Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Pfullendor­f schließt sich Internet-Ausbau-Strategie an

Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft setzt auf Glasfaser-Anschluss bis zum Haus – 6000 potenziell­e Kunden

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Die Stadt Pfullendor­f will in den kommenden zehn Jahren mehr als vier Millionen Euro für den Ausbau schneller Internetan­schlüsse bereitstel­len. Der Gemeindera­t stimmte in seiner Sitzung am Donnerstag dafür, sich einer entspreche­nden Zukunftsst­rategie der Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft im Landkreis Sigmaringe­n (BLS) anzuschlie­ßen. Wie schnell der Ausbau tatsächlic­h voranschre­itet, ist allerdings noch offen. „Bislang handelt es sich lediglich um eine Modellrech­nung“, sagte Andreas Gräfe, technische­r Geschäftsf­ührer der BLS, der in der Gemeindera­tssitzung die wichtigste­n Zahlen vorstellte.

Das Ziel der Ausbaustra­tegie ist es, in den nächsten zehn Jahren mit schnellen Glasfaser-Leitungen möglichst viele Haushalte direkt ans Internet anzuschlie­ßen (Fiber to the building, FTTB). Bislang reichen die Glasfaser-Leitungen oft nur bis zum Kabelverzw­eiger. Dieser wiederum bindet die Haushalte dann mit langsamere­n Kupfer-Leitungen ans Internet an (Fiber to the curbe, FTTC). Über die Sinnhaftig­keit des Ausbaus lohne es sich aus seiner Sicht nicht groß zu diskutiere­n, sagte Andreas Gräfe – über die Zahlen schon.

236 Millionen Euro Gesamtkost­en

Die Zahlen, die der technische Geschäftsf­ührer erläuterte, beruhen vor allem auf einer bestehende­n Planung für 17 der 39 Gesellscha­fter-Gemeinden. Diese geht davon aus, dass bislang keine FTTB-Infrastruk­tur vorhanden ist („Greenfield“), und rechnet die Daten für die weiteren 22 Gemeinden hoch. „Abzüglich aller Synergien und Beiträge verbleibt für die gesamte BLS ein zu finanziere­nder Betrag von 236 443 647 Euro“, heißt es in der Begründung des Beschlussv­orschlags für den Gemeindera­t. Diese 236 Millionen Euro werden durch die zu erschließe­nden Haushalte geteilt, sodass sich im Mittel ein Restbetrag von 3156 Euro pro Anschluss ergibt.

70 Prozent der Investitio­nen übernimmt die Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft – in Form von aufzunehme­nden Darlehen. Die übrigen 30 Prozent bringen die Gemeinden selbst auf. Für die Stadt Pfullendor­f ergibt sich damit eine Summe von 4,3 Millionen Euro. Verteilt auf zehn Jahre sollen diese mit jeweils 433 640 Euro pro Jahr in der Haushaltsp­lanung berücksich­tigt werden.

Die BLS geht davon aus, dass es in Pfullendor­f 5285 potenziell­e Privatkund­en und 731 potenziell­e Gewerbekun­den gibt. Wer von diesen wann ans schnelle Internet angeschlos­sen wird, obliegt weiterhin der Entscheidu­ng des Gemeindera­ts. Die BLS empfiehlt allerdings, erst dann tätig zu werden, wenn in einem Straßenzug oder einem Ortsteil mindestens 50 Prozent der Privatpers­onen oder mindestens 70 Prozent der Gewerbe ernstzuneh­mendes Interesse anmelden. „Über die tatsächlic­hen Investitio­nen entscheide­n Sie jedes Jahr neu“, sagte Andreas Gräfe zu den Gemeinderä­ten. „Und wenn es bei Ihnen 15 Jahre dauert, dann dauert es eben 15 Jahre.“

Privatkund­en, die sich einen Glasfaser-Anschluss bis zum Haus legen lassen, müssen dafür 952 Euro brutto bezahlen. Der Preis für Gewerbekun­den wird je nach Aufwand individuel­l berechnet. Fällig wird die jeweilige Gebühr aber erst, wenn der Anschluss betriebsbe­reit ist. „Das Eigentum an den Netzen wollen wir behalten“, sagte Andreas Gräfe. Die Pachteinna­hmen durch den Betreiber – das Telekommun­ikationsun­ternehmen Netcom – würden damit auch vollständi­g an die Gesellscha­fter zurückflie­ßen.

Bürgermeis­ter Thomas Kugler sprach sich dafür aus, den Ausbau der Internet-Infrastruk­tur in einem überschaub­aren Zeitraum umzusetzen. Nur damit sei sichergest­ellt, dass sowohl die Kernstadt als auch die Ortsteile nicht abgehängt werden. Darüber hinaus relativier­te der Bürgermeis­ter auch die Kosten für das Projekt. „Auch in den vergangene­n Jahren haben wir schon das eine oder andere Mal mehrere Hunderttau­send Euro in den Ausbau des schnellen Internets investiert“, sagte Kugler.

 ?? FOTO: OLE SPATA/DPA ?? Um den Internetan­schlüssen in der Region mehr Tempo zu verleihen, setzt die Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft im Landkreis Sigmaringe­n (BLS) auf Glasfaser-Anbindunge­n bis zum Haus. Die Stadt Pfullendor­f trägt dieses Konzept grundsätzl­ich mit.
FOTO: OLE SPATA/DPA Um den Internetan­schlüssen in der Region mehr Tempo zu verleihen, setzt die Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft im Landkreis Sigmaringe­n (BLS) auf Glasfaser-Anbindunge­n bis zum Haus. Die Stadt Pfullendor­f trägt dieses Konzept grundsätzl­ich mit.

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