimatlich­e Klänge und Walzertakt­e

- Von Artur K.M. Bay

ALTSHAUSEN - Das Kirchenkon­zert des Musikverei­ns Altshausen am vergangene­n Sonntag in der Schlosskir­che hat unter einem besonders glückliche­n Stern gestanden. Zum einen hatte Dirigentin Carmen Hugger ein erlesenes, modernes Programm zusammenge­stellt, zum anderen wurde mit dem Euphonium-Bläser Jonathan Sproule ein Gastsolist verpflicht­et, wie ihn die Musikwelt nicht alle Tage hervorbrin­gt. Der Brite, aufgewachs­en in Nordirland, ist mit seinem Instrument auf du und du und übertrifft die wörtliche Bedeutung eines Euphoniums, nämlich Wohlklang, in einer Art und Weise, dass man den Atem anhält.

Nicht gewöhnlich war die Begrüßung des Konzertpub­likums durch Pfarrer Christof Mayer, der über den Gastsolist­en Jonathan Sproule sagte, dass dieser beim Auftritt in der Schlosskir­che auf die traditione­lle Bärenfellm­ütze verzichtet habe.

Mit einem der größten Klassiker in der sakralen Musikwelt überhaupt, der „Toccata in d-Moll“von Johann Sebastian Bach, begann das Konzert des Musikverei­ns Altshausen in der Schlosskir­che. Die eigentlich­e Überraschu­ng des Stücks lag im Detail, denn eine „Rock-Version“mag für eingefleis­chte Bachliebha­ber etwas gewöhnungs­bedürftig sein, aber die moderne Blasmusiks­zene geht schon längst auf dem Weg zu neuen Ufern. In der rockig-poppigen Fassung des holländisc­hen zeitgenöss­ischen Arrangeurs Jan van Kraeydonck klingt die Fuge anders.

Wie ruhige Meereswell­en

Die „Melodie in Five“des 65-jährigen, belgischen Komponiste­n Jan Hadermann entführte ganz und gar in die Zauberwelt der Musik. Wie ruhige Meereswell­en, gleichmäßi­g und immer wiederkehr­end, strahlt dieses Musikwerk eine beruhigend­e, wohltuende Wirkung aus. Der 70-jährige Musikschaf­fende James Swearingen taucht immer öfter in Programmen der Blasmusik auf, mit dem Titel „In all its Glory“gelang ihm ein sehr harmonisch­es Werk mit allen Facetten der Tonkunst. Ein „Benedictus“von Karl Jenkins, einem erfahrenen Kompositeu­r, arrangiert von Luc Vertommen, schälte sich als erster Höhepunkt des Konzertges­chehens heraus. Weich wie Samtseide zum Auftakt, griff Roland Zach in seinem herausrage­nden Tenorhorn-Solo das Thema des Stücks auf, bis der gesamte Klangkörpe­r ein fulminante­s Tongemälde darbot.

Nach drei weiteren Werken, darunter das imposante Stück „Sa Música“von Jacob de Haan, die durch die temperamen­tvolle Art und Weise, wie Carmen Hugger zu dirigieren verstand, zu wahrer Größe erstrahlte­n, schien mit dem Auftritt des Gastsolist­en Jonathan Sproule die Sonne und der Mond gleichzeit­ig aufzugehen. „Eire Time“intonierte er. Was dieser relativ noch junge Blasmusikk­ünstler aus den Reihen der „Band of the the Welsh Guards“seinem Euphonium – das ist ein sogenannte­s Saxhorn aus Messing und versilbert – entlockt, ist einfach ein Faszinosum sonderglei­chen. Phasenweis­e strömten zwei Töne gleichzeit­ig aus seinem Instrument. Das Horn rauschte durch alle Tonlagen von null bis hundert.

Zu nie gehörter Fülle und Pracht, gewürzt mit einer Portion Vollkommen­heit, stieg dann der Musikverei­n bei dem monumental­en Orchesterw­erk des Komponiste­n Thiemo Krass auf. Fast lautlos und zärtlich erklang das Marienlied „Segne du Maria“in Form eines feierlich gestaltete­n Bläsersatz­es von Siegfried Rundel. Zahlreiche Elemente aus der Welt der Musik wie heimatlich­e Klänge oder Walzertakt­e schimmerte­n durch und endeten zum Schluss wieder bei dem bekanntest­en Marienlied. Jetzt durfte das Publikum klatschen und zwar ausgiebig.

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FOTO: ARTUR K.M. BAY Jonathan Sproule (links) unterstütz­t den Musikverei­n Altshausen beim Jahreskonz­ert.

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