Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Pfullendorf schließt sich Internet-Ausbau-Strategie an
Breitbandversorgungsgesellschaft setzt auf Glasfaser-Anschluss bis zum Haus – 6000 potenzielle Kunden
PFULLENDORF - Die Stadt Pfullendorf will in den kommenden zehn Jahren mehr als vier Millionen Euro für den Ausbau schneller Internetanschlüsse bereitstellen. Der Gemeinderat stimmte in seiner Sitzung am Donnerstag dafür, sich einer entsprechenden Zukunftsstrategie der Breitbandversorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen (BLS) anzuschließen. Wie schnell der Ausbau tatsächlich voranschreitet, ist allerdings noch offen. „Bislang handelt es sich lediglich um eine Modellrechnung“, sagte Andreas Gräfe, technischer Geschäftsführer der BLS, der in der Gemeinderatssitzung die wichtigsten Zahlen vorstellte.
Das Ziel der Ausbaustrategie ist es, in den nächsten zehn Jahren mit schnellen Glasfaser-Leitungen möglichst viele Haushalte direkt ans Internet anzuschließen (Fiber to the building, FTTB). Bislang reichen die Glasfaser-Leitungen oft nur bis zum Kabelverzweiger. Dieser wiederum bindet die Haushalte dann mit langsameren Kupfer-Leitungen ans Internet an (Fiber to the curbe, FTTC). Über die Sinnhaftigkeit des Ausbaus lohne es sich aus seiner Sicht nicht groß zu diskutieren, sagte Andreas Gräfe – über die Zahlen schon.
236 Millionen Euro Gesamtkosten
Die Zahlen, die der technische Geschäftsführer erläuterte, beruhen vor allem auf einer bestehenden Planung für 17 der 39 Gesellschafter-Gemeinden. Diese geht davon aus, dass bislang keine FTTB-Infrastruktur vorhanden ist („Greenfield“), und rechnet die Daten für die weiteren 22 Gemeinden hoch. „Abzüglich aller Synergien und Beiträge verbleibt für die gesamte BLS ein zu finanzierender Betrag von 236 443 647 Euro“, heißt es in der Begründung des Beschlussvorschlags für den Gemeinderat. Diese 236 Millionen Euro werden durch die zu erschließenden Haushalte geteilt, sodass sich im Mittel ein Restbetrag von 3156 Euro pro Anschluss ergibt.
70 Prozent der Investitionen übernimmt die Breitbandversorgungsgesellschaft – in Form von aufzunehmenden Darlehen. Die übrigen 30 Prozent bringen die Gemeinden selbst auf. Für die Stadt Pfullendorf ergibt sich damit eine Summe von 4,3 Millionen Euro. Verteilt auf zehn Jahre sollen diese mit jeweils 433 640 Euro pro Jahr in der Haushaltsplanung berücksichtigt werden.
Die BLS geht davon aus, dass es in Pfullendorf 5285 potenzielle Privatkunden und 731 potenzielle Gewerbekunden gibt. Wer von diesen wann ans schnelle Internet angeschlossen wird, obliegt weiterhin der Entscheidung des Gemeinderats. Die BLS empfiehlt allerdings, erst dann tätig zu werden, wenn in einem Straßenzug oder einem Ortsteil mindestens 50 Prozent der Privatpersonen oder mindestens 70 Prozent der Gewerbe ernstzunehmendes Interesse anmelden. „Über die tatsächlichen Investitionen entscheiden Sie jedes Jahr neu“, sagte Andreas Gräfe zu den Gemeinderäten. „Und wenn es bei Ihnen 15 Jahre dauert, dann dauert es eben 15 Jahre.“
Privatkunden, die sich einen Glasfaser-Anschluss bis zum Haus legen lassen, müssen dafür 952 Euro brutto bezahlen. Der Preis für Gewerbekunden wird je nach Aufwand individuell berechnet. Fällig wird die jeweilige Gebühr aber erst, wenn der Anschluss betriebsbereit ist. „Das Eigentum an den Netzen wollen wir behalten“, sagte Andreas Gräfe. Die Pachteinnahmen durch den Betreiber – das Telekommunikationsunternehmen Netcom – würden damit auch vollständig an die Gesellschafter zurückfließen.
Bürgermeister Thomas Kugler sprach sich dafür aus, den Ausbau der Internet-Infrastruktur in einem überschaubaren Zeitraum umzusetzen. Nur damit sei sichergestellt, dass sowohl die Kernstadt als auch die Ortsteile nicht abgehängt werden. Darüber hinaus relativierte der Bürgermeister auch die Kosten für das Projekt. „Auch in den vergangenen Jahren haben wir schon das eine oder andere Mal mehrere Hunderttausend Euro in den Ausbau des schnellen Internets investiert“, sagte Kugler.