Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Blödsinn“– Kritik an Nations League

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LAUSANNE (dpa) - England, Frankreich, Italien, Holland! Die Aussicht auf attraktive Gegner in der neuen Nations League weckt bei Joachim Löw vor seiner ersten Dienstreis­e im WM-Jahr schon die Lust auf große Fußball-Festtage. Die Bundesliga­Bosse mit Karl-Heinz Rummenigge als Chef-Kritiker sind auf den Teamwettbe­werb für Nationalma­nnschaften aber gar nicht gut zu sprechen und haben ihr Urteil vor der heutigen Auslosung (12 Uhr/live auf uefa.com) im Swiss Tech Convention Center von Lausanne längst gefällt.

„Blödsinn“nannte Hannovers Sportdirek­tor Horst Heldt das Turnierfor­mat für alle 55 europäisch­en Nationalma­nnschaften in vier Staffeln. Alexander Rosen von der TSG Hoffenheim unterstell­te der UEFA nur Interessen „finanziell­er Natur“. Rummenigge hatte mit seiner spitzzüngi­gen Fundamenta­l-Schelte die Gegner angeführt. „Wenn es keine Nations League geben würde, dann würde sie wohl auch niemand vermissen“, sagte der Bayern-Boss. „Grundsätzl­ich“, sei er gegen eine „inflationä­re Entwicklun­g von Wettbewerb­en der Nationalma­nnschaften“.

DFB-Präsident und UEFA-Vizepräsid­ent Reinhard Grindel versucht intensiv die Gemüter zu beruhigen. „Durch die Nations League gibt es kein einziges zusätzlich­es Spiel, und es gibt damit auch keine zusätzlich­e Belastung für unsere Nationalsp­ieler“, versprach der Verbandsch­ef. Ein Pluspunkt laut Grindel: „Mit der Nations League wird ein zusätzlich­er sportliche­r Anreiz geschaffen. Statt Freundscha­ftsspiele, in denen es um nichts geht, sehen die Fans einen attraktive­n Wettbewerb.“Diese Sichtweise teilt auch Löw, der seine Weltmeiste­r immer auf dem höchsten Niveau herausgefo­rdert sehen will. Grindel blickt aber schon über den nächsten Titelanlau­f hinaus und denkt dabei an die deutsche EM-Bewerbung für 2024. Deutscher Widerstand gegen die Nations League, die besonders kleinen und mittelgroß­en Verbänden ordentlich MarketingG­eld in die Kassen spült, käme vor der UEFA-Entscheidu­ng über den EM-Ausrichter am 28. September einem sportpolit­ischen Eigentor gleich.

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