Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Fraktionen wollen Obdachlosenunterkunft in Friedrichshafen sanieren
Kosten betragen 1,4 Millionen Euro – Stadtverwaltung setzt stattdessen auf dezentrale Unterbringung – Rat entscheidet am 5. Februar
FRIEDRICHSHAFEN - In der Diskussion über die Obdachlosenunterkunft in der Keplerstraße 7 (K7) in Friedrichshafen stehen die Gemeinderatsfraktionen fast geschlossen gegen die Position der Stadtverwaltung. Die Politiker wollen eine Sanierung des Hauses, mehr Einzelzimmer und Nasszellen. Die Verwaltung will „keinen Sozialtourismus“und lehnt diese ab.
In der Debatte um den Doppelhaushaltsplanentwurf 2018/2019 haben die Fraktionen des Gemeinderats in der Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses der Stadtverwaltung nur wenig nachgegeben. Bürgermeister Andreas Köster argumentierte mit den Verbesserungen der vergangenen zwei Jahre. Man habe vieles getan, ein Arztzimmer sei eingerichtet, eine „ganze Reihe von Maßnahmen“habe die Situation verbessert. Die Stadt setze auf dezentrale Unterbringungen und wolle verhindern, dass Menschen aus anderen Orten nach Friedrichshafen kommen, um hier eine angenehme Bleibe zu finden. Köster sprach von „Sozialtourismus“. Die Selbsthilfe der Bewohner solle aktiviert werden und die für die Sanierungen und Umbauten nötigen 1,4 Millionen Euro seien bei den Bemühungen um dezentrale Unterbringung besser aufgehoben.
Die Betreuung der K7 und seiner derzeit rund 40 Bewohner wird durch die Vereine Arkade und Dornahof geleistet. In der Vergangenheit waren von Menschen, die Zugang zu dem Haus haben, immer wieder „menschenunwürdige Zustände“gemeldet worden. Es bestehe ein großes Sicherheitsrisiko, vor allem nachts und am Wochenende. Das sei sowohl der Polizei als auch der Stadtverwaltung bekannt. Die Arkade selbst sagt auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“nichts zu den genauen Zuständen im Haus.
Dieter Stauber (SPD) sieht die Notwendigkeit, dort ein „zivilisatorisches Minimum“aufrecht zu erhalten. Dazu würden auch Einzelzimmer und eine Nasszelle gehören. Auch Hans-Jürgen Bauer (CDU) argumentierte so. Es gehe bei dem Wunsch, die K7 zu sanieren, nicht um Luxus. Freiwillig wolle dort ohnehin niemand einziehen. Und die Träger Arkade und Dornahof seien auf die Vorbereitung der Menschen in dezentraler Unterbringung auch in anderen Städten spezialisiert. Es gehe um die Intimsphäre der Menschen und die Verantwortung der Gesellschaft.
Dieter Stauber machte den Vorschlag, sich auf eine Nasszelle für zwei Einzelzimmer zu einigen, wollte eine Planungsrate in den Haushalt einstellen und die Arbeiten „sukzessive“umsetzen. Mit Enthaltung der FDP stimmten alle Fraktionen für diesen Vorschlag. Entschieden wird im Rat am 5. Februar.