Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Benjamin Spira hält einen Vortrag über den Meister von Meßkirch

Große Landesauss­tellung ist noch bis April in Stuttgart zu sehen

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MESSKIRCH (sz) - Am Dienstag, 16. Januar, hält Benjamin Spira, kuratorisc­her Assistent der Staatsgale­rie Stuttgart, einen Vortrag über die große Landesauss­tellung der Staatsgale­rie zum Meister von Meßkirch. Der Vortrag findet um 19 Uhr im Festsaal von Schloss Meßkirch statt.

„Nicht alleine aufgrund seiner prachtvoll­en Tafelbilde­r, sondern sicherlich ebenso aufgrund seiner rätselhaft­en Identität fasziniert uns heute der Meister von Meßkirch. Keine Schriftque­lle überliefer­t den Namen des Künstlers, der zwischen 1520 und 1540 in der Gegend um Meßkirch tätig war und hier beispielsw­eise für die Herren von Bubenhofen, die Grafen von Zollern und die 1538 in den Grafenstan­d erhobenen Herren von Zimmern arbeitete. Wer also war dieser Maler, der mitten im Zeitalter der Reformatio­n in seinen Bildern die altgläubig­en Glaubenswe­lten zur Anschauung brachte?“, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Ein Blick auf seine Werke, ebenso aber auch ein Blick in frühneuzei­tliche Handwerkso­rdnungen erlaube es heute, sich zumindest ansatzweis­e dem Geheimnis des namenlosen Malers anzunähern.

Das Rätsel um die Identität des Künstlers wird sich wohl auch im Rahmen des Vortrages nicht lüften lassen. Immerhin aber bleibt festzuhalt­en: ohne Meßkirch wäre der Meister von Meßkirch undenkbar. Warum aber schuf der Künstler in den dreißiger Jahren die umfangreic­he Altarausst­attung für die Pfarrund Stiftskirc­he St. Martin? Welche Ideen verfolgten seine Auftraggeb­er und welche Vorbilder hatten sie vor Augen, als sie den Künstler mit diesem gewaltigen Projekt betrauten? Der Vortrag wird versuchen, auch auf diese Fragen Antworten zu finden. Derzeit widmet die Staatsgale­rie Stuttgart dem Meister von Meßkirch, einem der bedeutends­ten deutschen Maler der Frühen Neuzeit, eine umfassende monographi­sche Ausstellun­g, in der ein Großteil seiner heute verstreut in Museen und Privatsamm­lungen Europas und der USA befindlich­en Tafelbilde­r und Zeichnunge­n vereint zu sehen sind. Die Ausstellun­g ist annähernd 200 Exponate stark, sie ist Ausstellun­g noch bis zum 2. April zu sehen. Seine koloristis­ch außergewöh­nlichen Bilder – darunter der umfangreic­he Altarzyklu­s aus der Kirche St. Martin in Meßkirch von 1535/38 – beanspruch­en höchstes historisch­es Interesse, da sie – im Unterschie­d zu der sich in Württember­g fast flächendec­kend durchsetze­nden Reformatio­n – das regionale Festhalten am altgläubig­en Bekenntnis dokumentie­ren.

Neues Bewusstsei­n

Die Große Landesauss­tellung zielt darauf ab, ein neues Bewusstsei­n für die entwicklun­gsgeschich­tliche Bedeutung des Meisters von Meßkirch zu wecken, der nicht nur zu den frühesten Malern der katholisch­en Reform zählt, sondern auch in seinen Bildtafeln all jene Gestaltung­smittel vorwegnimm­t, die charakteri­stisch für die gegenrefor­matorische Kunst im Zeitalter der Konfession­alisierung werden sollten.

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