Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ausstellung zeigt die Vielfalt der Fasnetsbräuche
Bei der Eröffnung gibt es viel zu Lachen – Zunftmeister Michael Vogel blickt auf die Entstehung der Fasnet zurück
MENGEN - Die Eröffnung der Ausstellung „Fasnet – früher und heute“ist am Sonntag auf großes Interesse gestoßen. Manche Besucher mussten im Gasthaus Sonne während der Eröffnung stehen, auch später im Stadtmuseum Alte Posthalterei hielten sich zahlreiche Interessierte auf.
„Die erste Ausstellung im Jahr 2018 ist zugleich eine Premiere für den Verein für Heimatgeschichte und Museen“, sagte der Vereinsvorsitzende Ottokar Linder. „Es ist das erste Mal, dass alle Ortsteile – außer Beuren – an einer Ausstellung teilnehmen.“Beuren hat keinen Narrenverein und damit auch keine Narrenfiguren. Die Idee für die Ausstellung hätten Manfred Müller und Josef Kieferle gehabt, sagte Linder. Zunftmeister Michael Vogel und Ehrenzunftmeister Martin Klawitter hätten die Ausstellung im Vorfeld organisiert und die anderen Narrenvereine mit ins Boot geholt.
Natürlich geht die Eröffnung einer Fasnets-Ausstellung nicht bierernst über die Bühne. Dafür sorgte Bürgermeisterstellvertreterin Brunhilde Raiser als Vertreterin der Stadt. Sie hielt sich eine Narrenmaske in Form des Mengener Stadtwappens vors Gesicht und trug in Reimform ihre Rede vor. „Die einen tragen stolz die Häser, die anderen leeren lieber Gläser“, war unter dem Gelächter des Publikums zu hören. „Die einen reden über Narren, die anderen haben selbst einen Sparren“, lautete eine andere Zeile.
Gelächter lösten auch die Moritatensänger aus, die in Reimform das Geschehen im Städtle und sich selbst aufs Korn nahmen. Ein Ziel ihres Spotts war Bürgerwach-Kommandant Georg Bacher: Dieser habe mit seiner kräftigen Tenorstimme auf einer Geburtstagsfeier angeblich so wuchtig gesungen, dass eine Brille und ein Fenster zu Bruch gegangen seien. Ob diese Begebenheit der Fantasie der Moritatensänger entsprungen ist, blieb ungeklärt, denn mehrmals wiederholten sie ihren Refrain: „Des sind so Gschichtla, ob älles wohr isch, woiß ma it.“
Zunftmeister Michael Vogel blickte auf die Entstehung der Fasnet in Mengen und den Stadtteilen zurück. Ob der Schnettermarkt etwa schon seit der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1276 existierte, könne nicht nachgewiesen werden. Erst aus dem 17. Jahrhundert gebe es einen urkundlich überlieferten Vorgang, als Reichs-Erbtruchsess Christoph von Waldburg-Scheer mit Anhang im Mengener Wilhelmiterkloster während der Fasnachtszeit Fasnachtsküchlein abholte und dort auch Gelage mit den Mönchen – aber auf deren Kosten – abhielt.
1848, so Vogel, habe die Mengener Firma Schanz eine „Narrenglocke“, sprich die Narrenschelle, gestiftet – der Brauch der Schellen-Abholung durch die Saulgauer Narren wurde eingeführt. „Der 23. Januar 1884 ist wohl die Sternstunde der Mengener Fasnet“, berichtete Vogel. Seine Durchlaucht Prinz Carnevalis sei mit großem Gefolge in Mengen erschienen, weil die Narrenzunft Mengen gegründet wurde.
Manche Narrenfiguren hätten einen tragischen Hintergrund, erläuterte Vogel. So erinnerten die Wassermänner aus Blochingen an die Blochinger Flut von 1816, die das Rathaus, Schulhaus und weitere vier Privathäuser mit sich riss. „Die Vielfalt der Figuren und Bräuche ist enorm groß“, sagte Michael Vogel. „Die Fasnet ist ein wichtiges Kulturgut, das mit seinen Formen an die Nachwelt weitergegeben werden muss und erhalten werden soll. Mit dieser Ausstellung wollen wir dazu beitragen.“
Die Ausstellung im Stadtmuseum kann bis 13. Februar samstags und sonntags sowie am Fasnetsmontag und -dienstag jeweils von 14 bis 17 Uhr besucht werden.