Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das große Thema ist der Erhalt
Hauptversammlung der Schiedsrichtergruppe Saulgau - Anton Guth im Amt bestätigt
BAD SAULGAU - Anton Guth ist bei einer Enthaltung als Obmann der Schiedsrichtergruppe Saulgau in seinem Amt bestätigt worden (die SZ berichtete). Das ist das zählbare Ergebnis der Hauptversammlung der Schiedsrichter der Gruppe Saulgau am vergangenen Freitag in der Mehrzweckhalle in Fulgenstadt. In seiner Rede entwarf Guth allerdings ein nachdenkliches Bild des Schiedsrichterwesens. Vor allem die Zahlen bringen Guth ins Grübeln. Zwar habe sich die Zahl der Schiedsrichter minimal von 147 am 6. Februar 2015 bei der bislang letzten Hauptversammlung, auf nun 151 leicht erhöht, doch vor allem die Erhaltung der jungen Schiedsrichter, die die Gruppe in gemeinsamen Neulingskursen mit der Gruppe Sigmaringen ausbilde, lasse zu wünschen übrig. „Von den 151 Schiedsrichtern stehen uns 127 zur Verfügung. Viele Schiedsrichterkameraden erreichen nur mit Mühe die Anzahl der Spiele, die sie für den Verein anrechenbar machen“, sagte Guth. Insgesamt musste die Gruppe Saulgau im Berichtszweitraum 9967 Spiele besetzen.
Derzeit muss ein Schiedsrichter über 18 Jahren 15 Spiele, ein Schiedsrichter unter 18 Jahren zwölf Spiele leiten, um „anrechenbar“zu sein. Zu viele Freitermine Wochenende für Wochenende, also Tage, an denen einzelne Schiedsrichter keine Spiele leiten wollten, minderten die Zahl der verfügbaren Schiedsrichter weiter. „Viele Schiedsrichter wollen Freitermine an Samstag und Sonntag - an den Hauptspieltagen“, sagte Guth. „Auf Dauer kann es so nicht weitergehen“, mahnte Guth. Vakanzen habe er oft nur durch Schiedsrichter im Alter zwischen 31 und 60 bzw. 70 Jahren schließen können. Sie sind wichtige Stützen unserer Einteiler. Ohne ihr tolles Engagement wäre es gar nicht möglich, alle Spiele zu besetzen. Durch ihr vorbildliches Betätigen und kurzfristiges Übernehmen von Spielen haben sie eine Vorbildfunktion gegenüber unseren jungen Kameraden.“Doch gerade im besten Alter, zwischen 31 und 45 Jahren fehlten Schiedsrichter, so Guth. Ein Blick auf das Altersdiagramm bestätigt Guths Äußerung. Während 38 Schiedsrichter im Alter zwischen 19 udn 30 Jahren der Gruppe angehören, sind nur 22 zwischen 31 und 45 Jahre alt, danach steigt die Zahl wieder (46 bis 60 Jahre: 32; über 60 Jahre: 43).
In diesem Zusammenhang ermahnte Anton Guth die jungen Schiedsrichter zu verantwortungsbewusstem Handeln. So sei vor kurzem ein Schiedsrichter - nach Einbeziehung des Verbandes - bis zum März dieses Jahres suspendiert worden, weil er sich in der Öffentlichkeit nicht vorbildlich verhalten habe und dies in Videos im Internet auch noch verbreitet worden sei. Guth betonte die Außenwirkung der Schiedsrichter und ihre Rolle. „Gerade für uns Schiedsrichter muss die Außenwirkung makellos sein.“Inzwischen habe sich die Gruppe vom Schiedsrichter getrennt. „Eine Trennung war unumgänglich und erfolgte in beiderseitigem Einvernehmen“, meinte Guth. Laut Informationen unserer Zeitung hatte der Schiedsrichter bei Festen in Schiedsrichterkleidung auf Tresen und Tischen getanzt, Rote und Gelbe Karten ins Publikum gezeigt und sich in eindeutigen Posen präsentiert. Dies alles war auf Videos festgehalten und im Internet verbreitet worden.
Zwei Vereine ohne Schiris
Ein weiterer Tiefpunkt sei die Absage des Neulingskurs vor wenigen Wochen gewesen, meinte Guth, der ankündigte in der Rückrunde wohl erste Spiele nicht mit ausgebildeten Schiedsrichtern besetzen zu können. Von 42 Teilnehmern der drei gemeinsamen Neulingskurse mit der Gruppe Sigmaringen in den Jahren 2015, 2016, 2017, die sich nach der Prüfung der Gruppe Saulgau anschlossen, ständen noch 22 zur Verfügung, 20 gaben das Pfeifen wieder auf. Dies sei, so Guth „ernüchternd“, ebenso wie die Tatsache, dass 39 Vereine der Gruppe Saulgau nur sieben Teilnehmer aus fünf Vereinen zum Neulingskurs meldeten (Gruppe Sigmaringen zwei Teilnehmer bei 24 Vereinen). „Das ist zu wenig.“Ein Lob verdienten sich allerdings die Vereine FV Fulgenstadt, FV Bad Saulgau und SV Bolstern, die im Berichtszeitraum über dem Soll lagen. „Es funktioniert vor allem in Vereinen, in denen die Schiris Wertschätzung genießen, Vereine mit einem Schiedsrichterbeauftragten.“Gleichzeitig ermahnte Guth Vereine, die „seit Jahren ihr Soll nicht erfüllten, und nannte namentlich die SpVgg. Pflummern/Friedingen und den SV Ebenweiler, die beide über keinen Schiedsrichter verfügen, aber „jedes Wochenende zwei Schiedsrichter wollen“.
In einem eigenen Referat ging der Wilhelmsdorfer Stephan Gerster, Mitglied im Verbandsschiedsrichterausschuss, auch auf die aktuelle Entwicklung im Schiedsrichterwesen ein. Er informierte über personelle Entwicklung, nannte aber auch Zahlen und fügte an, dass es ganz unterschiedliche Tendenzen in den einzelnen Bezirken des Verbandsgebietes gebe.
„Wir verfügen über viele Schiedsrichter im WFV unter 20 Jahren. In den vergangenen Jahren haben wir 2157 Schiedsrichter neu ausgebildet, aber 2530 haben aufgehört, 134 Schiedsrichter sind verstorben. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit muss der Erhalt sein“, sagte Gerster. „Das muss besser werden.“Auch riet Gerster von Fusionen einzelner Gruppen als Allheilmittel ab. „Es gibt Gebiete, wo das Sinn macht, aber in anderen Bezirken gilt: Die Fahrstrecken werden weiter, Schulungen müssen oft zweimal gemacht werden, die Kosten bleiben, und man hat auch nicht mehr Personal zur Verfügung, das Funktionen übernimmt.“