Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein echter Star für den Dschungel

Der weiße Orang-Utan Alba kommt zurück in die Freiheit

- Von Christoph Sator

NYARU MENTENG (dpa) - Der weltweit einzige bekannte weiße OrangUtan, ein Weibchen namens Alba, darf wieder in die Freiheit. Die Albino-Affendame war im vergangene­n Jahr in völlig verwahrlos­tem Zustand in einem Dorf auf Borneo entdeckt worden. Jetzt ist sie wieder so gesund, dass sie im Regenwald ihrer Heimatinse­l ausgesetzt werden kann.

Aus Sorge um das extrem seltene Tier soll allerdings alles ganz vorsichtig über die Bühne gehen. Dem Tier mit dem weißen Fell und den strahlend blauen Augen drohen die verschiede­nsten Gefahren: nicht nur von Raubtieren und möglicherw­eise eifersücht­igen Artgenosse­n, sondern auch von Trophäensa­mmlern.

Insgesamt, so schätzt man, gibt es auf Borneo und der Nachbarins­el Sumatra nur noch etwa 50 000 OrangUtans. Die Menschenaf­fen mit normalerwe­ise rotbraunem Fell gelten heute als stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Insbesonde­re, weil der Urwald durch Rodungen, Brände und riesige Palmölplan­tagen immer weniger wird.

Eine wie Alba gab es in der Erinnerung der Leute hier noch nie. Die Albino-Dame wurde im Frühjahr 2016 von Tierschütz­ern in einem abgelegene­n Dorf in Borneos Dschungel entdeckt. Sie war in einen winzigen Holzkäfig eingesperr­t – unterernäh­rt, arg geschwächt, mit starkem Sonnenbran­d und Blutspuren im Gesicht. Ob diese von einem Kampf oder von Misshandlu­ngen stammen, ließ sich nicht mehr feststelle­n.

Die Dorfbewohn­er behauptete­n damals, dass das etwa fünf Jahre alte Tier einfach so aufgetauch­t sei, ohne seine Mutter. Niemand von außerhalb weiß, ob das stimmt. Alba wurde dann in eine Rettungsst­ation der Tierschutz­organisati­on Borneo Orangutan Survival (BOS) gebracht, wo schon mehr als 400 andere Orang-Utans zuhause sind. Dort bekam sie auch ihren Namen: Alba ist lateinisch und heißt weiß.

Alba sieht schlecht

Dass es auch unter Tieren Albinismus gibt, weiß man. Die weißen Labormäuse kennt jeder. Weniger bekannt ist, dass andere Säugetiere, aber auch Vögel und Fische von der angeborene­n Stoffwechs­elerkranku­ng betroffen sein können. Alba leidet unter schlechter Sehkraft. Die Sorge, dass sie wegen ihres Aussehens von anderen Orang-Utans geschnitte­n werden könnte, hat sich bislang allerdings nicht bewahrheit­et. Im Gegenteil: „Alba ist der Boss“, sagt der Chef der Tierschutz­organisati­on, Jamartin Sihite. Im Käfig, wo sie die meiste Zeit mit drei anderen Affen zusammenle­bt, gibt sie den Ton an. Seit der Rettung hat sie fast zehn Kilo zugenommen. Abgesehen von der Sehschwäch­e ist sie völlig gesund.

Plan ist nun, Alba im Frühsommer zunächst auf eine Insel zu bringen, wo auch andere Orang-Utans für die Freiheit üben können. Wegen der besonderen Umstände soll Alba aber – zusammen mit ihren drei aktuellen Spielkamer­aden Kikan, Radmala und Unyu – ein eigenes Refugium bekommen: eine Art Insel auf der Insel, nur etwa fünf Hektar groß. Daran wird allerdings noch gearbeitet. Es müssen ein Camp gebaut, Kanäle ausgegrabe­n und Sicherheit­seinrichtu­ngen hochgezoge­n werden. Das ist auch der Grund dafür, warum Alba die Station nicht jetzt schon verlassen kann. Nach ein paar Monaten auf der Insel soll sie dann ganz in die Freiheit dürfen.

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FOTO: DPA Bald wieder frei: „Alba“, weltweit einziger weißer Orang-Utan.

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