Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Verteidiger
Nicht alle sehen die politische Bilanz von Donald Trump nach einem Jahr als Staatsoberhaupt negativ. „Sein Sozialverhalten halte ich für befremdlich und rustikal, aber ich trenne Auftreten und politische Ziele“, sagt Ralph Freund, Vizepräsident der Republicans Overseas Germany. Trump beweise Führungsqualitäten. „Im Vergleich zu anderen Präsidenten ist er nach einem Jahr weit gekommen mit seinen Zielen“, so Freund. Der Frankfurter Unternehmensberater ist Mitglied der CDU, der US-Republikaner, im Republican National Committee sowie im CDU-Wirtschaftsrat.
Mit seiner Meinung eckt Freund in Deutschland bei vielen Bürgern an. Doch allzu viele negative Reaktionen bekommt der Frankfurter aber nicht auf seine Äußerungen, wie Freund sagt. „Das Credo ist ganz oft: Wir sind zwar nicht Ihrer Meinung, aber Sie machen das gut und belebend“, erzählt er. Freund vertrat seine Meinung bereits in diversen TV-Talkrunden bei Markus Lanz, „Hart aber fair“und Anne Will.
Von einem ist er überzeugt: Man müsse die Aussagen Trumps immer in Bezug auf diejenigen deuten, die ihn gewählt haben. „Er versucht deren Stimmung abzubilden. Es gibt Teile in den USA, die sind desaströs. Die interessieren sich nicht für das Pariser Klimaabkommen oder den Nahostkonflikt“, so der Unternehmensberater.
Wenn Freund Bilanz ziehen soll, über die bisherigen Erfolge und Niederlagen des US-Präsidenten, sieht das so aus: Sehr gut sehe er die durchgeboxte Steuerreform. Ob die vieldiskutierte Mauer an der Grenze zu Mexiko wirklich gebaut wird, ist für Freund fraglich. Aber: „Er ist die illegale Immigration bereits angegangen, indem er den Etat für die Grenzsicherung erhöht hat.“Der Staatshaushalt sei vorgelegt und die personelle Besetzung des Supreme Courts, des Obersten Gerichtshofs, vorgenommen. Gescheitert sei Trump hingegen mit der Gesundheitsreform an innerparteilichem Widerstand. „Auch beim Bürokratieabbau ist noch nicht viel vorangegangen.“Alles in allem habe Trump bereits viel erreicht. „Obama aber hat seine Erfolge besser verkauft.“
Eine gewisse Unterscheidung ist Freund wichtig: „Ich bin kein Trump-Unterstützer. Wir sind die republikanische Partei, aber nicht Trump. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“Aber Trump vertrete mit seinem „America first“eine klare Botschaft. Damit habe er seiner Gegenkandidatin etwas vorausgehabt – einen Orientierungspunkt. Michael Häußler