Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Angeklagter lässt die Katzenzunft hängen
Nasenschleifen kann auf dem Landschaftstreffen in Bad Waldsee nicht vorgeführt werden
MESSKIRCH - Beim Landschaftstreffen der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN) in Bad Waldsee hat die Katzenzunft Meßkirch am vergangenen Wochenende Hunderten von Zuschauern das Nasenschleifen präsentieren wollen. Doch der Angeklagte, SWR-FasnetExperte Gerd Motzkus, war nicht erschienenen.
Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“erklärt Zunftmeister Martin Birk, dass die gastgebende Narrenzunft Motzkus als Angeklagten vorgeschlagen hatte. Das habe die Katzenzunft sehr gefreut – es seien EMails und SMS hin- und hergeschickt worden, man habe freundlichen Kontakt gehabt. Die Anklage sei Motzkus zuge- stellt worden und er habe sich zufrieden gezeigt. Katzenrat Holger Schank habe federführend alles mit Motzkus geklärt. Der SWR-Experte habe fest zugesagt. Hunderte Zuschauer standen am Samstag am Festplatz und warteten. Musik und Technik waren bereit – die Nasenschleifer hatten extra einen Kleinbus gemietet, um die Nasenschleifmaschine nach Bad Waldsee zu bringen – und dann: Motzkus fehlt.
Er sei auch nach vier Anrufen nicht ans Telefon gegangen, berichtet Birk. Der SWR-Mann habe nicht auf SMS reagiert, obwohl er noch 36 Stunden vorher schriftlich und freudig bestätigt habe, dass alles klar sei und er komme. Das Programm der Brauchtumsvorführungen musste umgeschmissen werden, der Auftritt der Katzenzunft wurde zeitlich nach hinten verlegt. Doch der Delinquent kam einfach nicht – und so musste das Nasenschleifen schlussendlich abgesagt werden.
„Am nächsten Tag durften wir dann erfahren, dass er beim Zunftmeisterempfang in aller Öffentlichkeit über die Meßkircher herzog und sagte, man habe zu ihm keinen Kontakt aufgenommen“, schreibt die Katzenzunft auf Facebook. Das sei umso verwunderlicher, da ja alle Kontakte schriftlich vorlägen und Motzkus stets geantwortet und damit seine Kenntnis bestätigt habe.
Die Katzenzunft habe noch immer keine Reaktion, keine Erklärung, keine Entschuldigung von Motzkus erhalten, sagt Birk am Freitagmittag. Von den Waldseer Narrenfreunden habe die Katzenzunft erfahren, Motzkus habe im Nachbarort beim Abendessen gesessen, während Hunderte auf ihn warteten. Birk findet es ärgerlich, dass Motzkus seinerseits der Katzenzunft den Schwarzen Peter zuschiebt. „Es stimmt nicht, dass wir uns nicht gemeldet hätten. Wir hätten eine andere Reaktion erwartet“, sagt der Zunftmeister.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“äußert sich Gerd Motzkus schriftlich: „Bei der Sache handelt es sich schlicht um ein kommunikatives Missverständnis, das mir ehrlich leid tut.“Er habe dem Nasenschleifen am Donnerstag vor dem Narrentreffen zwar zugesagt, dann aber weder am Freitag noch am Samstag eine Bestätigung erhalten, dass die Veranstaltung auch wirklich stattfindet. „Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass sich die Sache erledigt hat.“SMS und Anrufe vom Samstagabend habe er erst spätabends gesehen, als er ins Hotel zurückkam, wo sein Handy lag: „Da war es dann natürlich zu spät.“
Dass er beim Zunftmeisterempfang“über die Katzenzunft „hergezogen“ haben soll, sei Motzkus unverständlich: „Ich habe auf Nachfragen lediglich obigen Sachverhalt geschildert – und das meines Erachtens ganz sachlich.“Motzkus fügt an: „Ich bedauere dieses Missverständnis außerordentlich und dass die Zunft den organisatorischen Aufwand vergeblich betrieben hat. Insofern verstehe ich, dass die Katzen sauer auf mich sind.“Motzkus würde sich wünschen, dass seine närrische Verbundenheit mit Meßkirch durch diese „dumm gelaufene Sache“keinen Schaden nehme. „Ich entschuldige mich deshalb nochmals ausdrücklich für dieses grandiose Missverständnis.“