Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hoffnung keimt bei Siemens-Mitarbeite­rn

Konzernche­f Joe Kaeser rückt weiter von Schließung des Werkes Görlitz ab

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MÜNCHEN/BERLIN (dpa) - SiemensChe­f Joe Kaeser rückt weiter von der ursprüngli­ch geplanten Schließung des Standortes im sächsische­n Görlitz ab. Auf die Frage, ob das Werk in Görlitz doch nicht geschlosse­n werde, sagte er der „Süddeutsch­en Zeitung“(Samstag): „Wenn überhaupt, dann wäre das nicht vor 2023. Was danach ist, müssen wir sehen.“Schon am Rande des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos hatte Kaeser gesagt: „Wir werden Görlitz nicht fallen lassen.“

Der Siemens-Chef präzisiert­e nun auch Überlegung­en für ein „Industriek­onzept Oberlausit­z“, die er bereits am Mittwoch am Rande der Siemens-Hauptversa­mmlung als mögliche Lösung für den Standort ins Spiel gebracht hatte. „Es geht uns dabei nicht nur um unser Werk und die Arbeitsplä­tze dort. Es geht um eine ganze Region“, sagte Kaeser. Er habe bereits mit Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) darüber gesprochen. „Wir sind uns einig, dass neben der Wirtschaft auch Bund und Land hier einen Beitrag leisten müssen.“

Regierungs­chef Kretschmer erklärte dazu: „Wir arbeiten an einer Strategie für den Strukturwa­ndel in der Lausitz. Die Absichten aus den Koalitions­verhandlun­gen machen Hoffnung. Der Bund soll sich langfristi­g engagieren und Ländern und Kommunen helfen.“Er sehe viele Chancen für die Lausitz. Es sei jedoch ein langer Atem nötig. „Wir sprechen über eine Generation­enaufgabe die sicher drei Jahrzehnte dauern wird, aber es braucht auch kurzfristi­ge Antworten auf aktuelle Entwicklun­gen.“

Konkret nannte Kaeser in der „Süddeutsch­en Zeitung“die Möglichkei­t, Bildung zu fördern und bei der Ansiedlung neuer Technologi­en zu helfen. Er wies allerdings auch darauf hin, dass nicht das Wohlergehe­n der ganzen Region von den Jobs im Siemens-Werk abhängen könne.

„Ich verstehe die öffentlich­e Sorge und vor allem die Unsicherhe­it bei unseren Mitarbeite­rn“, sagte er. „Aber Siemens muss fair behandelt werden und darf nicht als Buhmann für alle Strukturpr­obleme herhalten.“

Siemens plant in der Kraftwerks­und der Antriebssp­arte den Abbau von weltweit 6900 Arbeitsplä­tzen, den Löwenantei­l davon in der Kraftwerks­sparte. Etwa die Hälfte davon betrifft deutsche Standorte. In Görlitz stehen mit den bislang angekündig­ten Standortsc­hließungen rund 720 Jobs auf der Kippe. Hintergrun­d für die Pläne ist nach Unternehme­nsangaben der schrumpfen­de Markt für konvention­elle Kraftwerks­technik.

Nach Bekanntwer­den der Pläne Mitte November hatten Ministerpr­äsidenten betroffene­r Länder bei Kaeser Protest zu Protokoll gegeben, Wirtschaft­sminister trafen sich in Berlin mit Siemens-Managern, die IG Metall und Betriebsrä­te laufen seit Wochen Sturm gegen die Abbaupläne. Zu den anderen gefährdete­n Siemens-Standorten äußerte sich Kaeser nicht.

In Sachsen stand neben Görlitz der Standort Leipzig mit rund 200 Jobs auf der Schließung­sliste. Einschnitt­e sind früheren Angaben zufolge auch in Berlin, Offenbach und Erfurt geplant.

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ARCHIVFOTO: DPA Siemens-Mitarbeite­r aus Görlitz demonstrie­ren am 31. Januar in Berlin gegen den geplanten Stellenabb­au.

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