Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Langsamster Bauer hat Lebensweisheiten parat
Beim Musikball in Ostrach lohnt sich das Schlangestehen für gute Plätze
OSTRACH - Bereits um 18.30 Uhr haben am Samstag Besucher vor der noch verschlossenen Türe der Buchbühlhalle in Ostrach gestanden, um alsbald Einlass zu erlangen und sich einen guten Platz sichern zu können. Ein lohnendes Unterfangen, bot doch der Musikverein Ostrach seinen Ballbesuchern ein fulminantes und kurzweiliges Fasnetsprogramm.
Julia Steurer, die das Publikum begrüßte, betonte, wie viel Fleiß und Ehrgeiz die Musikanten in die Vorbereitungen gesteckt hatten. Spürbar war dies dann auch gleich beim ersten Programmpunkt: Bei einer Mischung aus Twist und Squaredance tanzten die jungen Männer des Vereins adrett gekleidet in Jeans und weißen Hemden, bis die Damen in Petticoat und den für die 50er–Jahre üblichen gepunkteten Kleidern, das Bild vervollständigten. Zu „Candyman“Und „Footloose“brachten sie das Publikum sogleich in Stimmung, sodass tosender Applaus und Zugaberufe die Buchbühlhalle erfüllten.
Stewardessen suchen Arbeit
Wegen des Übergewichts der einen und der fehlenden Attraktivität der anderen bekamen die Stewardessen Carina Halder und Karin Fischer keine Stelle bei der Lufthansa und mussten sich deswegen einen regionaleren Arbeitsplatz suchen. Als Personal der „Storchschnabel Eierlines“führten sie das Publikum mit liebevoll gedichteten Liedern durch das Programm des Abends.
Christoph Andelfinger, der in den vergangenen Jahren als der langsamste Bauer des Ostrachtals Ruhm und Ehre erlangte, war in diesem Jahr als „dummer August“verkleidet und plauderte in gewohnt temperamentfreier Manier aus seinem Leben. Wehmütig auf seine letzte Beziehung zurückblickend, entpuppte er sich als wahrer Beziehungs(ver)kenner und überließ dem höchst amüsierten Publikum Lebensweisheiten wie: „Wenn du dein Ohr auf eine heiße Herdplatte legst, kannst du riechen, wie blöd du bist.“
Von den „Schdewardessen“begleitet, wurde das Publikum in Weinbaugebiete geführt, wo es sich an tanzenden Weinreben erfreuen konnte. Mit Luftballons bestückte Damen tanzten und erwiesen sich in Form von Reben als Percussiontalente. Anschließend gaben Max Schmid und Lorenz Faber „offtopic“sozusagen Einblicke ins Planungstreffen für den Musikball. Mit dem Auftrag, sich einen Programmpunkt für den Ball auszudenken, kamen die beiden ins Plaudern und der Zuhörer erfuhr so zufällig, dass der Bürgermeister nichts Aufregendes zum Ortsgeschehen habe beitragen können oder dass der Pfarrer die Ökumene auf höchst unkonventionelle Weise lebe. Wichtig war Schmid und Faber noch eine detaillierte Analyse des Bauzelieds hinsichtlich seiner politischen Korrektheit. Es hätten sich nämlich sowohl diskriminierende, als auch gewaltverherrlichende Textpassagen eingeschlichen, die sich nur beheben ließen, wenn Fasnet ein ordentliches Schulfach in Oberschwaben werden würde.
An Eleganz, Anmut und natürlicher Schönheit nicht zu überbieten waren die hawaiianischen Schönheiten, die dank ihres Hüftschwungs nur schwerlich als die männlichen Vereinsmitglieder zu erkennen waren. Das Publikum dankte den Schönheiten ihre grazile Darbietung mit begeisternden Pfiffen und Kreischen der anwesenden Damen.
Nachdem Hubert Endres, Felix Baier, Wolfgang Strobel, Peter Hornstein und Erich Härle auf dem Mitfahrbänkle das Ortsgeschehen des vergangenen Jahres auf bemerkenswert amüsante Weise durch den Kakao gezogen hatten, sangen sie „Oschtrach isch an wunderschöner Fleck; do will i it weg“, bevor sich alle Musiker zum Finale auf der Bühne versammelten, um sich ihren wohlverdienten Applaus abzuholen.