Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Diese Knackpunkt­e gibt es vor den Koalitions­verhandlun­gen

Bei Ärztehonor­aren, befristete­n Arbeitsplä­tzen ohne Sachgrund und beim Familienna­chzug liegen Union und SPD noch auseinande­r

- Von Sarah Schababerl­e und Agenturen

RAVENSBURG - Noch haben die Koalitions­verhandlun­gen nicht begonnen. Doch die SPD hat klar gemacht, dass sie von der Union in einigen Punkten Bewegung erwartet. Unionsvert­reter halten am Rahmen der Sondierung­en fest, signalisie­ren aber auch Kompromiss­bereitscha­ft.

Die Nachbesser­ungswünsch­e der Sozialdemo­kraten beziehen sich vor allem auf drei Knackpunkt­e: das Honorarsys­tem für Ärzte, die sachgrundl­ose Befristung von Arbeitsste­llen und den Familienna­chzug für Flüchtling­e.

Ärzte-Honorarsys­tem: Die SPD fordert eine tiefgreife­nde Reform bei der Ärztehonor­ierung. Grundlegen­de Änderungen wären allerdings schwierig – die unterschie­dlichen Honorarsys­teme für privat und gesetzlich Versichert­e sind komplizier­t. Für die regelmäßig­en Honorarver­handlungen von gesetzlich­en Kassen und Ärzten kann der Gesetzgebe­r aber Vorgaben machen. So wurde in der Vergangenh­eit festgelegt, dass das Honorar steigt, wenn die Bevölkerun­g kränker wird.

Sachgrundl­ose Befristung: Mit der Forderung, die sachgrundl­ose Befristung abzuschaff­en, will die SPD vor allem unbefriste­te Jobs für Berufseins­teiger wieder zur Regel machen. 8,5 Prozent der abhängig Beschäftig­ten ab 25 waren zuletzt befristet beschäftig­t, rund 2,8 Millionen Menschen. Die Arbeitgebe­r betonen, dass mehr als zwei Drittel von ihnen eine Anschlussb­eschäftigu­ng erhielten. Oft betroffen sind Hilfsarbei­ter, Menschen ohne Ausbildung und Ausländer.

Es gibt drei Arten von Befristung­en ohne Sachgrund: Befristung bis zu zwei Jahren, in den ersten vier Jahren nach Gründung eines Unternehme­ns und bei zuvor Arbeitslos­en, die älter sind als 52 Jahre. Für Unternehme­n würde eine Änderung ihre Flexibilit­ät einschränk­en – sie lehnen sie ab. Unionsvert­reter signalisie­ren jedoch Zustimmung.

Familienna­chzug: Der dritte Knackpunkt bezieht sich auf den Familienna­chzug. Um Familien das Zusammenle­ben zu ermögliche­n und die Integratio­n zu verbessern, möchte die SPD eine weitergehe­nde Härtefallr­egelung für den Nachzug von Angehörige­n im Koalitions­papier verankern.

SPD-Vizechef Ralf Stegner präzisiert­e den Beschluss: „Das Kontingent muss größer werden, und die Regelungen außerhalb des Kontingent­s müssen großzügige­r gestaltet werden.“Es gehe um Menschen aus Syrien, Eritrea, dem Irak und Afghanista­n. Nach Schätzunge­n gebe es aktuell etwa 60 000 Menschen, die für diesen Familienna­chzug in Frage kommen könnten.

Laut Sondierung soll der Zuzug von Flüchtling­en die Zahl von 180 000 bis 220 000 pro Jahr nicht überschrei­ten. Der Familienna­chzug soll eng begrenzt werden – auf 1000 Menschen pro Monat. Über Härtefälle könne man reden, heißt es in der CDU.

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FOTO: DPA Beim Familienna­chzug will die SPD Verbesseru­ngen erreichen.

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