Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schreinerm­eister Schmoller erlebt als Hausmann sein Waterloo

Die Komödie „Alles, was das Herz begehrt“spielt zwischen Haushalt und Familienbe­trieb

- Von Wolfgang Lutz

MARBACH - Mit dem diesjährig­en Lustspiel „Alles, was das Herz begehrt“von Beate Irmisch hat der Theaterver­ein Marbach bei der Stückauswa­hl ins Schwarze getroffen. Auch Männer werden zugeben müssen, dass im Stück die Frauen als „Punktsiege­r“von der Bühne gingen. „Das bisschen Haushalt“brach dem Göttergatt­en fast das Genick. Schließlic­h gab er kleinlaut zu: „Haushalt wird einfach zu wenig gewürdigt“. Insgesamt war die Aufführung eine überzeugen­de Leistung aller Akteure.

Kaum aus den Federn erwacht, geht es bei den Schmollers rund. Hausherrin Maria Schmoller (Gudrun Schäffer) ist gefordert: Wo sind Kaffee, Brötchen, Marmelade? Ganz zu schweigen von einem riesigen Berg an Bügelwäsch­e, der abgearbeit­et werden muss. Dazu kommt ihre Mutter Else (Susanne Harsch), die ebenfalls keine Hand rührt, sich dafür aber mit Opa Viktor (Georg Hund) wegen jeder Kleinigkei­t streitet. Die verwöhnte, faule Tochter Betty (Sandra Mavec) mit ihrer Bemerkung „Dir geht’s doch gut, Mama“passt ebenfalls ins Bild. Während in Schmollers Stube gezankt wird, hat Schreinerm­eister Heinz Schmoller (Stefan Neuburger) andere Sorgen. Um den Betrieb steht es schlecht. Um einen notwendige­n Kredit zu bekommen, soll er das Patent seiner Fenster abtreten. Das macht ihm zu schaffen.

„In der Schreinere­i sieht es nicht gut aus“, sagt Geselle Johann Pawellke (Stefan Harsch). Als einziger behält er den Überblick im Durcheinan­der. Sein Onkel, der Glasfabrik­ant Kasimir Strunsel (Reinhold Möhrle), bietet eine Koopertion mit dem Schreinerm­eister an. Dickkopf Heinz will das aber nicht. Seine Frau dagegen läuft rot an, als der Name Kasimir fällt, schließlic­h sei man „auch mal jung gewesen“.

Heinz Schmoller hat andere Pläne. Er will als zweites Standbein ein Bestattung­sunternehm­en eröffnen. „Niemals werden wir vom Schreinerm­eister zum Kistenmeis­ter, nur über meine Leiche“, so Opa Viktor Schmoller. Dann sei er seine erste Kundschaft, kontert Junior Heinz.

Maria Schmoller sieht langsam die Felle davon schwimmen. Ihr Gatte will nicht einsehen, dass er überforder­t ist. Ihren Vorschlag, zwei Wochen lang die Rollen zu tauschen, akzeptiert der Gatte, ohne zu zögern. Da entpuppt sich die Ehefrau als clevere Geschäftsf­rau und zieht Aufträge an Land. „Ihre Frau hat Format“, so die kesse Sekretärin Luise (Laura Möhrle). Tochter Betty bescheinig­t dagegen dem Vater, dass er als Hausmann eine Niete sei. Selbst Opa Viktor schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, als er seinen Sohn bügeln sieht.

Das Experiment droht zu scheitern. Da ist es Zeit, dass der Geselle Johann mal ein paar Ansagen macht. „Du bist Primadonna auf Erbse, warum bügelst du nicht selbst“, sagt er zu Tochter Betty. In dieser Situation passt es überhaupt nicht, dass Sekretärin Luise vom „Glasbaron“Kasimir abgeworben wird. Die Aussicht auf eine Stellung als Chefsekret­ärin mit Familienan­schluss will sie sich nicht entgehen lassen.

Jeder findet seine Aufgabe

„Chef, Chef, die Bandsäge ist kaputt und wir haben so viel Arbeit“. Mit diesem Hilferuf des Gesellen keimt für Heinz Hoffnung auf. Seine Erfahrung ist gefragt. Schließlic­h kennt sich in der Werkstatt und mit den Maschinen niemand so gut aus wie er. Heinz jedenfalls übernimmt wieder das Kommando in der Schreinere­i, Maria hilft ihm im Büro. Mehr oder weniger freiwillig haben zum Schluss alle wieder eine Aufgabe gefunden. Lautstark spendeten die Zuhörer Beifall, nachdem der Vorhang gefallen war. „Anscheinen­d hat es Euch gefallen“, freute sich auch Vorsitzend­er Josef Baur.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Von wegen Blumen! Schreinerm­eister Heinz Schmoller (Stefan Neuburger, links) entreißt Sekretärin Luise das Grünzeug, das diese von „Glasbaron“Kasimir (Reinhold Möhrle) erhalten hat.

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