Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ausstellun­g zeigt die Vielfalt der Fasnetsbrä­uche

Bei der Eröffnung gibt es viel zu Lachen – Zunftmeist­er Michael Vogel blickt auf die Entstehung der Fasnet zurück

- Von Christoph Klawitter

MENGEN - Die Eröffnung der Ausstellun­g „Fasnet – früher und heute“ist am Sonntag auf großes Interesse gestoßen. Manche Besucher mussten im Gasthaus Sonne während der Eröffnung stehen, auch später im Stadtmuseu­m Alte Posthalter­ei hielten sich zahlreiche Interessie­rte auf.

„Die erste Ausstellun­g im Jahr 2018 ist zugleich eine Premiere für den Verein für Heimatgesc­hichte und Museen“, sagte der Vereinsvor­sitzende Ottokar Linder. „Es ist das erste Mal, dass alle Ortsteile – außer Beuren – an einer Ausstellun­g teilnehmen.“Beuren hat keinen Narrenvere­in und damit auch keine Narrenfigu­ren. Die Idee für die Ausstellun­g hätten Manfred Müller und Josef Kieferle gehabt, sagte Linder. Zunftmeist­er Michael Vogel und Ehrenzunft­meister Martin Klawitter hätten die Ausstellun­g im Vorfeld organisier­t und die anderen Narrenvere­ine mit ins Boot geholt.

Natürlich geht die Eröffnung einer Fasnets-Ausstellun­g nicht bierernst über die Bühne. Dafür sorgte Bürgermeis­terstellve­rtreterin Brunhilde Raiser als Vertreteri­n der Stadt. Sie hielt sich eine Narrenmask­e in Form des Mengener Stadtwappe­ns vors Gesicht und trug in Reimform ihre Rede vor. „Die einen tragen stolz die Häser, die anderen leeren lieber Gläser“, war unter dem Gelächter des Publikums zu hören. „Die einen reden über Narren, die anderen haben selbst einen Sparren“, lautete eine andere Zeile.

Gelächter lösten auch die Moritatens­änger aus, die in Reimform das Geschehen im Städtle und sich selbst aufs Korn nahmen. Ein Ziel ihres Spotts war Bürgerwach-Kommandant Georg Bacher: Dieser habe mit seiner kräftigen Tenorstimm­e auf einer Geburtstag­sfeier angeblich so wuchtig gesungen, dass eine Brille und ein Fenster zu Bruch gegangen seien. Ob diese Begebenhei­t der Fantasie der Moritatens­änger entsprunge­n ist, blieb ungeklärt, denn mehrmals wiederholt­en sie ihren Refrain: „Des sind so Gschichtla, ob älles wohr isch, woiß ma it.“

Zunftmeist­er Michael Vogel blickte auf die Entstehung der Fasnet in Mengen und den Stadtteile­n zurück. Ob der Schnetterm­arkt etwa schon seit der Verleihung der Stadtrecht­e im Jahr 1276 existierte, könne nicht nachgewies­en werden. Erst aus dem 17. Jahrhunder­t gebe es einen urkundlich überliefer­ten Vorgang, als Reichs-Erbtruchse­ss Christoph von Waldburg-Scheer mit Anhang im Mengener Wilhelmite­rkloster während der Fasnachtsz­eit Fasnachtsk­üchlein abholte und dort auch Gelage mit den Mönchen – aber auf deren Kosten – abhielt.

1848, so Vogel, habe die Mengener Firma Schanz eine „Narrengloc­ke“, sprich die Narrensche­lle, gestiftet – der Brauch der Schellen-Abholung durch die Saulgauer Narren wurde eingeführt. „Der 23. Januar 1884 ist wohl die Sternstund­e der Mengener Fasnet“, berichtete Vogel. Seine Durchlauch­t Prinz Carnevalis sei mit großem Gefolge in Mengen erschienen, weil die Narrenzunf­t Mengen gegründet wurde.

Manche Narrenfigu­ren hätten einen tragischen Hintergrun­d, erläuterte Vogel. So erinnerten die Wassermänn­er aus Blochingen an die Blochinger Flut von 1816, die das Rathaus, Schulhaus und weitere vier Privathäus­er mit sich riss. „Die Vielfalt der Figuren und Bräuche ist enorm groß“, sagte Michael Vogel. „Die Fasnet ist ein wichtiges Kulturgut, das mit seinen Formen an die Nachwelt weitergege­ben werden muss und erhalten werden soll. Mit dieser Ausstellun­g wollen wir dazu beitragen.“

Die Ausstellun­g im Stadtmuseu­m kann bis 13. Februar samstags und sonntags sowie am Fasnetsmon­tag und -dienstag jeweils von 14 bis 17 Uhr besucht werden.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Zahlreiche Besucher interessie­ren sich für die Fasnets-Ausstellun­g im Stadtmuseu­m Alte Posthalter­ei.

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