Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Wir haben mittlerweile eine sehr vertrauensvolle, gute und konstruktive Arbeitsebene“
Herbertingens Bürgermeister spricht über die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und seine Pläne für 2018
HERBERTINGEN - Vor fast drei Jahren hat Magnus Hoppe seine Bewerbung als Bürgermeister abgegeben. Im ersten Wahlgang erhielt er direkt 64,1 Prozent der Stimmen und wurde der neue Schultes. SZ-Redakteurin Julia Freyda sprach mit Hoppe darüber, wie er sich in Herbertingen eingelebt hat und was er für dieses Jahr plant.
Sie sind jetzt rund zweieinhalb Jahre hier. Haben Sie die Entscheidung für Herbertingen schon mal bereut?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin mittlerweile so richtig angekommen. Das habe ich zwar im Interview nach sechs Wochen im Amt auch schon mal gesagt, aber mittlerweile habe ich noch viel mehr Menschen kennengelernt und mich eingelebt. Wir bauen im Steigäcker ein Haus, ich gehe richtig gerne zum Arbeiten ins Rathaus und hoffe, dass das noch lange anhält.
In Herbertingen war die Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und Gemeinderat nicht immer ganz harmonisch. Wie hat sich das mit Ihnen entwickelt?
Wir haben mittlerweile eine sehr vertrauensvolle, gute und konstruktive Arbeitsebene. Dadurch werden wir nun einiges anpacken und auch erreichen. Damit bin ich sehr zufrieden.
Beim Neujahrsempfang haben Sie erwähnt, dass die Dorfgemeinschaft gefördert werden soll. Gibt es da konkrete Defizite in Herbertingen?
Wir haben drei sehr unterschiedlich große Teilorte, in denen aber trotzdem die gewachsene Dorfstruktur erhalten geblieben ist. Im Kernort haben wir durch Zuzüge – ganz neutral betrachtet – viele Menschen, die sich nicht als Ur-Herbertinger bezeichnen. Die sind auch in Vereinen aktiv und bei Veranstaltungen dabei, haben aber keine verbindliche Identifizierung mit dem Dorf so wie sie durch das Aufwachsen entsteht. Wir haben zum Beispiel eine sehr gute Seniorenarbeit, binden Kinder, junge Familien oder Menschen im mittleren Lebensalter hierbei noch nicht optimal ein. Ich möchte, dass die Generationen sich besser miteinander verbinden. Das ist derzeit noch sehr abstrakt und wohl schwer in Worte zu fassen.
Wie stellen Sie sich die Entwicklung konkret vor?
Es wird in diesem Jahr eine Bürgerbeteiligung für die Gemeinwesensarbeit geben. Dabei sollen sich alle Interessierten zusammensetzen und überlegen, wo der Schuh drückt.
Bis Mitte Januar sollten Eltern sich melden, wenn sie ihr Kind auf die Grundschule nach Marbach schicken wollen. Steht zur Zukunft nun schon etwas fest?
Nein, noch nicht komplett. Wir warten noch auf das Ergebnis.
Ist in Marbach eine Außenstelle wie in Hundersingen denkbar?
Grundsätzlich ja, aber das scheint mir nicht praktikabel. Marbach ist halb so groß wie Hundersingen und hat weniger Schüler. Die Zahlen reichen nicht für eine stabile jahrgangsübergreifende Klasse.
Aber Hundersingen bleibt als Außenstelle unberührt von dem Ganzen?
Solange es genügend Schüler gibt, bleibt Hundersingen eine Außen-
stelle der Lilly-Jordans-Grundschule. Das ist auch ganz klare Aussage des Schulamtes. Anhand der Geburtenzahlen steht fest, dass dies auch noch in den nächsten fünf Jahren so bleibt – wenn nicht gerade eine unerwartete Wegzugwelle kommen sollte.
Gibt es schon Überlegungen zur Nutzung der Räume?
Wir haben noch keine ausgegorenen Pläne. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wird es aber auf keinen Fall abgerissen. Die Entscheidung aus Bad Saulgau hat uns vor nicht geringe Herausforderungen gestellt.
