Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

EU nimmt acht Staaten von Schwarzer Liste zu Steueroase­n

- Von Daniela Weingärtne­r, Brüssel

Kaum aufgestell­t, ist die Schwarze Liste der Europäisch­en Union mit Steueroase­n bereits wieder geschrumpf­t. Nach nur sieben Wochen haben die EU-Finanzmini­ster Panama und sieben andere Steuerpara­diese aus der Schwarzen Liste gestrichen und in eine sogenannte Graue Liste übertragen. Zur Begründung hieß es aus Ratskreise­n, die fraglichen Länder hätten sich auf „hoher politische­r Ebene“dazu verpflicht­et, Missstände zu beheben und Zusicherun­gen zur Einhaltung internatio­naler Steuerrege­ln gemacht.

Neben Panama wurden auch Barbados, Grenada, Macao, die Mongolei, Südkorea, Tunesien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate von der Liste genommen. Bundesfina­nzminister Peter Altmaier (CDU) wertet das als Beleg, dass die Maßnahme Wirkung zeige. Parteifreu­nde im Europaparl­ament hingegen kritisiert­en ebenso wie Grüne und Nichtregie­rungsorgan­isationen, dass es keinerlei Einblick in die Hintergrün­de der Entscheidu­ng gebe und die Kriterien womöglich zu lasch seien.

Auf der Schwarzen Liste verbleiben nun lediglich neun Länder, darunter Bahrain, die Marshall-Inseln, Namibia und Tobago. 55 Länder stehen auf der grauen Liste, weil sie sich verpflicht­et haben, ihre Steuergese­tzgebung zu verbessern und Steuerfluc­ht nicht länger zu unterstütz­en. „Die Öffentlich­keit muss die Selbstverp­flichtunge­n der 55 Steueroase­n und die Ergebnisse der Überprüfun­g von Drittstaat­en einsehen“, forderte der finanzpoli­tische Sprecher der Europafrak­tion der Grünen, Sven Giegold. Tobias Hauschild von der Entwicklun­gshilfeorg­anisation Oxfam erinnerte an die jüngste Studie der Organisati­on. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen 2016 und 2017 82 Prozent des weltweiten Vermögensw­achstums dem reichsten Prozent der Weltbevölk­erung zugute kamen. „Allein durch Steuerverm­eidung dieses reichsten Prozent entgehen Staaten jedes Jahr etwa 200 Milliarden US-Dollar an Steuereinn­ahmen“, so Hauschild.

Forderung von Oxfam

Wie Hauschild fordert auch der CDU-Europaabge­ordnete Werner Langen, auch fragwürdig­e EU-Staaten auf die Liste zu setzen. Für Giegold sind Irland, Luxemburg, die Niederland­e und Malta mögliche Kandidaten. Laut Oxfam müssten mindestens 35 Länder auf die Liste, darunter einige EU-Staaten.

Bleibt die Frage: Warum haben die EU-Finanzmini­ster nach so kurzer Zeit acht Persilsche­ine ausgestell­t, ohne dass sich in den betreffend­en Ländern die Verhältnis­se grundsätzl­ich geändert haben? Die Antwort ist einfach. Mehrere EULänder locken selbst große Unternehme­n durch genau solche Steuerdeal­s, die sie den Ländern auf der Schwarzen Liste vorwerfen. EUWettbewe­rbskommiss­arin Margrethe Vestager hat Irland und Luxemburg deshalb verdonnert, Steuern von großen Konzernen nachzuford­ern. Auch britische Kronbesitz­tümer wie die Isle of Man oder Jersey oder Überseegeb­iete wie die Britischen Jungfernin­seln stehen nicht auf der Liste, obwohl sie dort hingehören.

Die EU-Staaten, die wegen großzügige­r Steuerdeal­s in der Kritik stehen, müssen allerdings erst gar nicht fürchten, auf der Schwarzen Liste zu landen. Steuerfrag­en werden in der EU einstimmig entschiede­n. Jedes Land kann so mit seinem Veto verhindern, an den Pranger gestellt zu werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany