Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Amtsleiterin vergnügt sich im Heu
Beim Lustspiel der Ertinger Kolpingsfamilie geht es „Fast wie früher“zu
ERTINGEN - Eine tolle Premiere hat die Theatergruppe der Ertinger Kolpingsfamilie mit dem lustigen DreiAkter „Fast wie früher“aus der Feder Bernd Gombolds gefeiert. Die Ertinger Kulturhalle war am Samstagabend proppenvoll. Für den Theaterchef Oliver Weigand ein Zustand „fast wie früher, denn da spielt es sich auch viel leichter“. Auf jeden Fall hatten die Akteure – und vor allem die Zuschauer – ihren Spaß an dem, was sich auf der Bühne abspielte. Dazu trug besonders das routinierte Ensemble bei, das seine Rollen optimal ausfüllte und dafür sorgte, dass die Theaterbesucher kräftig was zu lachen hatten. Ein Laienschauspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Der „Tatort“des Stücks könnte in heutiger Zeit nicht passender sein: ein veralteter Hof, der nichts mehr abwirft und wo somit händeringend nach Alternativen gesucht wird. Nicht so einfach bei den „eingefahrenen Bauersleut’“Anton (Uli Ocker) und Sabine (Julia Diesch). Nicht zu vergessen die schwerhörige Oma Maria (Elke Schenzle). Sie war es vor allem, die auf dem Hof für allerhand Aufregung sorgte und dabei mir ihren Alltagsweisheiten nicht hinterm Berg hielt. „A Weib, wo koi Ahnung hot ond a Oma, dia nichts hört, d’rzua a Tochter, wo allbot en nuia Freund auf da Hof schloift“, so die leidige Situationsbeschreibung des Bauern. Aber das größte Dilemma dabei: Man ist so gut wie pleite.
Da passt es doch, dass die Bäuerin heimlich eine Lehre zur Gesundheitspraktikantin absolvierte und die Milchkammer schon mal zu Praxisräumen umgebaut hat. Ihre Bekanntschaft, der Immomakler Dr. Schottermann (Benjamin Christ), plant mit ihr eine Wellness-Oase auf dem Hof mit Hotel und 196 Betten. Doch damit nimmt das Spektakel seinen Lauf. Dem Bauern wird der Makler als „Mann vom Amt“verkauft, die Oma hält ihn für den neuen Knecht: „Und denkt der Bauer, seine Frau ist treu, liegt sie mit dem Knecht im Heu.“Dann taucht auch noch ein tapsiger Verehrer namens Fritz (Oliver Weigand) auf, dem der Sauhändler die Tochter des Bauern versprochen hat. Doch zuerst muss er als „Testkandidat“der Bäuerin in der Milchkammer herhalten. „Früher ging man ins Heu, heute in die Milchkammer“– ja, die Oma hat es faustdick hinter den Ohren.
Liebeslust und Liebeskummer
Dann auch noch die Ankündigung von „Frau Dr. Gisela Schafknecht“, ihres Zeichens Beamtin beim Landwirtschaftsamt und zuständig für Zuschussvergabe. Denn der Bauer will investieren, expandieren und den Hof auf den neuesten technischen Stand bringen. Doch die zupackende Beamtin Gisela (Sabrina Gotterbarm) schleppt erst mal den Immomakler Stefan ins Heu, während die Tochter des Hauses ,Claudia, (Martina List) wie so oft Liebeskummer hat. Ob der tattrige und Altledige Fritz (Oliver Weigand) zum Zuge kommt? Wohl eher nicht, denn diese Schießbudenfigur entspricht so gar nicht Claudias Vorstellungen. Aber als „Testperson“für die Bäuerin geht er durch. Nach dem Schäferstündchen im Heu verunglimpft die „scharfe Gisela“ihren Liebhaber als Angsthasen. Das ist dem Bauern alles zu viel. Er ertränkt seinen Kummer in der Kneipe und plaudert so manches aus, was ihm noch zum Verhängnis wird. Doch dann taucht tatsächlich noch jemand „Seriöses“auf, nämlich Tommy (Stefan Klekler), der wirklich helfen könnte. „Wieder en nuia Kneacht?“, vermutet die Oma. Doch dann spitzt sich die Lage zu. Fritz hat nach traumatischen Erlebnissen mit Gisela und der Oma die Schnauze voll. Sein Fazit: nie mehr auf Brautschau, lieber ins Kloster.
Was bleibt? Das Schweigen des Bauern ist der Amtsleiterin einiges wert und der Herr des Hauses hat mal wieder recht: „I hab scho immer g’sagt, dass man es so macha muaß.“ Aber was? Das muss man sich einfach selber anschauen.
Für diesen Riesenspaß gab es viel Beifall, den sich das Team um Oliver Weigand auch wirklich verdient hatte, und zwar auf und hinter der Bühne mit Regisseurin Ruth Munding, Souffleuse Johanna Reutter und Erika Neubrand, die sich um die Maske kümmerte.
Gespielt wird wieder am 5. und 6. Januar, jeweils um 19.30 Uhr. Weitere Bilder gibt es unter Ertingen auf