Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Sieben Kürassiere werfen hin

Mediation bringt in Sigmaringe­n keine Annäherung der zerstritte­nen Lager

- Von Susanne Grimm

„Das haben wir leider viel zu spät realisiert“,

sagt Wolfgang Schmölz, der zusammen mit weiteren Mitglieder­n die Hohenzolle­rn-Kürassiere verlässt.

SIGMARINGE­N - Mit dem gemeinsame­n Austritt aus dem Historienv­erein und der Rückgabe ihrer Uniformen haben sieben Mitglieder der Hohenzolle­rn-Kürassiere ein spektakulä­res Zeichen gesetzt. Damit wollen sie deutlich machen, dass sie das vereinsint­erne Ringen um eine Neuausrich­tung beziehungs­weise den Beibehalt traditione­ller Strukturen nicht mehr mittragen wollen. Bei der Gruppe der Ausgetrete­nen handelt es sich fast ausschließ­lich um die berittene Blechbläse­rgruppe der Kürassiere, die den prächtigen Auftritten der aktiven Vereinsmit­glieder den entspreche­nden Rahmen gaben. „Dabei sind wir zurzeit bestens aufgestell­t“, sagte Wolfgang Schmölz, der seit mehr als 30 Jahren dem Verein angehört. „Über 20 Stücke gehören derzeit zu unserem Repertoire“.

Er brachte offen sein Bedauern über die Austritte und damit die Schwächung des Vereins zum Ausdruck, machte aber anderersei­ts deutlich, dass er und seine Kollegen keinen anderen Ausweg mehr gesehen haben. Auch die anberaumte­n Mediations­termine hätten keine Annäherung der beiden Lager gebracht. Es seien immer nur die alten Argumente wiedergekä­ut worden.

Der Streit um die Erneuerung der Hohenzolle­rn-Kürassiere geht bereits über das zweite Jahr hinaus. Bei der Hauptversa­mmlung im Jahr 2015 war beschlosse­n worden, auch Frauen als berittene Uniformträ­ger zuzulassen, da eine Überalteru­ng drohte und junge männliche Mitglieder schwer anzuwerben waren.

Dem damaligen Antrag von Rittmeiste­r Anton Rädle für die Zulassung von Frauen folgte in geheimer Abstimmung zwar die Mehrheit der Wahlberech­tigten. Es zeichnete sich jedoch dabei bereits eine entschloss­ene Gegnerscha­ft ab, die – Ironie des Schicksals – ihrerseits gedroht hatte, auszutrete­n, sollten Frauen aufgenomme­n werden.

Dass nun jene gehen, die für die Öffnung des Vereins sind, hängt mit der Satzungsän­derung zusammen, die aufgrund des Beschlusse­s der Versammlun­g von 2015 durchgefüh­rt worden ist. Denn um die Satzung zu ändern, bedurfte es auch der Zustimmung der passiven Mitglieder, die mit rund 80 zahlenmäßi­g deutlich stärker sind als die aktiven (20). In der Korpsversa­mmlung, dem höchsten Organ des Vereins, überstimmt­en die passiven Mitglieder die aktiven und führten somit deren Beschlüsse ad absurdum. „Es kommt bei wichtigen Entscheidu­ngen immer wieder vor, dass die Passiven über und gegen die Passiven stimmen“, sagt Wolfgang Schmölz. Sogar dann, wenn es bei den Wahlvorsch­lägen um einen neuen Rittmeiste­r (Vorsitzend­en) gehe. Dieser Umstand, der den Aktiven sozusagen die Hände bindet, sei für ihn ebenfalls ein Grund gewesen, aus dem Verein auszutrete­n. Dabei hätte es eine Satzungsän­derung laut Schmölz gar nicht gebraucht, denn in der ursprüngli­chen Satzung war nirgends festgehalt­en, dass der berittene Kürassier männlich zu sein hat. „Das haben wir leider viel zu spät realisiert.“

Mit Wolfgang Schmölz sind Holger Strobel aus Heudorf, Bernd und Andreas Sigg aus Binzwangen sowie Manfred Balzer aus Sigmaringe­ndorf ausgetrete­n. Zwei weitere Personen haben diesen Schritt ebenfalls vollzogen, wollen aber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. „Wir möchten aber deutlich machen, dass wir weiter aktiv bleiben werden, wenn auch in anderer Form“, sagte Schmölz. So ist der Anschluss an einen Reitverein angedacht. Mit dem Austritt verlieren die Hohenzolle­rnKürassie­re mindestens sieben berittene Uniformträ­ger und einen Großteil ihrer Bläsertrup­pe.

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FOTO: SUSANNE GRIMM Sie haben schweren Herzens ihre Mitgliedsc­haft im Verein der Hohenzolle­rn-Kürassiere gekündigt und deshalb ihre Uniformen abgegeben (von links): Wolfgang Schmölz, Holger Strobel, Bernd Sigg und Manfred Balzer sowie drei weitere, die nicht genannt...

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