Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Ich bin sicher, dass wir eine Chance verpassen“
Inexio will schnelles Internet in vier Ortsteile bringen – Doch das Interesse ist verschwindend gering
PFULLENDORF - Stell’ dir vor, es gibt schnelles Internet ... und kaum jemand will es haben. So ähnlich sieht es zurzeit in den Pfullendorfer Ortsteilen Sylvenstal, Brunnhausen, Gaisweiler und Tautenbronn aus. Dort bietet die Firma Inexio aus Saarlouis seit Herbst vergangenen Jahres an, die langsamen Internetanschlüsse auf Vordermann zu bringen. Nötig wären dafür insgesamt 54 Vertragsabschlüsse. Doch davon ist das Unternehmen noch weit entfernt. „Bislang gibt es lediglich 19 Interessenten“, sagt Pfullendorfs Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu. Seine Befürchtung: Greifen die Einwohner der vier Ortsteile jetzt nicht zu, könnte der Status quo jahrelang bestehen bleiben.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass Inexio eine Mindestanzahl an Vertragsabschlüssen pro Ortsteil vorgegeben hat: 15 für Brunnhausen und jeweils 13 für Sylvenstal, Tautenbronn und Gaisweiler. Gibt es in Sylvenstal bislang immerhin elf Interessenten, so sind es in Gaisweiler nur vier und in Brunnhausen zwei. In Tautenbronn möchte das Angebot zurzeit sogar nur ein einziger Hausbesitzer annehmen. „Insgesamt zählen die vier Ortsteile 216 Einwohner. Wir haben 138 Haushalte angeschrieben“, sagt Bernd Mathieu.
Olaf Krom, Ortsvorsteher von Gaisweiler, zu dem auch der Weiler Tautenbronn gehört, kann über die Gründe für das geringe Interesse nur spekulieren. In erster Linie verortet er es in der hohen Altersstruktur der Ortschaften. „Vor allem ältere Einwohner fragen sich natürlich schon, warum sie Geld in einen schnellen Internetanschluss investieren sollen, den sie vielleicht nur selten oder gar nicht nutzen“, sagt Krom. Andere Einwohner griffen für den Internetzugang auf ihr Smartphone zurück. „Wieder andere warten vielleicht auf einen neuen technologischen Standard – zum Beispiel über Funk.“
Langsame Kupferkabel-Leitung
Der Ortsvorsteher selbst nutzt für den Internetzugang zu Hause in Gaisweiler die bestehende Kupferkabel-Leitung. Deren Geschwindigkeit lasse allerdings deutlich zu wünschen übrig, sagt Olaf Krom. Deshalb hat er als einer von vier Einwohnern Interesse an einem schnelleren Internetzugang bekundet. „Alles in allem ist für mich nicht erklärlich, warum sich so wenig Leute gemeldet haben“, sagt Krom. „Ich bin sicher, dass wir eine Chance verpassen, wenn jetzt nicht genug Verträge zustande kommen.“
Davon ist auch Bernd Mathieu überzeugt. „Wenn wir das jetzt nicht hinkriegen, wird sich an der Geschwindigkeit der langsamen Internetanschlüsse möglicherweise jahrelang nichts ändern“, sagt er und betont, dass neben Inexio auch kein weiterer Anbieter in Sicht ist. Der Wirtschaftsförderer weist darauf hin, dass es sich aus seiner Sicht um ein ausgesprochen gutes Angebot handelt. „Die Gebühr pro Anschluss liegt inklusive Steuern bei 500 Euro. Andere Anbieter verlangen das Dreifache“, sagt Mathieu. „Und auch die Monatsgebühren liegen im Mittelfeld.“Mit den Konditionen sei das geringe Interesse deshalb eigentlich nicht erklärbar.
Vorteil für den gesamten Ort
Der Wirtschaftsförderer unterstreicht, dass der Anschluss ans schnelle Internet die gesamte Immobilie aufwerten würde. „Auch für den Fall, dass jemand ein Haus vererben, vermieten oder verkaufen möchte“, sagt Bernd Mathieu. Zum anderen sei das Engagement von Inexio von Bedeutung für die gesamten Ortsteile. „Dass schnelle Internetanschlüsse direkt vor Ort abgreifbar sind, ist ein entscheidender Faktor dafür, dass sich dort auch junge Familien ansiedeln.“
Deshalb will sich Bernd Mathieu auch nicht so schnell geschlagen geben. „In Abstimmung mit Bürgermeister Thomas Kugler, den zuständigen Ortsvorstehern und der Firma Inexio wollen wir jetzt in den Direktvertrieb gehen“, sagt er. Soll heißen: Inexio-Mitarbeiter werden in den kommenden Wochen Kontakt zu allen Einwohnern der vier Ortsteile aufnehmen, um sie von den Vorzügen schneller Internetanschlüsse vielleicht doch noch überzeugen zu können. „Damit wären dann alle größeren Pfullendorfer Ortsteile angeschlossen“, sagt Bernd Mathieu.