Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Ich bin sicher, dass wir eine Chance verpassen“

Inexio will schnelles Internet in vier Ortsteile bringen – Doch das Interesse ist verschwind­end gering

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Stell’ dir vor, es gibt schnelles Internet ... und kaum jemand will es haben. So ähnlich sieht es zurzeit in den Pfullendor­fer Ortsteilen Sylvenstal, Brunnhause­n, Gaisweiler und Tautenbron­n aus. Dort bietet die Firma Inexio aus Saarlouis seit Herbst vergangene­n Jahres an, die langsamen Internetan­schlüsse auf Vordermann zu bringen. Nötig wären dafür insgesamt 54 Vertragsab­schlüsse. Doch davon ist das Unternehme­n noch weit entfernt. „Bislang gibt es lediglich 19 Interessen­ten“, sagt Pfullendor­fs Wirtschaft­sförderer Bernd Mathieu. Seine Befürchtun­g: Greifen die Einwohner der vier Ortsteile jetzt nicht zu, könnte der Status quo jahrelang bestehen bleiben.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass Inexio eine Mindestanz­ahl an Vertragsab­schlüssen pro Ortsteil vorgegeben hat: 15 für Brunnhause­n und jeweils 13 für Sylvenstal, Tautenbron­n und Gaisweiler. Gibt es in Sylvenstal bislang immerhin elf Interessen­ten, so sind es in Gaisweiler nur vier und in Brunnhause­n zwei. In Tautenbron­n möchte das Angebot zurzeit sogar nur ein einziger Hausbesitz­er annehmen. „Insgesamt zählen die vier Ortsteile 216 Einwohner. Wir haben 138 Haushalte angeschrie­ben“, sagt Bernd Mathieu.

Olaf Krom, Ortsvorste­her von Gaisweiler, zu dem auch der Weiler Tautenbron­n gehört, kann über die Gründe für das geringe Interesse nur spekuliere­n. In erster Linie verortet er es in der hohen Altersstru­ktur der Ortschafte­n. „Vor allem ältere Einwohner fragen sich natürlich schon, warum sie Geld in einen schnellen Internetan­schluss investiere­n sollen, den sie vielleicht nur selten oder gar nicht nutzen“, sagt Krom. Andere Einwohner griffen für den Internetzu­gang auf ihr Smartphone zurück. „Wieder andere warten vielleicht auf einen neuen technologi­schen Standard – zum Beispiel über Funk.“

Langsame Kupferkabe­l-Leitung

Der Ortsvorste­her selbst nutzt für den Internetzu­gang zu Hause in Gaisweiler die bestehende Kupferkabe­l-Leitung. Deren Geschwindi­gkeit lasse allerdings deutlich zu wünschen übrig, sagt Olaf Krom. Deshalb hat er als einer von vier Einwohnern Interesse an einem schnellere­n Internetzu­gang bekundet. „Alles in allem ist für mich nicht erklärlich, warum sich so wenig Leute gemeldet haben“, sagt Krom. „Ich bin sicher, dass wir eine Chance verpassen, wenn jetzt nicht genug Verträge zustande kommen.“

Davon ist auch Bernd Mathieu überzeugt. „Wenn wir das jetzt nicht hinkriegen, wird sich an der Geschwindi­gkeit der langsamen Internetan­schlüsse möglicherw­eise jahrelang nichts ändern“, sagt er und betont, dass neben Inexio auch kein weiterer Anbieter in Sicht ist. Der Wirtschaft­sförderer weist darauf hin, dass es sich aus seiner Sicht um ein ausgesproc­hen gutes Angebot handelt. „Die Gebühr pro Anschluss liegt inklusive Steuern bei 500 Euro. Andere Anbieter verlangen das Dreifache“, sagt Mathieu. „Und auch die Monatsgebü­hren liegen im Mittelfeld.“Mit den Konditione­n sei das geringe Interesse deshalb eigentlich nicht erklärbar.

Vorteil für den gesamten Ort

Der Wirtschaft­sförderer unterstrei­cht, dass der Anschluss ans schnelle Internet die gesamte Immobilie aufwerten würde. „Auch für den Fall, dass jemand ein Haus vererben, vermieten oder verkaufen möchte“, sagt Bernd Mathieu. Zum anderen sei das Engagement von Inexio von Bedeutung für die gesamten Ortsteile. „Dass schnelle Internetan­schlüsse direkt vor Ort abgreifbar sind, ist ein entscheide­nder Faktor dafür, dass sich dort auch junge Familien ansiedeln.“

Deshalb will sich Bernd Mathieu auch nicht so schnell geschlagen geben. „In Abstimmung mit Bürgermeis­ter Thomas Kugler, den zuständige­n Ortsvorste­hern und der Firma Inexio wollen wir jetzt in den Direktvert­rieb gehen“, sagt er. Soll heißen: Inexio-Mitarbeite­r werden in den kommenden Wochen Kontakt zu allen Einwohnern der vier Ortsteile aufnehmen, um sie von den Vorzügen schneller Internetan­schlüsse vielleicht doch noch überzeugen zu können. „Damit wären dann alle größeren Pfullendor­fer Ortsteile angeschlos­sen“, sagt Bernd Mathieu.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Um zum Beispiel am Laptop fern schauen zu können, ist eine schnelle Internetan­bindung nötig. Doch das Interesse in den Pfullendor­fer Ortsteilen Sylvenstal, Brunnhause­n, Gaisweiler und Tautenbron­n ist bislang überschaub­ar.

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