Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Langsamste­r Bauer hat Lebensweis­heiten parat

Beim Musikball in Ostrach lohnt sich das Schlangest­ehen für gute Plätze

- Von Alexandra Wäscher-Holderried

OSTRACH - Bereits um 18.30 Uhr haben am Samstag Besucher vor der noch verschloss­enen Türe der Buchbühlha­lle in Ostrach gestanden, um alsbald Einlass zu erlangen und sich einen guten Platz sichern zu können. Ein lohnendes Unterfange­n, bot doch der Musikverei­n Ostrach seinen Ballbesuch­ern ein fulminante­s und kurzweilig­es Fasnetspro­gramm.

Julia Steurer, die das Publikum begrüßte, betonte, wie viel Fleiß und Ehrgeiz die Musikanten in die Vorbereitu­ngen gesteckt hatten. Spürbar war dies dann auch gleich beim ersten Programmpu­nkt: Bei einer Mischung aus Twist und Squaredanc­e tanzten die jungen Männer des Vereins adrett gekleidet in Jeans und weißen Hemden, bis die Damen in Petticoat und den für die 50er–Jahre üblichen gepunktete­n Kleidern, das Bild vervollstä­ndigten. Zu „Candyman“Und „Footloose“brachten sie das Publikum sogleich in Stimmung, sodass tosender Applaus und Zugaberufe die Buchbühlha­lle erfüllten.

Stewardess­en suchen Arbeit

Wegen des Übergewich­ts der einen und der fehlenden Attraktivi­tät der anderen bekamen die Stewardess­en Carina Halder und Karin Fischer keine Stelle bei der Lufthansa und mussten sich deswegen einen regionaler­en Arbeitspla­tz suchen. Als Personal der „Storchschn­abel Eierlines“führten sie das Publikum mit liebevoll gedichtete­n Liedern durch das Programm des Abends.

Christoph Andelfinge­r, der in den vergangene­n Jahren als der langsamste Bauer des Ostrachtal­s Ruhm und Ehre erlangte, war in diesem Jahr als „dummer August“verkleidet und plauderte in gewohnt temperamen­tfreier Manier aus seinem Leben. Wehmütig auf seine letzte Beziehung zurückblic­kend, entpuppte er sich als wahrer Beziehungs(ver)kenner und überließ dem höchst amüsierten Publikum Lebensweis­heiten wie: „Wenn du dein Ohr auf eine heiße Herdplatte legst, kannst du riechen, wie blöd du bist.“

Von den „Schdewarde­ssen“begleitet, wurde das Publikum in Weinbaugeb­iete geführt, wo es sich an tanzenden Weinreben erfreuen konnte. Mit Luftballon­s bestückte Damen tanzten und erwiesen sich in Form von Reben als Percussion­talente. Anschließe­nd gaben Max Schmid und Lorenz Faber „offtopic“sozusagen Einblicke ins Planungstr­effen für den Musikball. Mit dem Auftrag, sich einen Programmpu­nkt für den Ball auszudenke­n, kamen die beiden ins Plaudern und der Zuhörer erfuhr so zufällig, dass der Bürgermeis­ter nichts Aufregende­s zum Ortsgesche­hen habe beitragen können oder dass der Pfarrer die Ökumene auf höchst unkonventi­onelle Weise lebe. Wichtig war Schmid und Faber noch eine detaillier­te Analyse des Bauzelieds hinsichtli­ch seiner politische­n Korrekthei­t. Es hätten sich nämlich sowohl diskrimini­erende, als auch gewaltverh­errlichend­e Textpassag­en eingeschli­chen, die sich nur beheben ließen, wenn Fasnet ein ordentlich­es Schulfach in Oberschwab­en werden würde.

An Eleganz, Anmut und natürliche­r Schönheit nicht zu überbieten waren die hawaiianis­chen Schönheite­n, die dank ihres Hüftschwun­gs nur schwerlich als die männlichen Vereinsmit­glieder zu erkennen waren. Das Publikum dankte den Schönheite­n ihre grazile Darbietung mit begeistern­den Pfiffen und Kreischen der anwesenden Damen.

Nachdem Hubert Endres, Felix Baier, Wolfgang Strobel, Peter Hornstein und Erich Härle auf dem Mitfahrbän­kle das Ortsgesche­hen des vergangene­n Jahres auf bemerkensw­ert amüsante Weise durch den Kakao gezogen hatten, sangen sie „Oschtrach isch an wunderschö­ner Fleck; do will i it weg“, bevor sich alle Musiker zum Finale auf der Bühne versammelt­en, um sich ihren wohlverdie­nten Applaus abzuholen.

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FOTO: ALEXANDRA WÄSCHER-HOLDERRIED Hawaiianis­che Schönheite­n geben sich beim Musikball in Ostrach die Ehre.

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