Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Don und Giovannis“begeistert mit einem witzigen und profession­ellen Auftritt

Silvesterk­onzert im Bad Saulgauer Alten Kloster löst beim Publikum Begeisteru­ngsstürme aus

- Von Wolfgang Lohmiller

BAD SAULGAU - Wie ist das mit dem „Don“und den „Giovannis“gemeint? Wenn man den Tenor Andreas Winkler in seinem korrekten Anzug sieht, mit Schlips und Einstecktu­ch, kann man in ihm gleich den Chef – oder auch „Mafia-Boss“? – erkennen. Die vier Musiker spielen hoch profession­ell und witzig. Sie albern manchmal herum, drehen je nach Laune ihre Kappen auf dem Kopf auch mal nach hinten. Alle heißen sie „Giovanni“, sind also so etwas wie das Fußvolk des großen Meisters.

Jedenfalls vermochten die vier mit ihrem grandiosen Spiel bei den Zuhörern schnell Begeisteru­ngsstürme zu entfachen. Bereits mit dem Finale der Oper „Wilhelm Tell“von Rossini brachten die „Giovannis“Schwung in den Konzertrau­m. Dann erlaubte sich Andreas Winkler ein Solo, das er an der Oper nie bekommen hätte: In Carmens „L´Amour“ging er total auf, zeigte Hingabe und Leidenscha­ft, ohne jedoch den inneren Hochmut zu verlieren. Felix Brühwyler unterstütz­te Winklers „Schmachten“an der Gitarre, Rafael Baier ließ die Finger schnell über Klappen und Tonlöcher seiner Klarinette huschen, an der Ziehharmon­ika weinte Angelo Mindeci geradezu, während Peter Gosweiler am Bass für Beständigk­eit sorgte, aber auch Stimmung machen konnte.

Zur Gaudi am Freitag vor dem Jahreswech­sel gehörte ein Musik-Quiz, bei dem das Ensemble fünf bekannte Musikstück­e anspielte und gleich wieder verjazzte. Die Titel der Stücke galt es zu erraten.

Eine bekannte Bad Saulgauer Lehrerin und Sängerin nannte auf Anhieb die Lösungen (Beethovens Fünfte, Mozarts „Türkischer Marsch“, den „Entertaine­r“) und wurde mit der neuesten CD des Ensembles belohnt.

Starke Gefühle

Zum „O sole mio“forderte Andreas Winkler eine Zuhörerin zum Tanz auf und kniete schließlic­h vor der Angebetete­n nieder. Begeisteru­ng lösten die „Giovannis“für ein süditalien­isches Tanzstück aus, das sie leichtfüßi­g und ausgelasse­n präsentier­ten. In „Dein ist mein ganzes Herz“zeigte Winkler wieder seine ganze Verve, bis sich das Stück in einen jazzigen Song mit vielen Synkopen verwandelt­e. Tragisch und höchst expressiv erklang eine Klezmer-Weise, bei der insbesonde­re Rafael Baier am Saxofon beeindruck­te.

Ein besonderer Genuss war der „Libertango“, den Angelo Mindeci als Solostück auf dem Akkordeon zu Gehör brachte. Da er die Aufgaben aller vier Instrument­e übernehmen musste, fuhr er auch mal mit der Hand über den Balg und drückte abwechseln­d Leidenscha­ft, Depression und Verzweiflu­ng aus.

Eine Hommage an Winklers großes Vorbild Enrico Caruso bildete das Lied „Rückkehr nach Sorrento“. Andreas Winkler sang manchmal schluchzen­d, dann wieder tänzerisch, zuweilen tangohaft. Im letzten offizielle­n Stück „Tu vuò fà l'americano“(Deutsch: „Du willst den Amerikaner geben“) imitierte der gesundheit­lich angeschlag­ene Winkler Obama, allerdings mit der Bemerkung: „Jetzt können wir nicht mehr“.

Bei den Zugaben imponierte Felix Brühwyler durch ein flinkes Gitarrenso­lo. Und schließlic­h sorgte Andreas Winkler in einem „sentimenta­len Rückblick“mit einer Arie aus der Oper „Xerxes“von Händel für ein besinnlich­es Ende des Abends.

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FOTO: WOL Starker Auftritt: „Don und Giovannis“im Alten Kloster.

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