Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Richtiger Ansatz, falsche Mittel

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Indiens Regierungs­chef Narendra Modi hat das Weltwirtsc­haftsforum in Davos mit einem unmissvers­tändlichen Angriff auf die Politik Donald Trumps eröffnet. „Die Kräfte des Protektion­ismus erheben ihre Köpfe gegen die Globalisie­rung“, so geißelt der 67-Jährige die neuen Einfuhrzöl­le des US-Präsidente­n.

Trumps Logik ist einfach: Weil ausländisc­he Konzerne ihre Produkte in den USA billiger anbieten als amerikanis­che Unternehme­n, verteuert der US-Regierungs­chef durch Zölle die fremden Waschmasch­inen und Solarpanee­le, macht die eigene Industrie wettbewerb­sfähig – und verstößt damit gegen das grundlegen­de Prinzip des Freihandel­s. Schließlic­h basiert der freie Handel von Waren und Dienstleis­tungen auf offenen Grenzen und dient nach der auf den englischen Ökonomen David Ricardo zurückgehe­nden Theorie allen an dem Handel Beteiligte­n.

Zu den Vorzügen, von denen die USA künftig nicht mehr profitiere­n werden, gehören zuerst die niedrigere­n Verbrauche­rpreise. Amerikaner werden bald für Solarpanee­le und Waschmasch­inen mehr bezahlen müssen. Was weit schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass US-Hersteller­n von Waschmasch­inen und Solarmodul­en in Zukunft auch ein Stück weit der Anreiz fehlt, ihre Produkte so zu verbessern, dass sie mit ausländisc­hen Angeboten mithalten können. Denn langfristi­g schwächt staatliche­r Schutz durch Strafzölle die Innovation­skraft der eigenen Wirtschaft.

Allerdings gibt es bei Trumps Strafzölle­n auch eine andere Seite: Sie sollen in erster Linie China – und damit eine Volkswirts­chaft treffen, die ihrerseits die Spielregel­n des Freihandel­s nicht einhält. Die Führung in Peking denkt nicht daran, eine freie Marktwirts­chaft einzuführe­n. Während sie im eigenen Land ausländisc­he Firmen gängelt, ist sie auf der anderen Seite bestrebt, weltweit Geld und Know-how einzusamme­ln zum Wohl des eigenen Staates.

Viele chinesisch­e Firmen, die im Ausland mit Rivalen konkurrier­en, werden in der Heimat durch Subvention­en gestützt. In der Hinsicht ist Trumps Attacke gerechtfer­tigt – zumindest wenn sie Peking trifft.

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