Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Sieben Kürassiere werfen hin
Mediation bringt in Sigmaringen keine Annäherung der zerstrittenen Lager
„Das haben wir leider viel zu spät realisiert“,
sagt Wolfgang Schmölz, der zusammen mit weiteren Mitgliedern die Hohenzollern-Kürassiere verlässt.
SIGMARINGEN - Mit dem gemeinsamen Austritt aus dem Historienverein und der Rückgabe ihrer Uniformen haben sieben Mitglieder der Hohenzollern-Kürassiere ein spektakuläres Zeichen gesetzt. Damit wollen sie deutlich machen, dass sie das vereinsinterne Ringen um eine Neuausrichtung beziehungsweise den Beibehalt traditioneller Strukturen nicht mehr mittragen wollen. Bei der Gruppe der Ausgetretenen handelt es sich fast ausschließlich um die berittene Blechbläsergruppe der Kürassiere, die den prächtigen Auftritten der aktiven Vereinsmitglieder den entsprechenden Rahmen gaben. „Dabei sind wir zurzeit bestens aufgestellt“, sagte Wolfgang Schmölz, der seit mehr als 30 Jahren dem Verein angehört. „Über 20 Stücke gehören derzeit zu unserem Repertoire“.
Er brachte offen sein Bedauern über die Austritte und damit die Schwächung des Vereins zum Ausdruck, machte aber andererseits deutlich, dass er und seine Kollegen keinen anderen Ausweg mehr gesehen haben. Auch die anberaumten Mediationstermine hätten keine Annäherung der beiden Lager gebracht. Es seien immer nur die alten Argumente wiedergekäut worden.
Der Streit um die Erneuerung der Hohenzollern-Kürassiere geht bereits über das zweite Jahr hinaus. Bei der Hauptversammlung im Jahr 2015 war beschlossen worden, auch Frauen als berittene Uniformträger zuzulassen, da eine Überalterung drohte und junge männliche Mitglieder schwer anzuwerben waren.
Dem damaligen Antrag von Rittmeister Anton Rädle für die Zulassung von Frauen folgte in geheimer Abstimmung zwar die Mehrheit der Wahlberechtigten. Es zeichnete sich jedoch dabei bereits eine entschlossene Gegnerschaft ab, die – Ironie des Schicksals – ihrerseits gedroht hatte, auszutreten, sollten Frauen aufgenommen werden.
Dass nun jene gehen, die für die Öffnung des Vereins sind, hängt mit der Satzungsänderung zusammen, die aufgrund des Beschlusses der Versammlung von 2015 durchgeführt worden ist. Denn um die Satzung zu ändern, bedurfte es auch der Zustimmung der passiven Mitglieder, die mit rund 80 zahlenmäßig deutlich stärker sind als die aktiven (20). In der Korpsversammlung, dem höchsten Organ des Vereins, überstimmten die passiven Mitglieder die aktiven und führten somit deren Beschlüsse ad absurdum. „Es kommt bei wichtigen Entscheidungen immer wieder vor, dass die Passiven über und gegen die Passiven stimmen“, sagt Wolfgang Schmölz. Sogar dann, wenn es bei den Wahlvorschlägen um einen neuen Rittmeister (Vorsitzenden) gehe. Dieser Umstand, der den Aktiven sozusagen die Hände bindet, sei für ihn ebenfalls ein Grund gewesen, aus dem Verein auszutreten. Dabei hätte es eine Satzungsänderung laut Schmölz gar nicht gebraucht, denn in der ursprünglichen Satzung war nirgends festgehalten, dass der berittene Kürassier männlich zu sein hat. „Das haben wir leider viel zu spät realisiert.“
Mit Wolfgang Schmölz sind Holger Strobel aus Heudorf, Bernd und Andreas Sigg aus Binzwangen sowie Manfred Balzer aus Sigmaringendorf ausgetreten. Zwei weitere Personen haben diesen Schritt ebenfalls vollzogen, wollen aber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. „Wir möchten aber deutlich machen, dass wir weiter aktiv bleiben werden, wenn auch in anderer Form“, sagte Schmölz. So ist der Anschluss an einen Reitverein angedacht. Mit dem Austritt verlieren die HohenzollernKürassiere mindestens sieben berittene Uniformträger und einen Großteil ihrer Bläsertruppe.