Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ein Mann der leisen Töne im Rampenlicht
Für sein ehrenamtliches Engagement erhält Jürgen Tetzner die Verdienstmedaille der Stadt Pfullendorf in Gold
PFULLENDORF - Der Pfullendorfer Jürgen Tetzner ist beim Neujahrsempfang am Sonntag in der Stadthalle mit der Verdienstmedaille der Stadt in Gold ausgezeichnet worden. Er habe sich über Jahrzehnte um die Stadt Pfullendorf und die evangelische Kirchengemeinde verdient gemacht, sagte Bürgermeister Thomas Kugler. Im Juni vergangenen Jahres wurde Tetzner bereits mit dem goldenen Kronenkreuz geehrt – der höchsten Auszeichnung der Diakonie in Deutschland.
„Nicht nur in der Kirchengemeinde ist Jürgen Tetzner aktiv aufgefallen, sondern auch als profilierter Pädagoge an unserem Staufer-Gymnasium“, sagte Thomas Kugler. Dort unterrichtete Tetzner von 1977 bis 2013. Darüber hinaus war er von 1999 bis 2013 als stellvertretender Schulleiter tätig. In seinem Beruf als Lehrer könne man ihm eine ganz besondere Befähigung aussprechen, sagte Kugler. Bei seiner Verabschiedung 2013 habe er seine Entscheidung, Lehrer geworden zu sein, als eine glückliche Entscheidung betrachtet. „Ihre Kontakte zu den Schülern waren auf einer guten Wellenlänge“, sagte der Bürgermeister. „Die Chemie zwischen Ihnen und den Schülern hat über Jahrzehnte gestimmt.“
Engagement für das Werkstättle
Von 1984 bis 2012 engagierte sich Jürgen Tetzner mit kurzen Unterbrechungen im Kirchengemeinderat. Von 1987 bis 2001 war er stellvertretender Vorsitzender dieses Gremiums. In der Bezirkssynode des evangelischen Kirchenbezirks Überlingen-Stockach war Tetzner von 1989 bis 1996 aktiv. Darüber hinaus arbeitete er jahrelang im Planungs- und Leitungskreis des Beschäftigungsprojekts „Werkstättle“mit.
Er selbst habe Jürgen Tetzner intensiv als ehrenamtlichen Geschäftsführer des evangelischen Kindertagheims kennengelernt, sagte Thomas Kugler. „Diese Funktion übte er mit sehr viel Verhandlungsgeschick und mit seinem ausgleichenden Wesen von 2008 bis 2015 aus.“Darüber hinaus habe Tetzner das Kindertagheim aber auch schon seit Jahrzehnten im Kindertagheim-Ausschuss aktiv unterstützt und begleitet.
„Sozial Schwache lagen Jürgen Tetzner stets am Herzen“, sagte Thomas Kugler. „Um unkonventionell und schnell handeln zu können, hat er mitunter den Sozial- und Entschuldungsfonds der Kirchengemeinde mit initiiert.“Auch für die Erwachsenenbildung im Bonhoefferhaus habe sich Tetzner eingesetzt. Dort habe er als Mitglied des Kuratoriums und von 1987 bis 1998 als dessen Vorsitzender deutliche Spuren hinterlassen.
Weltcafé für Flüchtlinge
Inzwischen gilt Jürgen Tetzners Engagement auch den Flüchtlingen, die seit Ende 2016 in Pfullendorf wohnen. Damit diese in der Stadt schnell Kontakte knüpfen können, leitet Tetzner zusammen mit Dirk Bembennek seit Februar 2017 das sogenannte Weltcafé. Dieses findet immer freitags von 19 bis 21 Uhr im Foyer der Christuskirche statt und bietet allen Interessierten die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch.
„Diese ehrenamtlichen Tätigkeiten und herausragenden Leistungen zeigen ein Bild von einem Menschen, der positiv denkt, ein gutes und positives Welt- und Menschenbild besitzt und der Gesellschaft etwas zurückgeben möchte“, sagte Thomas Kugler. „Nicht nur in der Kirchengemeinde, im Kindertagheim und in den sonstigen Einrichtungen, die von Jürgen Tetzners Engagement profitieren, hat er sich einen Namen gemacht.“Dabei sei Tetzner nicht wegen des Rampenlichts in ein aktives Tun in der Gesellschaft getreten. „Das war ihm eher unangenehm“, sagte Kugler. „Jürgen Tetzner war und ist ein Mensch der leiseren Töne, aber mit großer Kraft.“
Dem Gemeinderat sei es ein leichtes gewesen, dem Vorschlag der evangelischen Kirchengemeinde zu folgen und Jürgen Tetzner mit der Verdienstmedaille der Stadt Pfullendorf in Gold auszuzeichnen, sagte der Bürgermeister. „Das, was er bewegte und initiierte, waren keine Luftschlösser, sondern Gedanken und Ideen, die notwendig waren, halfen und vielen gut getan haben.“Es handele sich bei Jürgen Tetzner um ein Musterbeispiel eines engagierten, sozialen und verantwortungsvoll denkenden Mitbürgers. „Wir brauchen solche Menschen wie Sie!“, sagte Kugler abschließend und überreichte Tetzner unter dem Applaus der mehreren Hundert Gäste die entsprechende Auszeichnung.