Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Warme Mahlzeit ohne Kochen

Wer „Essen auf Rädern“bestellt, sollte auf Ausgewogen­heit achten

- Von Sabine Meuter

DÜSSELDORF/BONN (dpa) - Es klingelt an der Tür – und geliefert wird ein fertiges Menü. Das ist praktisch. Vor allem für ältere Menschen, die nicht mehr selbst am Herd stehen wollen. Aber auch für andere, die aufgrund einer Krankheit oder nach einem Unfall vorübergeh­end auf Hilfe angewiesen sind. Doch Menüdienst ist nicht gleich Menüdienst. Zig Anbieter tummeln sich auf dem Markt. „Interessie­rte sollten sich daher beizeiten – und nicht erst in akuter Notlage – gut über Angebote informiere­n“, rät Angela Clausen von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen.

Die Qualität des Essens kann je nach Anbieter sehr unterschie­dlich ausfallen, erklärt Ursula Lenz von der Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Senioren-Organisati­onen (BAGSO). Eine Checkliste der Verbrauche­rzentralen kann helfen, den richtigen Dienstleis­ter zu finden. „Oft bieten Betreiber ein mitunter kostenlose­s Probemenü an“, erklärt Clausen. Damit können Interessie­rte testen, ob das Angebot ihren Vorstellun­gen entspricht.

Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) hat einen Qualitätss­tandard für „Essen auf Rädern“entwickelt. „Darin sind Anforderun­gen an die Speisen etwa in Bezug auf Auswahl, Zubereitun­g und Warmhaltez­eiten festgeschr­ieben“, erläutert DGE-Sprecherin Antje Gahl.

Nur drei Stunden warmhalten

Jedes Menü sollte Gemüse enthalten und möglichst fettarm zubereitet sein. Frittierte oder panierte Produkte dürfen nach den Standards dreimal in sieben Tagen angeboten werden. Die Warmhaltez­eit beträgt maximal drei Stunden – ansonsten gehen Vitamine verloren und Geschmack und Konsistenz leiden. Damit die Speisen einigermaß­en frisch zu Hause ankommen, sollte sich der Anbieter möglichst in der Nähe befinden.

Bei der Auswahl des Dienstleis­ters empfiehlt es sich außerdem darauf zu achten, ob er abwechslun­gsreiche Menüs anbietet. „Am besten, man lässt sich die Speiseplän­e der vergangene­n Wochen zeigen“, sagt Clausen. Pro Tag sollten zwei Menüs zur Auswahl stehen, eins davon fleischlos. Für eine vitaminrei­che Ernährung sollten Interessie­rte darauf achten, dass sie mindestens dreimal die Woche Obst mitgeliefe­rt bekommen und ebenfalls dreimal pro Woche Salat oder Rohkost bestellen können.

So bequem es sein mag – gelieferte­s Essen hat seinen Preis: „Ein Menü kostet in der Regel zwischen 4,50 und sieben Euro“, sagt Clausen. Beim Vergleich zwischen mehreren Anbietern sollte man im Blick behalten, ob Anlieferun­gskosten und Wochenendz­uschläge bereits eingerechn­et sind oder nicht.

Einen Vertrag muss man mit dem Anbieter in der Regel nicht abschließe­n. Das Menü kann oft ohne viel Bürokratie für den folgenden Tag geordert oder abbestellt werden.

Das Angebot „Essen auf Rädern“ist aus Sicht der BAGSO generell eine gute Sache. „Das Problem ist aber, dass es gerade alleinsteh­ende Senioren nicht aus ihrer Vereinsamu­ng holt“, erklärt Lenz. Daher gibt es unter dem Dach von IN FORM, einer Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung, die Aktion „Mit Rädern zum Essen“: Vereine und Einrichtun­gen bieten Mittagstis­che für Ältere an. „Neben einer ausgewogen­en Zusammense­tzung der Mahlzeit steht das Gemeinscha­ftsgefühl beim Essen im Vordergrun­d“, sagt Lenz. So kann „Mit Rädern zum Essen“zumindest dann und wann eine Abwechslun­g zu „Essen auf Rädern“sein.

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FOTO: DPA Lieferdien­ste bringen ganze Mahlzeiten und Menüs fertig gekocht zum Kunden. Ältere Menschen kann das entlasten.

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