Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Lena Stokoff gewinnt den Gögginger Poetry-Slam
Über 300 Besucher kommen zum siebten Mal zum Wettbewerb der No-Stress-Community
GÖGGINGEN - Der Poetry-Slam der No-Stress-Community hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur etabliert, er ist zu einem Erfolgsmodell geworden. Am Mittwoch wurden alle Rekorde gebrochen: Rund 300 Besucher quer durch alle Generationen brachten den Linde-Saal an seine Kapazitätsgrenzen.
Dass unter den Gästen viele Dutzend Frauen und Männer waren, die erstmals den Gögginger Poetry-Slam besuchten, bewies eine Miniumfrage von Moderator Martin Geier aus Fürth, die viele Hände in die Höhe schnellen ließ. „Wir sind außerordentlich zufrieden“, sagte Organisator Christian Biehler am Ende und versprach im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“eine elfte Auflage für das nächste Jahr.
Christian Biehler ist es wieder gelungen, einige hochkarätige Slammer nach Göggingen zu holen, darunter Andrea Zuther aus Nürnberg, Maurice Massari aus Passau, der unter dem Künstlernamen Mo bekannt ist, Dorothee Röder aus Zirndorf oder Stella Reiss aus Erlangen. Neben ihnen nahmen auch Felix Kaden aus Erlangen, Martin Hänl aus Dietenhofen und Lena Stokoff aus Tübingen sowie die beiden Lokalmatadore Marcel Siedersberger aus Göggingen und Andreas Rebholz aus Sigmaringendorf am Wettbewerb teil.
Von einem „Kampf“unter den neun Konkurrenten war nichts zu spüren: Man kannte sich, applaudierte sich gegenseitig lautstark und gratulierte den späteren Gewinnern herzlich.
Beste Unterhaltung
Slammaster Martin Geier, selbst renommierter Slammer, erläuterte zunächst die Modalitäten, erläuterte den „Applaustest“unter dem Motto „Es ist alles erlaubt, was Lärm macht und die Linde ganz lässt“und eröffnete den Dichterwettstreit mit einem eigenen Beitrag über eine Fahrt mit dem Fernbus. Was die Zuhörer danach im „Sieben-Minuten-Takt“zu hören bekamen, erfreute die Sinne und bot beste Unterhaltung.
Die Beiträge waren amüsant, stimmten nachdenklich, waren einfühlsam oder geprägt von pfiffigem Sprachwitz und Bildern, die mit Worten gezeichnet wurden. Vom „Besinnlichkeitsmassaker“an Weihnachten war da die Rede, von Nachrichten, die so wenig interessieren, wie der sprichwörtliche Sack Reis in China, vom „Goldjungen“, den die Erwartungen direkt in den Burn-out führen, von Freundschaft und Mobbing, von Beziehungen, die so keiner will, oder von „Oma Herta“, deren Gedächtnisverlust sie hat milder werden lassen. Geschichten und Beobachtungen aus dem Alltag, die die jungen Slammer auf bemerkenswerte Weise in Verse und Prosa gefasst hatten.
Nach der Vorrunde standen drei Finalisten fest: Andreas Rebholz, der in seiner zweiten Geschichte von seiner Familie auf dem Land und dem Besucher aus der Stadt berichtete, Dorothee Röder mit einer einzigen Nacht voller Leidenschaft und Lena Stokoff, die in ihrer Geschichte aus ihrer Wohnung ausziehen und die Multikulti-Hausgemeinschaft verlassen muss. Kräftig fiel der Applaus bei allen dreien aus, doch als Geier für Andreas Rebholz den meisten Lärm herausgehört haben wollte, gab es Veto-Rufe aus dem Publikum. Nachdem erneut geklatscht, gerufen und getrampelt wurde, stand Lena Stokoff als Siegerin und Gewinnerin der Flasche Kult-Whisky fest.
Wer nach dem Wettbewerb noch Lust hatte, konnte zur AftershowParty bleiben und es sich in der „Linde“-Kellerbar und zur Musik von Christian Biehler gutgehen lassen.