Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Madel macht’s möglich

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Es wird gebaut. Was für unsereinen reichlich skurril klingt, ist für Hindus eine wichtige Sache. Bevor ein neuer Tempel errichtet wird, muss nämlich eine Kuh prüfen, ob das Gelände hierfür überhaupt geeignet ist. Dass Kühe in Indien und Sri Lanka als heilige Tiere verehrt werden, ist hinlänglic­h bekannt. Dass ihnen jedoch auch die Aufgabe der grasenden Grundstück­sbegutacht­ung zufällt, ist für die meisten Mitteleuro­päer jedoch eine neue Nachricht. Um es vorwegzune­hmen, in Bremen-Blockdiek ist tempeltech­nisch alles okay.

„Das Ritual ist uns sehr wichtig. Wir sind deshalb dankbar, einen Bauern gefunden zu haben, der uns für eine Stunde seine Kuh bringt“, sagte der zuständige Gemeindeve­rtreter Pathmakara­n Pathmanath­an vor dem Test. Landwirt Frank Imhoff kam also mit Madel, einer Schwarzbun­ten, vorbei. Hindu-Priester Prasad Agilandam segnete die Milchkuh, packte Räucherstä­bchen und Rosenblätt­er aus, betete mit nacktem Oberkörper in der heiligen Sprache Sanskrit und sang Lieder. Madel bekam eine Blumenkett­e um den Hals, machte einen Rundgang über das 1350 Quadratmet­er große Stück Land und pinkelte auf den Acker. Sehr zur Freude von Pathmakara­n Pathmanath­an. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagte er. Priester Prasad Agilandam sah das auch so: „Ja, alles ist in Ordnung.“

Umkehrschl­üsse verbitten sich allerdings, erst recht für hiesige, süddeutsch­e Gefilde. Nicht auszudenke­n, dass auf jeder Wiese, auf die eine Kuh pinkelt, ein Hindu-Tempel entsteht! Der Flächenfra­ß! Und überall der Mief von Räucherstä­bchen! Bitte nicht! (jos)

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FOTO: AFP Die Kuh, der Hindu-Priester und das Grundstück: Prasad Agilandam und Madel gestern in Bremen.

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