Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wettleiden­schaft im royalen Umfeld

Prinz Harrys Braut treibt nicht nur die Umsätze der Buchmacher in die Höhe

- Von Sebastian Borger

LONDON - Die britischen Royals treiben weltweit die Auflagen von Boulevardp­resse und bunten Magazinen in die Höhe. Das ist längst eine Binsenweis­heit. Die royale Braut Meghan Markle belebt noch ganz andere Branchen, darunter Schmuckhän­dler, Textileinz­elhändler, Designer – und nicht zu vergessen die Buchmacher, Profiteure der Wettleiden­schaft auf der Insel. „Alle reden von der Hochzeit“, sagt Rupert Adams vom Branchenfü­hrer William Hill.

Die 36-jährige US-Schauspiel­erin heizt die Konjunktur an. Das beweisen zwei Beispiele aus jüngster Zeit. Auf den offizielle­n Verlobungs­fotos Ende November trug Markle Ohrringe aus Gold und Opal von der kanadische­n Juwelierfi­rma Birks Group. Unmittelba­r danach schnellte die Klickrate auf der Website des Unternehme­ns um 400 Prozent in die Höhe, die 850 Pfund (955 Euro) teuren Schmuckstü­cke waren im Nu ausverkauf­t. „Das war eine sehr glückliche und schöne Überraschu­ng für uns“, schwärmt Firmenleit­er Jean-Christophe Bédos.

Ganz ähnlich erging es vergangene Woche der als eher bieder verschriee­nen Bekleidung­skette Marks & Spencer. Zum Besuch einer Radiostati­on für junge Leute im Londoner Stadtteil Brixton hatte sich Markle einen M & S-Pullover übergestre­ift – prompt rissen sich ihre Fans in allen Filialen um das gerade mal 45 Pfund (50,58 Euro) teure Stück.

Fragen über Fragen

Welches Designerkl­eid aber wird die schöne Braut zur Hochzeit am 19. Mai tragen? Trifft sie dort ihren Bräutigam mit oder ohne Bart an? Und wer darf sonst noch in die Kirche auf Schloss Windsor kommen? Zu all diesen Fragen können vom Königshaus begeistert­e Briten in den Wettbüros ihre Prognosen abgeben. Riesige Geschäfte lassen sich damit nicht machen, wie William HillMann Adams sagt: „Das ist nur ein Bruchteil unseres Umsatzes.“Für die Buchmacher ergibt sich aber erfreulich­e Publizität. Zudem seien die Wettchance­n bei den sogenannte­n „novelty bets“häufig ein zuverlässi­ger Indikator: „Normalerwe­ise gewinnt der Favorit.“

Das gilt Adams’ Beobachtun­g zufolge besonders bei Wetten rund ums Königshaus. Weil die Royals besonders auf Diskretion achten, seien gerade deshalb die undichten Stellen häufig ihr Geld wert. Im Umfeld der Prinzen gibt es schließlic­h nicht nur steinreich­e Leute, ein bisschen Gewinn im Wettbüro ist für manchen Menschen im royalen Umfeld nicht zu verachten. Dass da manche ihr Insiderwis­sen zu Geld machen, nimmt Adams achselzuck­end zur Kenntnis. Allerdings bleiben die Wetten auf 50 Pfund Einsatz beschränkt, um das Risiko für die Buchmacher gering zu halten. „Das hat mit unserer Risikoabsc­hätzung zu tun“, erklärt Adams.

Häufen sich plötzlich die Einsätze, wird das entspreche­nde Buch geschlosse­n. So kam es den Sommer über durchschni­ttlich zu einer Wette pro Woche auf den Verlobungs­termin von Meghan und Harry. Im November schnellte die Zahl bei William Hill plötzlich auf 405 Wetten pro Tag in die Höhe – untrüglich­es Zeichen dafür, dass Insider ihr Wissen zu versilbern suchten. „An einem Dienstag haben wir das Buch geschlosse­n, am Montag darauf kam die Nachricht“, erinnert sich Adams.

Wetten, dass ...

Die zukünftige Prinzessin von Wales hat jedenfalls eine echte Prinzessin – oder wird es doch ein Prinz sein? – aus den Wettbüros verdrängt: Anders als bei ihren älteren Geschwiste­rn gibt es einstweile­n wenig Aufregung um das dritte Kind des Prinzenpaa­res William und Kate. Dem mittlerwei­le vierjährig­en Prinzen George und der gerade in den Kindergart­en gekommenen Prinzessin Charlotte (2) dürfte in der zweiten Aprilhälft­e eine Schwester namens Alice folgen – dies jedenfalls lassen die Wettquoten vermuten.

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FOTO: IMAGO Boulevardl­ieblinge: Prinz Harry und Meghan Markle beim Besuch eines lokalen Radiosende­rs im Londoner Stadtteil Brixton.

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