Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Arbeiten in Tansania gehen voran
Team aus der Region baut Dach für Schreinerei und Photovoltaikanlage.
BAD SAULGAU/KIFUNGILO - Seit kurz nach Weihnachten hält sich ein achtköpfiges Team aus der Region Ertingen/Bad Saulgau bei einem Arbeitseinsatz auf der Missionsstation Kifungilo in Tansania auf. Es hat sich für die Zeit zwischen den Jahren zwei Aufgaben vorgenommen. Eine im Rohbau fertige Schreinerei soll ein Dach bekommen, außerdem wird eine Photovoltaik-Anlage installiert. Beides soll dem der Missionsstation angeschlossenen Mädcheninternat zugutekommen. Die SZ hat am Dienstag mit dem Team Kontakt aufgenommen und sich nach dem Stand des Projekte erkundigt.
„Alles ist gut angekommen“, sagt der Bad Saulgauer Architekt Ludwig Boll. Auch für den vom Ertinger Bauunternehmen Fensterle gespendeten Betrag von 2000 Euro ist inzwischen bestimmungsgemäß zugesägtes Bauholz eingekauft worden. Es wurde in einer benachbarten Missionsstation zugesägt. Kleinere Abweichungen bei den Maßen konnten ausgeglichen werden.
Zehn Meter Spannweite
Die Nagelbinder für das Dach mit einer Länge von 25 Metern und einer Spannweite von zehn Metern liegen nun in der Sporthalle der Schule bereit. Dort haben Zimmerleute aus Fulgenstadt und Helfer aus der Region in den vergangenen Tagen gearbeitet. Sie sollen am Mittwoch etwa 50 Meter weit zum Rohbau der Schreinerei transportiert werden. „Als wir nach einem Fahrzeug für den Transport gefragt haben, bekamen wir fragende Blicke zur Antwort“, erzählt Ludwig Boll. Für den Transport über den leicht abschüssigen Weg zum Rohbau sind jetzt zehn bis zwölf weitere Männer engagiert worden. Anschließend soll das Dach aufgerichtet werden. Eingedeckt wird das Dach mit Wellblech. Hier soll mit Maschinen, die aus Deutschland ebenfalls bereits nach Kifungilo geliefert wurden, eine Schreinerei eingerichtet werden.
In der neuen Werkstatt sollen unter anderem Möbel für die Schule entstehen und existierendes Mobiliar repariert werden. Menschen aus der Region sollen in der Werkstätte Arbeit finden. In Zukunft sollen dort auch Schreiner ausgebildet werden.
Auch beim zweiten Projekt, der Montage einer Photovoltaikanlage gehen die Arbeiten voran. Die Paneele sind montiert, der Wechselrichter angeschlossen, sagt Ludwig Boll. Jetzt sei der örtliche Stromanbieter am Zug, der eine Verbindung zum Netz herstellen soll. „Der mit der Photovoltaikanlage produzierte Strom soll für den Eigenbedarf verwendet werden“, sagt Richard Neubrand aus Ertingen. Der Afrikabeauftragte der Ertinger Kopingsfamilie und Initiator dieser Hilfsaktion weiß, dass in Tansania der Strom nicht nur knapp, sondern auch teuer ist. Manchmal werde der Strom einfach abgestellt, um die Versorgung von wichtigen Industrieregionen sicherzustellen.
Auf 1700 Metern Höhe
Die Missionsstation mit dem Mädcheninternat liegt in den UsambaraBergen, 1700 Meter über dem Meeresspiegel. Die Region sei landwirtschaftlich geprägt, erzählt Ludwig Boll. Angebaut werden vor allem von Kleinbauern Früchte und Gemüse wie Bananen, Bohnen, Tomaten oder Kaffee.
In das Mädcheninternat der Missionsstation gehen annähernd 600 Mädchen aus dem ganzen Land. „Die Schule zählt zu den besten im Land“, sagt Richard Neubrand. Nur Besten erhalten hier nach einer Aufnahmeprüfung Zutritt. „Hier herrscht eine Disziplin, die wir bei uns nicht vorstellen können“, erzählt er. So seien kurze Haare Pflicht und Handys verboten. Falls eine Schülerin schlechte Noten habe, könne es sein, dass sie über Weihnachten ihren Lernstoff nachholen müsse. Es wird auch Schulgeld verlangt. Die Afrika-Hilfe aus Ertingen versucht, mit Stipendien intelligenten Mädchen auch aus sozial schwächeren Familien den Zugang zu dieser Schule zu gewähren. Letztendlich sei diese Art der Förderung mit der Hoffnung verbunden, dass die Abgänger eine starke Mittelschicht im Land bilden, später Arbeitsplätze schaffen und so die Zukunft des Landes gestalten.