Sie haben mehrfach ihr Bedauern erwähnt, dass Sie von Bad Saulgau aus nicht in die Änderung der Schulbezirke eingebunden wurden. Können Sie sich das Verhalten der Kollegen in der Verwaltungsgemeinschaft erklären?
Nein, ich wüsste kein Ereignis, das Anlass dazu gegeben hätte, nicht mit uns als betroffene Nachbargemeinde darüber zu reden.
Die Verwaltung war mal am Freilichtmuseum Heuneburg beteiligt. Wie sieht die Zusammenarbeit jetzt aus und was ist geplant?
2014 war die erste Saison mit dem Land als Träger, aber seit 2015 arbeiten die Museen wieder sehr gut zusammen. Wir sprechen uns untereinander ab und es gibt auch wieder eine kombinierte Eintrittskarte. Zusammen mit dem Kreis und dankenswerter Weise viel Unterstützung von Landrätin Stefanie Bürkle schauen alle Beteiligten, wie die Heuneburg noch besser präsentiert werden kann, ohne dass dort ein Disneyland entsteht. Ziel von allen ist es, dass dieses Kulturdenkmal noch besser erlebbar wird. Ich hoffe, dass wir dem Land im ersten Halbjahr ein Konzept dazu vorlegen können. Ob es dann auch schon zeitnah eine öffentliche Entscheidung dazu geben wird, das weiß ich nicht.
Ende Oktober wurden coliforme Keime im Trinkwasser gefunden, daher musste es gechlort werden. Nun haben Sie bekannt gegeben, dass das Trinkwasser wieder in Ordnung ist. Wurde auch der Fehler gefunden?
Wir können es nicht zu hundert Prozent sagen, aber hoffen es. Unsere Wasserversorgung kommt zum einen Teil aus dem Brunnen Wagenhausen, das kommt aus der Tiefe und ist unbedenklich. Zum anderen Teil stammt das Wasser aus der Quellfassung Katzensteige. Das hat auch schon Trinkwasserqualität, ist aber einer größeren Gefahr ausgesetzt, dass sich etwas beimischt. Wir haben eine UV-Anlage eingebaut, die solche Keime direkt abtötet, wenn sie wieder auftauchen. Somit können wir unser Trinkwasser wieder bedenkenlos empfehlen.
Sie haben beim Neujahrsempfang gesagt, dass es mit der Umgestaltung der Ortsdurchfahrt losgehen soll. Wie sieht das konkret aus?
Der erste Abschnitt soll im Bereich Sonnenstraße, Rathausplatz und Pfarrstraße sein. Wir haben das Vorhaben für das Sanierungsprogramm angemeldet und die Umsetzung hängt sehr von Zuschussmitteln ab. Einen Bescheid darüber erwarten wir im April oder Mai. Vorher können wir natürlich auch keine Arbeiten ausschreiben. In der Hoffnung, dass es klappt, planen wir aber selber schon mal Mittel in unserem Haushalt ein. Innerhalb einer Planungsgruppe loten wir die Gestaltung genauer aus und werden sie dann Gemeinderat, Öffentlichkeit und vor allem Angrenzern vorstellen.
Wie soll es mit der Ortsdurchfahrt weitergehen, jedes Jahr einen weiteren Abschnitt gestalten?
Das wäre natürlich ideal, aber wir haben auch noch andere Aufgaben wie zum Beispiel die Sanierung des Kanalnetzes. Für die nächsten Jahre sieht der Haushalt gut aus und wir wollen mit der Ortsdurchfahrt zügig vorankommen. Fest steht aber, dass wir in diesem Jahr die komplette Gestaltung grob planen und vorstellen wollen.
Angesichts der Landesheimbauverordnung steht das Pflegeheim vor Herausforderungen. Ist die Zukunft des Betriebes endlich geklärt?
Dazu kann ich öffentlich leider noch nichts Genaues sagen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es dazu im ersten Quartal des Jahres noch eine positive Nachricht geben wird.