Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ostrachs Pfarrstelle bleibt weiterhin vakant
Der evangelischen Kirche fehlen Bewerber für ländliche Gebiete
OSTRACH - Die evangelischen Kirchenmitglieder in Ostrach müssen sich gedulden. Die Pfarrstelle ist zwar ausgeschrieben, aber Bewerbungen bleiben aus. Laut Dekan Beatus Widmann vom zuständigen Dekanat in Balingen soll für die Stelle nun erneut geworben werden.
Anfang November haben die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Ostrach-Wald sich von ihrer Pfarrerin Angelika Hofmann verabschiedet, die für ein dreijähriges Studium für psychologische Psychotherapie zur Luisenklinik in Bad Dürrheim ging. Nach rund sechs Jahren, die Hofmann in Ostrach gewirkt hat, ist die Stelle nun wieder unbesetzt. Mitte November war die Stelle erstmals ausgeschrieben. „Es wird wohl schwierig, einen Nachfolger zu finden. Das Problem haben wir in einigen Gemeinden im ländlichen Raum und in der Randlage unseres Dekanats“, berichtet Widmann auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Auf die Stelle in Ostrach habe es keine Bewerber gegeben. In einer Fachzeitschrift, die alle evangelischen Pfarrer in Württemberg erhalten, soll sie nun erneut ausgeschrieben werden.
Zahl der Kirchenmitglieder sinkt in Ostrach und Wald auf 1189
Je städtischer und dichter zu Tübingen und Reutlingen, desto leichter ist eine Pfarrstelle zu besetzen. So lautet die Erfahrung des Dekans. Die Gründe dafür seien vielfältig. Der ländliche Raum, die Randlage Ostrachs im Dekanat und ein Fachkräftemangel, der auch unter Pfarrern herrscht, nennt Widmann. Hinzu kommt, dass die Zahl der Kirchenmitglieder rückläufig ist. Waren es Ende 2016 in Ostrach und Wald noch 1204 Mitglieder, sank die Zahl Ende des vergangenen Jahres auf 1189. Zudem müsse die Landeskirche Stellen abbauen – 10,5 Stellen müssen es im Dekanatsbezirk bis 2030 weniger sein.
Die Übergangszeit macht dem Dekan allerdings weniger Sorgen. Über Sigmaringen sei eine Vertretung geregelt, zudem übernimmt eine Ruhestandspfarrerin Dienste. Bei der Nachfolgersuche setzt Widmann auch auf Werbung von Gemeindemitgliedern. „Es ist oft hilfreich, wenn sie selber jemanden ansprechen und bitten, eine Pfarrstelle zu übernehmen“, sagt der Dekan. Allerdings müsse der Kandidat aus der württembergischen Landeskirche kommen. Sollte er derzeit noch einer anderen angehören, dann könne er nur über einen Wechsel unter den beiden Landeskirchen nach Ostrach kommen. „Das ist unter den Landeskirchen so vereinbart, weil wir sonst in eine totale Konkurrenz geraten würden und bestimmte Gebiete verwaist bleiben würden.“
Für Ostrach macht er sich diese Sorge langfristig aber nicht. „Es ist unser erklärtes Ziel, in der Fläche präsent zu bleiben“, sagt Dekan Widmann. Das bedeute auch, dass die Mitglieder in erreichbarer Nähe ihren Pfarrer haben sollten. Seiner Ansicht nach sei es schwierig, die Gemeinde von Sigmaringen aus zu betreuen.