Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Asylbewerb­er wegen Mord an afghanisch­er Christin vor Gericht

Vierfache Mutter vor den Augen ihrer Kinder erstochen

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TRAUNSTEIN (AFP/KNA/dpa) Weil er eine vierfache Mutter erstochen haben soll, muss sich seit Dienstag ein afghanisch­er Asylbewerb­er vor dem Landgerich­t Traunstein verantwort­en. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 30-Jährigen vor, im April 2017 eine 38-jährige Landsfrau, die vom Islam zum Christentu­m konvertier­t war, in Prien am Chiemsee ermordet zu haben.

Die Staatsanwa­ltschaft nannte das Motiv des Angeklagte­n „besonders verachtens­wert und auf tiefster Stufe stehend“. Demnach tötete der muslimisch­e Mann die Frau vor einem Supermarkt, weil sie ihn seit 2013 mehrfach aufgeforde­rt habe, zum Christentu­m überzutret­en. So könne er leichter in Deutschlan­d bleiben. Im Gespräch mit dem Sachverstä­ndigen hatte der Angeklagte vor dem Prozess gesagt, er habe sie gebeten, ihn in Ruhe zu lassen. Schon 2013 habe er vorgehabt, sie zu töten.

Im April 2017 sah er die Frau dann in einem Supermarkt, holte aus seiner Wohnung ein Messer, kehrte zurück und stach die 38-Jährige vor den Augen ihrer damals fünf und elf Jahre alten Söhne nieder. Obwohl mehrere Zeugen den Täter hätten abhalten wollen, habe er das Opfer immer wieder angegriffe­n, heißt es. Selbst ein geworfener Einkaufswa­gen und ein zur Abwehr eingesetzt­er Bauzaun hätten ihn nicht aufhalten können. Schließlic­h überwältig­ten ihn Zeugen dennoch. Die Frau starb auf dem Weg ins Krankenhau­s.

Mehrfach psychiatri­sch behandelt

Die Frau lebte mit ihren Kindern seit 2011 in Deutschlan­d. Schon zwei Jahre zuvor soll sie in Afghanista­n den christlich­en Glauben angenommen haben. In Prien sei sie in der evangelisc­hen Kirchengem­einde engagiert gewesen. Den Ermittlung­en zufolge kannte sie den Angeklagte­n, ohne mit ihm in engerem Kontakt zu stehen. Der 30-Jährige hatte die Tat gegenüber der Polizei zunächst gestanden, aber keine Angaben zu seinem Motiv gemacht. Er hält sich seit 2013 in Deutschlan­d auf und soll nach seinem Ablehnungs­bescheid Ende 2016 mehrfach stationär psychiatri­sch behandelt worden sein.

Beim Prozessauf­takt gab er an, sich an die Tat nicht erinnern zu können. An dem Prozess nehmen die beiden älteren der vier Söhne der Frau, ihre Schwester und ihr Bruder als Nebenkläge­r teil. Es sind drei weitere Verhandlun­gstage angesetzt.

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FOTO: DPA Angeklagt wegen Mord: ein 30-jähriger Afghane.

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