Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der Verdacht erhärtet sich immer mehr
Gutachter des Landeskriminalamtes liefern im Hoßkircher Mordfall weitere Beweise
HOSSKIRCH - Vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Ravensburg wurde der Prozess gegen einen 35-jährigen Angeklagten aus Hoßkirch fortgesetzt. Drei Sachverständige des Landeskriminalamtes in Stuttgart erhärteten mit ihren Gutachten den Verdacht, dass der Mann im Februar vergangenen Jahres seine Frau erwürgt und anschließend einen Autounfall vorgetäuscht habe.
Manuel Otte berichtete dem Gericht von 40 Asservaten, die er zu untersuchen hatte. Die Ergebnisse zeigen in vielen Fällen hohe bis sehr hohe statistische Wahrscheinlichkeiten, dass Speichel- und Blutbefunde dem Angeklagten und dem Opfer zuzuordnen sind. So konnten zum Beispiel DNA-Spuren auf der Rückbank des Unfallwagens mit einer Wahrscheinlichkeit im Quadrillionenbereich dem Angeklagten zugeordnet werden. Das heißt, die nachgewiesene genetische Merkmalskombination kommt statistisch in der deutschen Population 1-mal unter zig-Billiarden Personen vor. Der Beschuldigte ist somit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Verursacher. Der erfahrene Gutachter, der schon mehr als 400 Aufträge bearbeitet hat, berichtete über weitere zugeordnete Spuren im gemeinsamen Haus. Blut und Speichel fand man im Flur und in einer Garderobenschublade, auf Frischhaltefolien und auf der Kleidung des Opfers und des Angeklagten. Auf den Fleecehandschuhen, die man auf der Arbeitsplatte des Kochfeldes in der Küche gefunden hatte, entdeckte man Blutspuren der Frau.
Diplom-Biologe Carsten Rüther hatte Erd- und Haaruntersuchungen durchgeführt. Die Stiefel der Frau wiesen minimale Erdspuren auf. An den Sportschuhen des Angeklagten fand Rüther Erdablagerungen aus dem Bereich des Unfallortes, ebenso im Wageninnern. Besonders auffällig aber waren 17 blondierte Haare, die man an den Fleecehandschuhen gefunden hatte. „Diese Haare wurden dem Opfer ausgerissen,“so Rüther „Sie sind nicht durch Kämmen ausgefallen. Dies spricht für eine Gewalttat.“
Tote wurde vermutlich vom Angeklagten getragen
Textilfaserspuren hat Bettina Günzl untersucht. Fasern des Sweat-Shirts der Frau am Jumpsuit des Angeklagten und umgekehrt lassen den Schluss zu, dass die Tote vom Angeklagten getragen worden sein könnte. Am Hals des Opfers fand man Fasern der Fleecehandschuhe, die in der Küche gelegen hatten. Viel Zeit verwendete das Gericht auf den Befund von Fasern des T-Shirts, das die Frau am Tattag getragen hatte. Auf der Rücksitzbank des Unfallwagens wurden sie, sowohl auf der Sitzfläche wie auf der Lehne großflächig und gleichmäßig verteilt, gefunden. Diplom-Biologin Günzl zog daraus den Schluss, dass „die gleichmäßige Verteilung nicht dafür spricht, dass die Person eine normale Sitzposition eingenommen hatte oder dass das Shirt zu einem früheren Zeitpunkt nur auf die Rückbank gelegt wurde.“
Mit ihren wissenschaftlichen Gutachten bestätigten die Sachverständigen alle Aussagen, die der leitende Ermittlungsbeamte am vorausgegangenen Sitzungstag gemacht hatte.
Der Prozess wird am heutigen 18. Januar um 9.30 Uhr fortgesetzt.